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Die intergalaktische Welt des ‚Star Trek‘-Dating

Heutzutage gibt es für jede Subkultur einen eigenen Dating-Dienst: Egal ob Dr. Who-Fan („Whovian Companions”), Harry-Potter-Anhänger („Dating for Muggles”) oder Amerikaner, die unbedingt einen Kanadier heiraten wollen, um der Trump-okalypse zu entkommen. Manche Romantiker dringen allerdings in Welten vor, in denen vor ihn noch niemand war—die Welt der Star Trek-Hardcorefans.

Oliver Gough hat Star Trek Dating ins Leben gerufen, nachdem er die komplette Serie gesehen und 2008 sogar ein Buch namens Stalking Shatner geschrieben hat. „Ich habe sogar von Star Trek geträumt”, erzählt er gegenüber Broadly, „und schließlich hatte ich Mitte 2009 eine Unterhaltung mit einem Freund. ‚Es gibt einfach keine Dating-Seiten für Star Trek-Fans’, habe ich zu ihm gesagt.” Gough nahm sein Schicksal selbst in die Hand, sicherte sich den Domain-Namen und engagierte einen Web Designer. Er sollte nicht der einzige bleiben.

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Die namentlich nicht ganz unähnliche Seite TrekDating wurde 2013 von Jonathan Bird ins Leben gerufen. Mittlerweile zählt das Angebot nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Mitglieder—vor allem aus Großbritannien, Australien und den USA. Bird sagt, dass er seine Frau dort kennengelernt hat. „Ich habe mich angemeldet um sicherzugehen, dass alles richtig funktioniert”, sagte er dem Guardian. Seine Frau war zwar erst vier Tage angemeldet, mehr Zeit brauchte sie aber anscheinend nicht, um die Liebe ihres Lebens zu finden.

Weil mich die Idee einer intergalaktischen Liebesaffäre irgendwie ansprach, meldete ich mich bei ein paar der Seite an. Leider waren sie weder ansprechend designt, noch sonderlich übersichtlich. Obwohl eine Dating-Seite für Trekkies geradezu nach einem futuristischen Design mit jeder Menge Star Trek-Anspielungen schreit, sehen die Seiten von Bird und Gough ziemlich veraltet aus.

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Leute, die sich mit mir über ihre Star Trek-Dating-Erfahrungen austauschen wollten, waren schwieriger zu finden als ein emotionaler Vulkanier, aber schließlich stieß ich auf Sandra Traethau. Die 34-jährige Kanadierin meldete sich auf Trekkie Dating an, weil Tinder nicht so richtig ihr Ding war. Die Bedienung der Seite war nach ihrer Aussage absolut in Ordnung und auch Nachrichten habe sie viele bekommen. Allerdings „hatte ich das Gefühl, dass ein paar von den Leuten da echt verzweifelt sind, wenn du weißt, was ich meine.”

Traethau traf sich schließlich mit zwei Leuten, die sie über die Seite kennengelernt hatte. „Die erste Person war ein Typ Ende 30, der online ziemlich lustig und charmant war. Als wir uns getroffen haben, war es zu Beginn aber ein bisschen krampfig.” Das gemeinsame Interesse an Star Trek brachte die Unterhaltung dann schließlich doch in Gange. „Das hat das Eis ziemlich gut gebrochen”, erklärt Traethau, „weil er gesagt hat, dass er sich gerade wie [der ziemlich unsichere Lieutenant] Barclay vorkäme—einer meiner Lieblings-Nebencharaktere.” Noch mal getroffen haben sich die beiden aber trotzdem nicht. „Wir haben viel über Star Trek gesprochen und es war wirklich nett, aber es hat sich irgendwie nicht wie ein Date angefühlt.”

Die Website von TrekDating | Screenshot: trekdating.com

Ihr anderes Date war deutlich unangenehmer. „Ich weiß noch nicht mal mehr, warum ich mich überhaupt mit ihm getroffen habe. Er hat mich mit der Borg-Begrüßung ‚Du wirst von mir assimiliert, Widerstand ist zwecklos!’ angeschrieben.”

Zum Treffen verkleidete sich ihr Date als ein Mitglied der bösen kybernetischen Alienrasse—ebenfalls wenig erfolgreich. „Es hat überhaupt nicht gepasst, weil er offensichtlich kein Cyborg, sondern ein dünner, für mich sowieso etwas zu junger Nerd war, der seine Stimme verstellt hat, um männlicher zu klingen.” Den Großteil des Treffens hat sie zwar verdrängt, an eine Situation kann sie sich aber noch sehr genau erinnern: „Er meinte zu mir ‚Bereite dich darauf vor, bestiegen zu werden’ und begann, Stoßbewegungen mit seinen Hüften zu machen.” An diesem Punkt verabschiedete Sandra sich und suchte das Weite.

Sehr spezifische gemeinsame Interessen schützen einen also auch nicht davor, ein wirklich furchtbares Date zu haben.

Mir war es wichtig, die ‚Star Trek’-Werte miteinzubeziehen: Erforschung, Abenteuer, Freundschaft und Zusammenarbeit für einen guten, größeren Zweck.

Astrid Dees, Praktikantin bei einem Pole-Dance-Studio im US-amerikanischen Knoxville, hat deutlich mehr Glück in Sachen Trekkie-Romanze gehabt. Vor vier Jahren traf sie bei einer Star Trek-Convention in Nashville Chris Miller. Sie trug eine Uniform aus Raumschiff Enterprise, er war als Q aus Das nächste Jahrhundert verkleidet. „Wir sind die folgenden Jahre in Kontakt geblieben, allerdings nur als Freunde”, erzählt Dee. „Dann ist er hierher nach North Dakota gezogen, wir haben viel gechattet, er hat mich besucht, wir haben uns verliebt und jetzt sind wir verheiratet.”

Dees hat nie eine Dating-Seite benutzt, kennt aber viele andere Paare, die sich auch bei Conventions kennengelernt haben—eines davon „in einer Warteschlage vor einer Star Trek-Veranstaltung in Vegas”. Beide hatten ihre Tickets verloren.

Star Trek hat sie und ihren Mann allerdings nicht nur zusammengebracht, sondern ist nach wie vor ein großer Teil ihres Beziehungslebens. „Wenn wir es uns richtig gemütlich machen wollen, gucken wir Star Trek zusammen. Wir fragen uns auch gegenseitig über Trivia-Wissen aus und wann immer wir die Chance haben uns zu verkleiden, machen wir das und haben unfassbar viel Spaß dabei.”

Astrid Dees und ihr Mann bei ihrer Hochzeit—mit ‚Star Trek’-Elvis.

Irgendwann fragte Miller Dees, wie sie sich ihre Traumhochzeit vorstellen würde. „Ich meinte dann: ein Paar, dass sich als Klingonen verkleidet auf der [Starfleet] Brücke bei der Convention in Las Vegas das Ja-Wort gibt. Ich glaube, da war es endgültig um ihn geschehen.” Außerdem hatte Dees immer den Wunsch, von Elvis vermählt zu werden—also entschieden sie sich, beides zu kombinieren. „Er trug einen weißen Hosenanzug, auf dem das Star Trek-Symbol war. Das war wirklich toll,” erklärt sie grinsend.

Als ich die beiden Frauen frage, warum sie so fasziniert von Star Trek sind, geben sie beide dieselbe Antwort: Es hat etwas entspannendes. „Ende 20 bin ich zur Schule gegangen und habe nebenbei gearbeitet. Es war eine ziemlich stressige Zeit für mich und Star Trek lief immer im Hintergrund. Das hat mich beruhigt”, sagt Dees. „Ich hole auch immer die Blu-Rays raus, wenn es mir nicht gut geht und es funktioniert jedes Mal”, stimmt ihr Traethau zu.

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Star Trek mag ein bei einem ersten Date ein ziemlich gutes Thema sein, um erst einmal ins Gespräch zu kommen, doch wie sieht es mit Romantik im Franchise an sich aus? Die TV-Serie war dafür bekannt, progressiv und offen zu sein. Im Jahr 1968 zeigte sie den ersten Kuss zwischen Menschen mit verschiedenen Hautfarben im amerikanischen Fernsehen und auch das futuristische Setting an sich ist eine größtenteils pazifistische Zukunftsutopie.

Gough sagt, dass er sich bei dem Aufbau von Star Trek Dating stark an dieser Weltanschauung orientiert hat: „Mir war es wichtig, die Star Trek-Werte miteinzubeziehen: Erforschung, Abenteuer, Freundschaft und Zusammenarbeit für einen guten, größeren Zweck.”

„Ich glaube, dass die meisten Leute, die sie Serie lieben, an dieselben Werte glauben”, erklärt Traethau. „Es ist wichtig, dass du offen für Neues und aufgeschlossen gegenüber anderen Lebensmodellen bist. Die Vulkanier haben dieses Motto: UMUK—unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination. Arbeite mit anderen zusammen, tauscht Ideen aus, sei leidenschaftlich. Das ist eine sehr gesunde, pragmatische Philosophie und erinnert mich daran, was manche alte Menschen über die Ehe sagen.”

Dees sagt es etwas einfacher: „Star Trek macht mich einfach glücklich.”