Fotos von Jamie Lee Curtis Taete
Beim Namen „Fashion Week“ denkt man gewöhnlich an New Yorker Hochhausschluchten oder mondäne Städte wie Mailand oder Paris. Als ich erfuhr, dass eine Reihe von Designern und Förderern seit 2002 auch in Los Angeles eine Fashion Week veranstaltet, zog ich meine gepflegte Augenbraue hoch.
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Mit Mode aus Los Angeles verbindet man Flipflops, Surfershorts und Jogginghosen, die ihre Trägerin durch einen auf dem Hintern platzierten Schriftzug als „slut“ ausweisen. Ich wollte herausfinden, ob diese leger gekleidete Stadt es tatsächlich schafft, in der Welt der Haute Couture Spuren zu hinterlassen. Doch ich merkte schnell, dass man diese Frage mit einem klaren „Nein!“ beantworten muss.
Alle Fashion-Week-Events werden unabhängig voneinander durchgeführt und haben je eigene Bewertungsmaßstäbe. Dass dabei nichts Gutes rauskommt, vermag kaum zu überraschen.
Mein erster Termin war eine Pre-Show-„Party“, zu der ungefähr acht Leute erschienen. Darunter der große Umhang/Vorhang/Tischdecke tragende Herr auf dem Bild. Die acht Gäste wurden in einen Raum in der Größe von Anna Wintours Kleiderschrank gepresst. Die Exklusivität dieser Veranstaltung steht außer Frage. Schließlich versammelten sich die uninteressantesten Menschen der Welt und schoben sich Snacks herunter.
Als nächstes erwarteten mich die Modenschauen. Endlich Haute Couture, dachte ich, meine Rettung! Schade nur, dass die erste Show, die ich sah, mitten zwischen monströsen Läden einer Einkaufsstraße namens „The Grove“ stattfand. „The Grove“ eignet sich perfekt dazu, neue Laufschuhe für seine Nichte oder ein Geschenk zum Vatertag zu besorgen. Wetzel’s Pretzels strahlt alles Mögliche aus, nur nicht „Haute Couture“. Das hinderte jedoch niemanden daran, den Catwalk genau nebenan aufzubauen.
Du glaubst mir nicht?
Der düstere Druidenscheiß, den dieses Outfit wohl transportieren sollte, wurde durch den Umstand gestört, dass man um die Ecke Stofftiere und diamantenbesetzte iPhone-Hüllen erwerben konnte.
Als Überraschungsgast kam einer der drei Musketiere. Leider fiel es ihm schwer, mit seiner sehr auffälligen Gehbehinderung den Catwalk entlangzulaufen.
Das war nicht der einzige Promi, den ich entdeckt habe! Spike aus Buffy—Im Bann der Dämonen präsentierte das gewagteste Stück der Saison: die Schlag-Jogginghose. Ich vermute, dass dieses Kleidungsstück für Gothic-Leute gedacht war, die Platz in der Hose brauchen, nachdem sie über das Lunch-Buffet hergefallen sind.
Dieser Typ hat es bis ans Ende des Laufstegs geschafft. Doch als er dort seine Kapuze ablegen wollte, um sein mürrisches Gesicht zu enthüllen, verhedderte er sich. Er fummelte eine Weile an der Kapuze herum, dann gab er auf. Seine Schultern sackten niedergeschlagen zusammen, als er das betäubende Gekicher der Menge wahrnahm. Was ist der Sinn eines Umhangs, wenn du die Kapuze nicht abnehmen kannst, um deine Beute einzuschüchtern?
Hier sieht man mich, wie ich gerade einer Freundin „LOL! Bin gerade auf einer Modenschau in einem Einkaufszentrum. LMFAO!“ schreibe.
Und hier erwischt mich gerade ein Model dabei, wie ich die SMS schreibe. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich die Veranstaltung wohl besser umgehend verlasse.
Ein paar Tage später fuhren wir zu der Men’s Fashion Week nach Downtown. Wie man in den an jeder Ecke aufgehängten Zeitungsartikeln lesen konnte, handelt es sich hierbei um die einzige Fashion Week in den Vereinigten Staaten, die sich speziell der Männermode widmet. Zumindest wirkte Downtown wie ein Ort, der eine Fashion Week gebrauchen könnte.
An diesem Vormittag wurde Kleidung der Marke Noral Apparel präsentiert. Das scheint eine besonders „urbane“ Modelinie für schwarze Männer zu sein, die gerne schmollen.
Mein Fotograf und ich waren schon früh da. Weil es sich aber um die L.A. Fashion Week handelte, war absolut nichts organisiert. Nachdem ich wochenlang versucht hatte, mich anzumelden, stand mein Name nun nicht einmal auf der Gästeliste. Ich musste dem Veranstalter persönlich meine Bestätigungsemail zeigen, um reingelassen zu werden. Als wir drinnen waren, zeichnete sich ab, dass die Show nicht pünktlich beginnen würde. Also sahen wir uns die anliegende Verkaufsshow an, die eine breite Auswahl an idiotischen Hüten präsentierte.
Ich kann das Tattoo auf der Lippe dieses Mannes nicht genau entziffern, aber ich glaube, da steht: „Mit Hut sehe ich besonders scheiße aus.“
Dieser Hut wurde für einen anspruchsvollen Herren angefertigt, der seine Waffe gern sichtbar durch die Gegend trägt, wobei er im Notfall wahrscheinlich schwer an sie rankommt. Wenn du diesen Hut in der Öffentlichkeit trägst, stehen die Chancen gut, dass du in einer Auseinandersetzung landest, bei der es darauf ankommt, schnell eine Waffe zu ziehen. Keine so gute Idee, Jungs.
Nachdem wir eine Stunde lang Hüte gemustert hatten, gingen wir in den Veranstaltungsraum. Die Aufmachung war ziemlich solide für eine Fashion Week.
Die Leute trudelten nur langsam ein, weshalb sich der Beginn um eine weitere Stunde nach hinten verschob. Diese beiden Typen hatten heute ihre schicksten … Moment, trägt der eine tatsächlich einen Hitlerbart?
Ja, in der Tat.
Diese beiden Typen können nur unisono SMS schreiben. Sie haben es großartig hinbekommen.
Dieser Typ mit den Rastazöpfen und dem ägyptischen Halsband zog schließlich die Massen an. Die Lady unten links hörte bis zum Ende der Veranstaltung nicht mehr auf zu lachen. Im Ernst. Sie lachte über wirklich alles.
Nach zwei Stunden war der Raum endlich voll, und das Wettbewerbsposen konnte beginnen.
Alle waren damit beschäftigt, Schnappschüsse zu machen, um den Anblick dieser coolen Camouflage-Hosenträger mit der Welt zu teilen. Ich freute mich auf die anderen Outfits, die dieser Duckface-Typ vorführen würde.
Auf sein nächstes Outfit war er gewiss nicht stolz. Zumindest macht er sich die Mühe, sein Gesicht mit einem schwarzen Balken zu verdecken. Vielleicht ahnte er bereits, dass sein Bild in diesem Artikel erscheinen würde. (Erkennst du den Hut von dem Fotografen links im Bild?)
Ganz im Sinne des Tagesmottos von „Accessoires, mit denen du nicht die Straße entlanggehen kannst“, hatte sich dieser Typ lärmdämpfende Kopfhörer aufgesetzt und eine Art klingonische Schärpe um die Hüften gelegt.
Am Ende hörten die Models auf zu posieren und blickten einfach direkt in die Kameras, um ihre Missbilligung auszudrücken.
Die Modemacher aus Los Angeles versuchen ihr Bestes, um mit New York, Paris und Mailand mitzuhalten. Trotzdem kriege ich selbst in Delaware eine bessere Modenschau zu sehen. Vielleicht sollte man sich nächstes Jahr zumindest von den Einkaufszentren fernhalten.
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