Die VICE 2011 Jahrescharts

Wenn das Jahr 2011 eine Vollbremsung hinlegt, legen die Musik-Redakteure des ganzen Landes nun die Füße auf den Tisch und servieren euch einen kleinen Einblick in die Vergangenheit—die Top-10-20-30-50-100 Countdowns von dem Zeug, das in den letzten zwölf Monaten entstanden ist. Aber während ihr durch ein Jahresende-Musikheft blättert, das immer noch nacheinander Bands wie Metronomy und TV on the Radio breittritt, bekommt ihr rechteckige Augen und ein Gefühl eines heftigen, schwindelerregenden Déjà-vus.
Haben wir das alles nicht schon mal gesehen? In jedem anderen Magazin/Zeitung/Webzine/Cornflakespackung? Genau wie jedes Jahr? Seit Ewigkeiten?

Um mit diesem Schwachsinn aufzuhören—das ist die einzig wahre und wichtige Top 50 Alben Countdown des Jahres. HIER IST UNSERE LISTE.

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50 – 43. Kram, den ihr nie gehört habt.

42 – 41. Kram, den ihr niemals hören wollt.

40. Eine Band, die von ehemaligen Musikjournalisten gemanaget wird, der jetzt wie ein Verrückter in seinen alten Kontakten herumstochert, für ein paar Häppchen freundlicher Presse.

35 – 39. Alben, die die traditionelle Beschriftung „feat. Nicki Minaj” ertragen.

34. Eine Band von einem immer wieder sehr „tapferen” Indie-Label, das es bis zu dem heutigen Tage geschafft hat, dass niemand die massiven Finanzspritzen bemerkt, die sie regelmäßig von Universal Records bekommen.

33. Die Millionen-Seller, für die man widerwillig gestimmt hat; niemand will für total versnobt gehalten werden, weil man ihnen den Erfolg nicht gönnt.

32. Eine Band, die ihre Schallplatte unter Verwendung eines innovativen Internet-Vertriebsmodells veröffentlicht hat, drei Jahre nachdem sich niemand mehr für ”innovative Internet-Vertriebsmodelle” interessiert.

31. Schrecklich zusammengeschusterte, beschissene Album, das von 90er R’n’B inspiriert ist und im Grunde so gemacht worden ist, dass bei 90er R’n’B so lange an den Reglern herumgespielt worden ist, bis er nicht mehr wieder zu erkennen ist.

30. Metronomy.

29. Ein Act, bei dem die komplette Belegschaft vergisst, dass ihre Zielgruppe ein gutes Jahrzehnt jünger als sie selbst ist und und die Band nie durch die Phase begleitet hat, in der sie noch gute Platten produziert haben. Somit kann man auf dieses letzte vermeintlich „Comeback” scheißen.

28. Ein Album von einem HipHop-Künstler, das entstand, während er im Knast saß.

27. Ein merkwürdiges Folk-Album, das sich irgendwie von einem Stapel ähnlichen Ein-Mann-Gelabers hervorgehoben hat und „This Year’s Bon Iver” genannt wird.

26. Bon Iver.

25. Chillwaver, der bereits weiß, dass seine kurzzeitige Hochphase vorbei ist und dass er in zwei Jahren wieder auftauchen wird, mit einem neuen Namen, einem schmalen Schnurrbart und einem weniger schäbigen Versuch, 2013 das Revival des Electroclash abzupassen.

24. Eine „Supergroup” bestehend aus Leuten, von denen ihr noch nie gehört habt.

23. Ein Album, von dem alle dachten, dass es sowieso auf jeden Fall gewinnen würde und sich deswegen entschlossen, für ihre Lieblingsbands zu stimmen, die weniger bekannt sind. Daher befindet es sich leider nur im Mittelfeld.

22. Eine Band, die die Tatsache perfekt vertuscht hat, dass sie alle in Brooklyn geboren, aufgewachsen sind und sich dort gegründet haben, vor allem um zu vermeiden, dass der internationale Markt sie als „eine Brooklyn-Band” ghettoisiert.

21. Jemand, der aus keinem ersichtlichen Grund, ganz schön oft „Swag” sagt.

20. Damon Albarns letzte Platte mit ethnischem Geschwafel über einen persischen Theologen des zwölften Jahrhunderts.

19. Ein treuer Untergrund-Anhänger, mittlerweile bei der zwölften Platte angekommen, dessen jährliche Rangposition proportional zu der Menge an Reportagen steigt, die dieses Jahr über ihn gemacht wurden.

18. Ein Act, der ohne Witz als „post-James-Blake” beschrieben wird.

17. Shabazz Palaces.

16. Ein Künstler, dessen Platte es hauptsächlich geschafft hat, bekannt zu werden, weil er sich mit irgendjemandem anderen aus der Liste trifft.

15. Eine Pop-Platte aus dem Mittleren Osten, in die der Songwriter reichlich Hinweise auf den Arabischen Frühling hineingewebt hat, obwohl der betroffene Künstler die letzen neuen Jahre in Europa verbracht hat.

14. Eine Band, die gerade für eine Tour Anfang 2012 zugesagt hat und diese von einem Magazin gesponsort wird, weshalb sie hier auch aus Werbezwecken in der Liste erwähnt werden muss.

13. Eine Band aus Bubi-Rockern, die denken, dass die ganzen plötzlichen Kritiken am Ende des Jahres daher rühren, dass all diese indischen Zupfinstrumente ihr neues Album total exotisch und raffiniert gemacht haben, obwohl eigentlich jeder insgeheim ein bisschen auf Bubi-Rock steht.

12. Paul Simon oder Tom Waits.

11. Iceage oder Fucked Up.

10. Björk oder Kate Bush.

9. Fleet Foxes oder Fleet Foxes.

8. Ein Bandmitglied von Odd Future.

7. Jemand, der anscheinend auch mal bei Odd Future war.

6. Ein Dubstep-Album, dem der Songwriter folgendes Schreiben beigelegt hat: „utterly sums up a year of discontent, riots and civil disorder“.

5. Tune-Yards.

4. Ein Album, das vernünftigerweise Mitte Oktober veröffentlicht worden ist, nämlich genau zu dem Zeitpunkt, als alle diese Listen zusammengestellt wurden und sich damit aus den anderen vergessbaren Mitläufern mit einem mühevollen, zweiwöchigen Veröffentlichungs-Tamtam hervorgehoben hat.

3. Eine Band, für die jeder abgestimmt hat, um den Redakteur des Magazins zu beeindrucken, weil sie wissen, dass sie eine seiner persönlichen Lieblingsbands sind und sie, ehrlich gesagt, alle Pluspunkte brauchen, die sie kriegen können, wenn sie 2012 nicht als journalistischer Schnee von gestern enden wollen.

2. Ein Album, das sich noch niemand angehört hat, aber von dem alle gehört haben, dass es ziemlich gut wäre, nachdem es eine 8,5 von Pitchfork kassiert hat  und deswegen alle dafür gestimmt haben, um die freien Plätze auf ihren Stimmzetteln auszufüllen, als ihnen klar wurde, dass es eigentlich nur neun Alben in diesem Jahr gab, die sie tatsächlich richtig gut fanden.

1. PJ Harvey (Q), PJ Harvey (NME), PJ Harvey (Mixmag), PJ Harvey (Uncut), PJ Harvey (Fresh Produce Journal), PJ Harvey (Classic Rock), PJ Harvey (Source), Steve Jobs (Pitchfork)