In dieser Bäckerei bleibt dir der Bissen im Halse stecken

Das Skulpturen-Atelier von Kittiwat Un-ar-rom ist kein gewöhnlicher Arbeitsplatz: Schaut man sich die Kunstwerke des thailändischen Künstlers so an, würde man meinen, sie stammen aus einer Leichenhalle oder einem Requisitenladen. Doch die abgetrennten Gliedmaßen, eingefallenen, unheimlichen Gesichter und fleischigen Klumpen bestehen komplett aus Teigmasse. In der Body Bakery ist jeder kunstvoll hergestellte Kuchen essbar—seit Jahren mischt und knetet der Künstler hunderte der fleisch-ähnlichen Rollen zurecht, die sogar dem hungrigsten Besucher den Appetit verderben werden. Seine Kunstwerke präsentiert er wie in einer Fleischerei, die stärkehaltigen Kuchen in Folie verpackt und am metallenen Fleischhaken von der Decke hängend.

Jedes Körperteil wird mit größter Sorgfalt hergestellt; für jedes Merkmal werden Rosinen, Nüsse und andere essbare Produkte verwendet. Nachdem die Gliedmaßen geformt und gebacken sind, werden sie mit einer blutähnlichen Glasur bestrichen, wodurch sie umso mehr nach einem unheimlichen, blutgetränkten Stück Fleisch aussehen. Um das Ganze noch echter wirken zu lassen, werden die Köpfe haarlos belassen. So entsteht die makabre Illusion, sie würden schon eine Weile lang verwesen. Doch tatsächlich kommen sie frisch aus dem Ofen. 

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Un-ar-rom reiht sich in eine lange Reihe von Künstlern ein, die außergewöhnliche Medien wählen. Seine ersten Skulpturen stellte er 2003 her und gewann damit den ersten Preis in einem Wettbewerb, der von der Universität Silpakorn in Bangkok organisiert wurde. In den folgenden zwei Jahren fertigte er über 200 individuelle Exemplare aus Teigmasse an und stellt seine Arbeiten mittlerweile regelmäßig in der Whitespace Gallery in Bangkok aus. Er hinterfragt mit seiner Body Bakery den allgemeinen Materialeinsatz in der Kunstwelt: Warum sollte man Objekte aus einem teuren Medium herstellen, wenn sie ebenso gut aus Teig geformt werden können? Außerdem fordert Un-ar-rom seine Zuschauer dazu auf, ihre eigenen Urteile zu überdenken; sich zu fragen, ob das, was wir sehen, auch tatsächlich das ist, wofür wir es halten. 

Die gebackenen Körperteile sollen uns auch an die Verbindung der Menschheit mit dem einfachen Stück Brot erinnern. In der Geschichte war das Brot schon immer untrennbar mit Zivilisationen und Kulturen verbunden, und es hat von religiösen Opfergaben bis hin zu politischen Revolutionen stets eine wichtige Rolle gespielt. Mit der Subversion dieser Bedeutung spiegeln die toten Kuchenteig-Gesichter des Projekts Body Bakery also viele einfache Wahrheiten wieder.

Hier gelangt ihr zur Website der Whitespace Gallery.