Trust, 2014, Fotos: Jonty Hurwitz
„Diese Skulptur von Oktober 2014 ist die kleinste Kreation einer menschlichen Form in der Geschichte”, erklärt Nano-Künstler Jonty Hurtwitz in der Projektbeschreibung seiner neuesten Arbeit. Im Rahmen einer dreiteiligen Serie mikroskopischer Skulpturen hat er das Stück Trust veröffentlicht: eine weibliche Figur in anmutiger Pose mit den eleganten Maßen 80 x 100 x 20 Mikrometer.
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Die beiden anderen, zur Serie gehörenden Skulpturen Intensity und Cupid and Psyche: The First Kiss haben ähnliche Dimensionen. Es sind Skulpturen „in der Größe des Spermiums, das uns erzeugt hat”, wie Hurwitz es ausdrückt. Seine winzigen Formen gestaltet der Künstler in einem unglaublich zeitaufwändigen Prozess: Mit einer den kompletten Raum ausfüllenden Kamera-Vorrichtung scannt er einen echten menschlichen Körper und „meißelt” diese menschliche Form dann mit einer Technik namens Multiphoton-Lithografie, die normalerweise in der Quantenphysik eingesetzt wird.
Mit Hilfe des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und dem Weizmann Institute of Science kreierte er die Skulpturen unter Einsatz eines hoch konzentrierten, computergesteuerten UV-Strahlers, um Voxel (3D-Pixel) zu verdichten und die Skulpturen Polymer für Polymer von Grund auf aufzubauen.
Bei einem derart akribischen Prozess bleibt nichts dem Zufall überlassen. Auch nicht, dass die Skulpturen göttliche Posen einnehmen. Wie Hurwitz auf seiner Website erklärt, gibt es eine Reihe an Parallelen zwischen Nano-Kunst und Mythologie: „Es ist Fakt, dass das menschliche Auge nicht in der Lage ist, diese Skulpturen zu sehen. Alles, was du siehst, ist ein kleiner Spiegel…, auf dem nichts ist. Die einzige Möglichkeit, diese Arbeiten zu betrachten, ist der Bildschirm eines leistungsfähigen Elektronen-Mikroskops. Wie kann man also wissen, ob die Skulptur wirklich existiert?”
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Hurwitz suggeriert, dass unser Vertrauen in die Technologie sich nicht so sehr vom Götterglauben unserer Vorfahren unterscheidet. Mit der Bearbeitung des Mythos von Amor und Psyche verleiht er dieser Tatsache auf beeindruckende Weise Ausdruck. Seht hier ein paar mikrofotografische Schnappschüsse von Hurwitz’ Nanoskulpturen sowie einen Video-Blick hinter die Kulissen: