Im September 2017 marschierte die Neonazi-Gruppierung “Nordische Widerstandsbewegung” (Nordiska Motstandsrörelsen) durch die schwedische Großstadt Göteborg. Der italienische Fotograf Matteo Congregalli war vor Ort, um die Veranstaltung zu dokumentieren. Dabei fiel ihm auf, dass unter den Tausenden Gegendemonstranten viele Wikinger waren.
Die Wikinger repräsentierten das “Vikingar Mot Rasism”-Netzwerk [zu Deutsch “Wikinger gegen Rassismus”]. Die Mitglieder wollen beweisen, dass man historische Nationaltraditionen pflegen kann, ohne ein rassistisches Arschloch zu sein. Nach dem Marsch kontaktierte Congregalli einige der Wikinger, die bereitwillig mit ihm sprachen und ihn die moderne Wikingerkultur dokumentieren ließen. Dafür reiste der Italiener in Schwedens südlichste Provinz Skåne und nach Norwegen. Viele nähmen an, modernen Wikingern gehe es vor allem um gespielte Schlachten, erzählt Congregalli. Das sei aber Quatsch, dieser Lebensstil beinhalte noch viel mehr.
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Durch seine Gespräche mit den Wikingern erfuhr Congregalli, dass der Wikinger-Lifestyle in Schweden vor allem seit 1994 beliebter wird – in diesem Jahr trat das skandinavische Land der EU bei. “Als wir plötzlich zur Europäischen Union gehörten, hatte ich das Gefühl, wir hätten einen Teil unserer schwedischen Identität verloren”, sagte Ola, Mitglied der Wikingergruppe Halsingarna, zu dem Fotografen. “Teil eines Wikingervereins zu sein, ermöglicht es mir und vielen anderen, unsere historische Identität zu wahren.”
“Mir wurde klar, dass diese Subkultur extrem schnell wächst”, erzählt Congregalli. “Wie alle Subkulturen suchen auch die modernen Wikinger nach sinnvollen Lebensinhalten.” Manche ziehen im Frühling und Sommer in richtige Wikingerdörfer, andere werden erst nach Feierabend zu Wikingern. “Aber die meisten von ihnen feiern Feste wie Mittwinter und Wikingerhochzeiten. Sie alle pflegen auf ihre Art und Weise die Traditionen aus der Wikingerzeit.”