Illustration von Michael Shaeffer
Als es vor 30 Jahren immer einfacher wurde, Ecstasy zu beziehen, waren die Konsumenten hauptsächlich Jugendliche in ausgebeulten Cargohosen, die in leer stehenden Lagerhäusern an Schnullern nuckelnd irgendeiner Elektromusik lauschten, bis sie erschöpft zusammenbrachen. In den vergangenen zehn Jahren schien Ecstasy unter Drogenkonsumenten aus der Mode gekommen zu sein. Sie bevorzugten Kokain oder andere Aufputschmittel, um ihre Partybedürfnisse zu befriedigen. Dann hat ein Rauschmittelmarketinggenie (ich glaube, diesen Beruf gibt es wirklich) beschlossen, MDMA, Ecstasys Hauptzutat, unter der neuen Bezeichnung „Molly“ zu vermarkten, und jetzt ist wirklich jeder dabei, von Kanye über Rick Ross bis zu deiner kleinen Schwester, sich das Zeug völlig hemmungslos in Mund und in Arsch zu schieben.
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Dass die HipHop-Community sich die Droge so sehr zu eigen gemacht hat, ist ziemlich überraschend, da sich Rapper gemäß historischen Stereotypen eigentlich mehr für Chill-out-Drogen wie Hustensaft und Gras interessieren. Doch eine Hip-Hop-Gruppe aus Brooklyn macht da nicht mit. Stereo Marz, ein Trio, das sich Anfang des Jahres gründete, nannte sein Debütstück Anti-Molly und die Botschaft ist ziemlich klar: „Yo, this drug is fucking wack! / [they] ain’t fucking with that molly / and if you do you can’t come to my party.“ Ich sprach mit zwei der drei Stereo-Marz-Mitgliedern, Desi Dez und Shaun „Bizy“ Gabriel, was denn so schlecht an einer Droge ist, die mich Stroboskoplicht und Songs lieben und Fremden die ganze Nacht die Zunge in den Rachen stecken lässt.
VICE: Warum hasst ihr Molly so sehr?
Desi Dez: Ich find’s ekelhaft, total widerlich, dass all die Künstler dieses Molly-Zeug so anpreisen. Wir lehnen das total ab—es ist schwach.
Shaun „Bizy“ Gabriel: Die Atmosphäre an den Schulen hat sich in den letzten fünf Jahren durch all die Jugendlichen, die Molly nehmen, verändert. Es wird in Bonbonpapier eingewickelt verkauft, die Jugendlichen werden verarscht.
Was glaubt ihr, warum ist es in den letzten fünf Jahren so beliebt geworden? Die meisten Rapper lieben es!
Desi: Das ist ja gerade der Grund! Diese berühmten Künstler sind die Stimme dieser Droge, also finden die Jugendlichen das cool.
Bizy: Ich weiß nicht, ob die Leute dafür bezahlt werden, über Molly zu rappen, aber ich habe gehört, dass es so sein könnte.
Meint ihr, Molly löst wie damals Crack eine neue Epidemie aus?
Desi: Ganz bestimmt. Die Zielgruppe sind Jugendliche. Die Lieferanten werden mehr Zeug reinmischen, um das Suchtpotenzial zu erhöhen, und die Folge ist eine verlorene Generation, genauso wie es bei Crack war.
Was möchtet ihr den Rappern, die drauf abfahren sagen?
Bizy: Steckt euch Molly in den Arsch! Wir verachten Molly.