Dieser Historiker zerlegt Björn Höcke

Dass nicht alles richtig sein muss, was man behauptet, und damit trotzdem ziemlich erfolgreich sein kann, beweist Donald Trump. Es ist auch nicht so, dass wir Deutschen keine Erfahrung damit hätten, wie man es mit Unwahrheiten und Hetze an die Staatsspitze schaffen kann.

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke möchte diesen unrühmlichen Weg offenbar auch gehen. Björn Höcke wirft mit rassistischen und falschen Aussagen um sich—zuletzt geschehen bei einer Rede am Dienstag in Dresden.

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Der Historiker Moritz Hoffmann hat sich die Behauptungen des Rechtspopulisten vorgenommen und einen Absatz der Rede korrigiert. Das Ergebnis hat er auf Twitter geteilt, am Ende ist die Hälfte des Textes rot.

Foto: Moritz Hoffmann (für eine größere Ansicht aufs Bild klicken)

Wir haben mit dem Historiker über Björn Höckes Leistung am Rednerpult gesprochen:

VICE: Warum haben Sie die Rede von Björn Höcke korrigiert?
Moritz Hoffmann: Weil sie mir aufgestoßen ist, wie so vielen anderen auch. Ich kenne mich beim Thema Dresden 1945 sehr gut aus und habe schnell gesehen, dass er da Dinge gesagt hat, die nicht genau sind. Das zu überprüfen, hat nicht länger als zehn Minuten gedauert.

Die zehn Minuten hätte sich Björn Höcke wohl auch nehmen sollen.
Ich glaube, bei ihm reichen zehn Minuten nicht aus, um sein Geschichtsbild zu berichtigen.

Acht Fehler in dreizehn Sätzen. Was halten Sie von dem Ergebnis?
Am Anfang habe ich überlegt, jeden Satz durchzustreichen. Aber Wertungen wie “Man wollte unsere Wurzeln roden” habe ich stehenlassen. Denen kann ich nicht als Historiker widersprechen, nur als politisch interessierter Mensch.

Warum benutzt Höcke solche Aussagen?
Die Geschichte ist ein Werkzeug. Rückgriffe auf die Vergangenheit dienen nur dazu sicherzustellen, dass alle im Raum einer Meinung sind. So schart sich der harte Kern, der Höcke zujubelt, enger um ihn.

Aber gleichzeitig sehen das ja auch viele Leute aus der rechten CDU-Klientel und sind erschrocken. Es ist das Symptom eines neuen Flügelkampfes in der AfD, wo die Führungsspitze einigen nicht rechts genug ist. Die AfD steht vor dem nächsten Sprung noch weiter nach rechts.

Was ist Ihnen ansonsten aufgefallen?
Mich erschreckt seine Gestik, seine Betonung. Er imitiert die rechten Kreisen der Weimarer Republik. Diese Art haben auch die Nazis übernommen.

Ich glaube auch nicht, dass es ein Zufall ist, dass er die Rede an dem Tag hält, an dem das Bundesverfassungsgericht entscheidet, die NPD nicht zu verbieten. Mit Reden wie dieser macht er die AfD zu einer Option für NPD-Anhänger.


Am Dienstag hat sich Höcke übrigens auch über all die Politiker lustig gemacht, die ihr Studium abgebrochen oder nie eine Ausbildung gemacht haben. Er selbst hat studiert und zwar: Geschichte auf Lehramt.

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