Brian und Suki Dunham sehen auf den ersten Blick nicht gerade wie die Chefentwickler einer Firma für High-Tech-Sexspielzeuge aus. Die beiden haben sich als BWL-Studenten kennengelernt, wurden zu einem süßen Campus-Pärchen und sind inzwischen seit 27 Jahren glücklich verheiratet. Heute leben die Dunhams mit ihren zwei Kindern und einem Goldendoodle in New Hampshire.
Gestern haben Brian und Suki in Las Vegas auf der CES, der größten Elektronikmesse der Welt, ihre neueste Vibrator-Vision vorgestellt: Das Gadget ihrer Firma OhMiBod synchronisiert die Vibrationen mit per Smartwatch aufgezeichneten, persönlichen biometrischen Daten.
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Ich habe mich mit Brian und Suki in einer Hotelbar auf dem Las Vegas Strip getroffen, um mir ihr Produkt abseits der hektischen Messe-Showrooms näher erklären zu lassen. Das Pärchen präsentierte mir ihr Gadget sogleich voller Enthusiasmus und stellte es mir so selbstverständlich vor, als sei es nur ein weiteres Spielzeug unter den Unmengen bei der CES präsentierten Prototypen. Schließlich legten die Dunhams ihre Entwicklung in meine Handfläche und demonstrierten mir den Vibrator in Aktion, begleitet von grundsätzlichen konzeptionellen Erläuterungen ihrer Firmenstrategie:
„Wir nehmen uns vor, genauso wie jeder andere Hersteller elektrischer Geräte aufzutreten. Wir haben eben einfach mit intimer Unterhaltungselektronik zu tun.”
OhMiBod konzentrierte sich dabei schon immer auf neue Technologien. Bei dem ersten Produkt des Paares, das sie vor neun Jahren auf den Markt brachten, handelte es sich um einen Vibrator, der mit einem iPod verbunden werden konnte, um im Rhythmus der Musik zu vibrieren. Danach brachten sie unter anderem neue kabellose Apparate, Sextoys mit Bluetooth-Anschluss und mit W-Lan ausgestattete Anwendungen heraus, mit denen sich Paare in Fernbeziehungen per Internet stimulieren können.
Zur persönlichen Hotelbar-Vorführung startete Brian die OhMiBod-Anwendung auf seiner Smartwatch, wodurch der Vibrator fröhlich zu zappeln begann. Neben einer Synchronisierung mit dem Herzschlag des Trägers der Smartwatch (das kannst du selbst oder dein Partner sein), kann der Vibrator auch durch Musik, Stimmen oder Fingerklopfen auf das Display gesteuert werden. OhMiBod hofft auf eine Markteinführung dieser neuesten Entwicklung noch in diesem Jahr, um möglichst zeitgleich mit der Veröffentlichung der heiß erwarteten Apple Watch an den Start zu gehen.
Du kuschelst eben mit deinem Smartphone statt mit deinem Partner
Mit ihrer durchaus kreativen Idee machen sich die Dunhams die jüngsten technologischen Fortschritte auf dem Gadget-Markt zu Nutze und versuchen, vieles zu verbinden, was auf der CES an Zukunftsversprechen präsentiert wird. Aus irgendeinem Grund ist OhMiBod allerdings das einzige Sex-Gadget, das auf der diesjährigen Messe in Las Vegas vorgestellt wird. Vielleicht liegt es daran, dass kalte, nüchterne Technologie und intime, private Momente für viele immer noch schlecht zusammenpassen. Die Dunhams möchten dieser Vorstellung jedoch entschieden widersprechen:
„Die Menschen wollen immer vernetzt sein. Unsere digitalen Gadgets sind allgegenwärtig, aber sie haben auch neue Grenzen erschaffen. Warum sollten wir unsere Geräte nicht nutzen, um neue Verbindungen herzustellen?”
Brian wurde auch nicht müde, auf die Zukunftsversessenheit der Tech-Industrie hinzuweisen. Er ist fest davon überzeugt, dass die nächste Generation verliebter Gadget-Freunde neue Technologien nicht mehr unbedingt als beängstigend, sondern als Bereicherung ihres Liebeslebens empfinden wird: „Als ich jung war, waren unsere ersten Momente der Intimität das Händchenhalten im Kino. Die Teenager von heute bekommen ihren ersten Eindruck von Intimität vielleicht durch Snapchat oder eine Skype-Session”, erklärte Brian Dunham: „Vielleicht erhalten die Teens einen ersten Eindruck von Sexualität durch virtuelle statt physische Kontakte. Viele Menschen haben davor Angst, aber ich glaube, dass unsere Gesellschaft die Technologie letztlich mit offenen Armen akzeptieren wird.”
Die Dunhams versuchen, jedes Jahr eine neue innovative Entwicklung vorzustellen, um mit ihrer Firma wettbewerbsfähig zu bleiben. Bevor ich mich von ihnen verabschiedete, begannen die beiden noch, über ihre zukünftigen Erfindungen zu philosophieren und über die Integration neuester Brain-Computer-Interfaces nachzudenken. Sie betonten allerdings auch, dass jeder von ihnen genutzte technische Trend auch für ihre grundsätzliche Produktkonzeption Sinn ergeben muss. Schließlich arbeitet OhMiBod an so viel mehr als banalen Gadgets:
„Letztlich geht es um Befriedigung. Wir wollen, dass niemand frustriert ist.”