Bild: IMGN.Pro
Eine abgeschnittene Zunge. Orangene Haut. Radioaktiv strahlende Kleidung. Schnitte in Zeltplanen, neun Leichen unter Schnee im wunderschönen und unbarmherzigen Bergpanorama des Urals. Das sind die Zutaten für das Djatlow-Mysterium, wohl eins der größten Geheimnisse der Sowjetunion.
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Der Vorfall ist ausführlich dokumentiert, doch bis heute ungeklärt. Zehn Studenten brachen 1959 unter der Führung des erfahrenen Tourguides Igor Djatlow zu einer Ski-Expedition in das Uralgebirge auf, von der sie nie wieder zurückkehren sollten. Ihre Todesumstände bleiben rätselhaft, die Hinweise, die Such- und Ermittlertrupps Wochen später fanden, sind so schaurig wie widersprüchlich. „Wenn ich die Möglichkeit hätte, Gott nur eine einzige Frage zu stellen, so wäre diese: ‚Was ist wirklich mit meinen Freunden in dieser Nacht passiert?’”, wird der einzige Überlebende zitiert, der die Gruppe wegen einer Krankheit schon vor dem Unglück verließ und unbeschadet in die Zivilisation zurückkehrte.
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Wer also ist verantwortlich für die Tode im Eis? Aus diesem Rätsel, das Redditor bis heute umtreibt, hat der polnische Entwickler IMGN.Pro ein Computerspiel gemacht, mit dem du die Expedition selbst nachspielen kannst. Der Spieltitel „Kholat” steht für „Cholat Syakhl”, was in der lokalen Sprache des indigenen Volks der Mansen „toter Berg” bedeutet.
In dem „Indie-Horror-Survival-Adventure-Game”, wie Wikipedia es beschreibt, folgst du der Route der russischen Freunde, die in der menschenleeren Wildnis vom Weg abkamen, und wertest Hinweise und Spuren aus, die sich auch den Ermittlern und Suchtrupps bei ihrem Eintreffen boten.
Die Kleidung der Wanderer war schwer radioaktiv verseucht, und ihre Haut wies eine tief gebräunte Farbe auf.
Wie es sich für die unwirtliche Umgebung gehört, ist der Spieler dabei ganz auf sich gestellt und muss die Orientierung wahren, ohne seine eigene Position auf einer Karte angezeigt zu bekommen. Wohldosierter Horror lauert hinter jeder Schneewehe. Schritt für Schritt findest du heraus, was wirklich mit den Wanderern passiert ist (wenn es denn tatsächlich eine Antwort geben sollte). Dass der schaurige Vorfall, der später als „Unglück am Djatlow-Pass” bekannt wurde, Journalisten, Ermittler, Redditor und Angehörige bis heute nicht los lässt, ist nämlich den bizarren Umständen geschuldet, unter denen die jungen Wanderer ihr Leben ließen.
Zwar wiesen die gefundenen Leichen keine Kampfspuren auf, dafür andere, höchst seltsame Verletzungen: Einer Teilnehmerin der Expedition fehlte die Zunge; dazu konnten mehrere Schädel- und Rippenbrüche bei anderen Toten festgestellt werden. Und nicht nur das: Die Kleidung der Wanderer war schwer radioaktiv verseucht, und ihre Haut wies eine tief gebräunte Farbe auf. Theorien, was mit den Wanderern geschah, gibt es zuhauf. Sie reichen von einem Versuch der indigenen Gruppe der Mansen, eine heilige Stätte zu verteidigen über die Vermutung, die Freunde wurden von einer Lawine überrascht, bis hin zu Annahmen, das Militär sei in die Tragödie verwickelt. Dass die Untersuchungsakten jahrzehntelang unter Verschluss gehalten wurden, trug jedenfalls nicht gerade zur Aufklärung bei.
Ob Kholat dazu beitragen kann, könnte ihr selbst herausfinden, wenn ihr tief in die Geschichte des gruseligen Pass-Rätsels eintaucht. Das Open World-Spiel ist bereits seit 2015 auf Steam erhältlich, ab sofort aber auch auf Disk für die PS4.