Als ausgewiesener Kunstkenner, Vielreiser und Lebenslagenbereicherer hat DJ Phono (laut Bio: Hobbies: keine) einen festen Herzen in unseren Plätzen sicher. Als künstlerischer Leiter hinter dem Wahnsinn namens Deichkind und Urheber von Alben wie welcome to wherever you‘re not sowieso. Und mit der Expertise all dieser Funktionen blickt Henning “Phono” Besser nun auf das ausgehende Jahr zurück—in Fotos, in Worten, in einem hervorragenden Mix. Wir haben sehr gelacht, uns dann sehr gefreut, dir das alles als Premiere zeigen zu dürfen, nur um uns schließlich zu fragen: Warum machen wir uns überhaupt noch die Mühe, selbst Jahreslisten und den ganzen Quatsch anzufertigen? Also Tasche auf den Kopf und Play gedrückt!
DJ Phono: Jeder hat seine eigene Art und Weise, Vergangenes zu behalten, Erinnerungen und Fotos. Bei mir ist es vor allem die Musik, die ich behalte, die mir wie ein Speicher Stimmungen und Zustände auf eine sehr lebendige Weise zurückholt. Ganze Phasen meines Lebens. Deswegen liebe ich es DJ Mixe zu machen. Destillieren und verdichten auf 60 oder 90 Minuten, aber doch lässt sich darin so vieles wieder extrahieren und heraushören. Vielleicht sogar ein ganzes Jahr.
Videos by VICE
Januar
Foto: Tim Brüning
Der Anfang von 2016 war die heiße Phase der Deichkind-Tourvorbereitungen und somit hatte ich eine sechsmonatige DJ-Pause. Beides zusammen geht einfach nicht. Aber nach 23 Jahren als DJ sind diese Pausen so wertvoll. Sie sind ein Katalysator für künstlerische Entwicklungen, denn die Distanz wirft automatisch die richtigen Fragen auf. Leidenschaft zu erhalten, ist für mich ganz wichtig, denn ohne diese könnte ich es nicht ertragen, sich irgendwo in der Welt zu einer absurden Uhrzeit in irgendeinem Hotelzimmer wiederzufinden.
Februar
Foto: Tim Brüning
4 Wochen Deichkind-Tour durch die Multizweck-Tempel dieser Welt. Backstageromantik zwischen Ikeamöbel, Messeteppich und Plastikpflanze. Unterwelten ohne Tageslicht und ohne Glam. Könnte sein, dass hier die Aftershowparty in Berlin schon Ihre Schatten warf und minimal mit Alkohol experimentiert wurde.
März
Foto: Henning Besser
Nach einer Tour kommt natürlich immer das “Loch”. Was fang ich nur mit mir an in dieser Leere? Reisen hilft, also bin ich ab nach Mexico, Guatemala und New York. Natur und Kunst sind meine Zufluchtsorte. Und manchmal wie hier in der Fischli & Weiss-Retrospektive im Guggenheim findet man sich dann wieder.
April
Foto: Jule Schmid
Ich sag euch! Zurückfinden in den Alltag geht am besten mit ‘ner Tasche überm Kopf. Erwin Wurm lädt dazu ein, und ich habe dankend angenommen. Mach ich ab jetzt immer so, also nicht wundern. Plastiktüten sind aber meiner Meinung nach ungeeignet.
Mai
Foto: Pete Oldak
Rückkehr in den Techno-Schlund. Sonar/Barcelona. Profimäßiges Posen für ein Instagram-Bild des Promoters. Werbung, Werbung, Werbung. Innerlich bin ich sonstwo, aber Clicks gibt es trotzdem. Der Umweg über Madrid hat sich gelohnt. 500 Jahre Hieronymus Bosch im Prado. Der Garten der Lüste. Da wäre ich in dem Moment wohl gerne gewesen.
Juni
Foto: Roman Schramm
Verreisen nicht des Aufregens oder des Urlaubs wegen ist meine Top-Entdeckung 2016. Die Art Basel ist dafür ein besonders geeigneter Ort. Augen-voll garantiert. Man liest ja so vieles über den Kunstmarkt, aber wie die da jeden morgen schon um 9 Uhr mit dem Champagner nach dir werfen … Leicht einen sitzen und keine Termine. Harald Juhnkes Definition von Glück geht hier wirklich gut auf. Ich empfehle das Käsefondue für 15 Schweizer Franken im 1. Stock. Günstiger kann man in Basel nicht essen. Und schmeckt sogar sehr gut.
Juli
Foto: Benjamin Sohrt
Sicher ist sicher. Gürtel und Hosenträger. Da kann nix schiefgehen. RumsRumsRums und das alte Rein-Raus-Spiel. Das Glück kommt mit der Bassdrum. Alle Happy.
August
Foto: Henning Besser
Hallo Mama, ich bin im Fernsehen. Der gute alte Trick funktioniert immer noch. Aus dem Jungen ist doch noch was geworden. Bisschen Zeitgeist mit Überwachung und Selfie ist auch noch dabei.
September
Foto: Benjamin Sohrt
Die meisten Fotos von mir sind irgendwie immer so wie das nächste. Typ hat gerade aufgelegt und steht blöd rum. Wenn ich mir mein Leben in Bildern anschaue, kommt es mir dann immer ziemlich trist vor. Keine Elefanten, Raumschiffe, Staubsauger oder Klappfahräder. Nix los bei DJ Phono. Aber dann schau ich genauer hin und entdecke z.B. Wimpel in meinem Leben und finde es auf einmal wieder alles toll!
Oktober
Foto: Henning Besser
#somethingspecialaboutyou, #jeppehein, #friezelondon. Heftige Episode aus dem Leben von Dj Phono. (Un)freiwilliges Selbstportait mit Neonbuchstaben.
November
Foto: Henning Besser
Urlaub kann nicht jeder, deswegen übe ich dieses Jahr ziemlich fleißig. 4 Wochen hänge ich in den Bergen von Neuseeland rum. Nur mit Schlafsack und Facebook-Satellitenhandy. Hab mir extra noch ein wenig zu arbeiten mitgenommen, falls mir mit mir selber langweilig wird. Ich denk so krieg ich die Zeit gut rum.
Dezember
Foto: Henning Besser
So das war es ja jetzt schon fast mit diesem 2016. Ich hoffe, irgendetwas bleibt auch bei euch hängen, vielleicht ja sogar abgespeichert in diesem DJ Phono-Mix. Ich weiß noch nicht so genau, was der Dezember außer Weihnachtsfeiern noch so bringt, deshalb hab ich euch nochmal das Bild “Füsse mit Strand” aus 2015 untergejubelt. Einfach so. In diesem Sinne.
Bis 2017!
DJ Phono’s Best of the Year Mix 2016
Ólafur Arnalds & Nils Frahm – “Four (Robag Wruhme Edit)”
Joachim Pastor – “Eche”
The Cyclist – “Pressing Matters (Robag´s Pinvoldex Sull NB)”
Coma – “My Orbit”
Dinky – “Casa (Axel Boman Dub Mix)”
Hyenah – “Soak it (Andre LodemannRemix)”
Human Maschine – “The Mule”
Dele Sosimi Afrobeat Orchestra – “Too much Information (Laolu Remix)”
Rampa – “Necessity”
Recondite – “Andever”
Etapp Kyle – “Luna”
Lapsley – “Operator (Dj Koze Radio Edit)”
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