Dolores Schmidinger hat uns wirklich alles über ihr Liebesleben erzählt

Alle Fotos: Sophie Kirchner

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Renault entstanden. 

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Es gibt kein gesellschaftliches Tabu, das sie zwischen 1950 und 2017 nicht gebrochen hat. Ihr erstes Gspusi hat Dolores im Alter von 15 Jahren – und zwar mit einem Redakteur der katholischen Pfarrjugend. Es folgen unzählige feste und weniger feste Beziehungen und Flirts.

Vier Ehen und 50 Jahre später rekapituliert die Schauspielerin, Kabarettistin und Koryphäe der Verführung ihr Liebesleben. Im Interview sprach sie mit uns über Flirten im Wien der 50er Jahre, über ihre Ehemänner und darüber, warum sie die partielle Spießigkeit von Generation Y als Privileg ansieht.

VICE: Hi Dolores. Cooler Pulli! 
Dolores: Danke, es ist nicht mehr so einfach, Geschäfte zu finden, die coole Sachen herstellen. 


In deiner unartigen Biografie “Ich hab sie nicht gezählt” schreibst du darüber, wie viele Männer du im Laufe deines Lebens förmlich verschlungen hast. Kannst du dich noch an deinen ersten Flirt erinnern?
Bald gibt’s davon übrigens einen zweiten Teil! Mein erstes Gspusi war ein junger Mann aus der katholischen Pfarrjugend. Ich war 15, er 17 und Redakteur der katholischen Jugendzeitschrift Blinkfeuer. Das habe ich damals in meinem Tagebuch festgehalten. 

Wer hat den ersten Schritt gemacht? 
Es ging sehr von mir aus. Schau, ich war ein angstgebeuteltes, stilles Kind. In der Pubertät hab ich mich sehr stark verändert – irgendwann war mir einfach fad in der Klosterschule. Einfach langweilig, wie dort Wissen vermittelt wurde, wie konservativ man war. Und ich habe mich danach gesehnt, auszubrechen.  

Wie warst du als junge Frau? Hast du die Männer angesprochen oder sie dich? 
Ich habe immer und ständig mit allen geflirtet – am Theater zum Beispiel. Das war für mich fast ein Sport. Ich hab Listen gemacht und dann damit geprotzt. Aber im Grunde war ich der Kumpel-Typ, eigentlich ein Gräuel für alle Männer. Ich war nie so eine … damals hat’s noch nicht Tussi geheißen, aber: so ein weibliches Dings. 

Du hast also auch reine Freundschaften zu Männern gepflegt?
Schau ich bin eine Feministin der 70er Jahre und war auch lange unter Johanna Dohnal tätig. Ich mochte diese Trennung damals schon nicht. und fand immer schon, dass sich die Geschlechter näherkommen sollten. Die Frauen aus meinem damaligen Umkreis haben ein sehr bürgerliches Leben gelebt, waren untereinander und haben hauptsächlich vom Kochen gesprochen. Ich hab mich intellektuell besser aufgehoben gefühlt zwischen Männern, die auch hin und wieder eine Zeitung gelesen haben. 

War es dir beim Flirten immer wichtig, dass du die Überhand behältst?
Nein, schau her, es ist schwierig mit der Causa Schmidinger, weil ich seelisch ein bisschen verkrüppelt bin. Nichts hat mich so aufgeregt wie ein Mann, den ich nicht kriegen konnte. In diesen Spielchen hab ich mich dann immer ein bisschen untergeordnet, um zu kriegen, was ich will. Das Frischverliebtsein war das Schönste auf der Welt, danach war ich süchtig. Das wollt ich immer haben, das war wie eine Droge. Und das war dann immer so schnell vorbei und es ist fad geworden. Und das hab ich immer wieder gesucht. Manchmal.

“Ich finde euch schon ein bisschen spießig, niemand wäre damals, so wie du jetzt, um 17 Uhr mit einem grünen Tee dagesessen – du hättest schon dein zweites Vierterl Rot hinter dir und ich auch.”

Wie hast du deinen ersten Ehemann kennengelernt?
Den hab ich in Griechenland kennengelernt. Ein Engländer, mit Gitarre und Kapperl saß er da. Für eine Österreicherin, die noch nie im Ausland war, saß quasi Bob Dylan vor mir, verstehst du? Dort haben wir in einem Kaffeehaus dann geheiratet, blunzenfett, auf der Insel Ios. In Österreich sind wir regelmäßig zusammen aufgetreten mit unseren eigenen Liedern – das war mein erster großer Erfolg. 

Beschreib mir mal eure erste Begegnung …
Das war auf einem Schiff am Weg nach Epitaurus. Auf einmal kam die Durchsage, dass sich die Leute auf die rechte Seite des Schiffes begeben sollten – in einem fürchterlichem Englisch natürlich. Und ich bin nach links,, um zu schauen, was da los ist. Da saß er dann und hat Folksongs auf seiner Gitarre gespielt. Dann hab ich mich gleich hingesetzt und wir haben sofort zusammen gesungen – das war’s. Wir haben beide gewissermaßen den ersten Schritt gemacht. 

Und wie ging es weiter mit den Ehemännern? 
Naja, ich hatte insgesamt vier Ehen. Danach war ein deutscher Manager dran, der irgendwie darauf gehofft hat, dass ich sein Leben in Ordnung bringe. Den hab ich irgendwann geheiratet und das ging dann auch nicht so lange gut. 

Warum hast du sie immer gleich geheiratet?
Heiraten ist doch lustig, echt lustig. Vor allem diese Hochzeit: Wir haben vorm Standesamt im 8. Bezirk mit einem Doppeldeckerbus gewartet darauf, dass er endlich daherkommt. Ist er aber ewig nicht, weil er als Deutscher noch ein Ehebefähigungszeugnis gebraucht und fast keines bekommen hatte, weil er vorbestraft war. Der Standesbeamte war schon ein bisschen genervt und ich musste ihn anflehen: “Geh, machen’s dazwischen eine andere Hochzeit!” Wo’s dann losging, hat der Pianist das Lied “Auch du wirst mich einmal betrügen” gespielt – wir haben uns zerkugelt vor Lachen. 

Und wie siehst du als “Lebefrau” unsere Generation, die nach ständiger Selbstoptimierung strebt? 
Ich finde euch schon ein bisschen spießig, niemand wäre zu meiner Zeit, so wie du jetzt, um 17 Uhr mit einem grünen Tee dagesessen – du hättest schon dein zweites Vierterl Rot hinter dir und ich auch. Aber es ist schon in Ordnung wie ihr lebt. Die 50er-Jahre in Wien waren tiefster Muff, provinziell und furchtbar. Da mussten wir provozieren. Aber dass ich als junge Frau Kabarett gemacht habe und lustig war, wurde nur sehr schwer akzeptiert. Wir haben ab den 60ern nach und nach Tabus aufgebrochen – man musste sie brechen. Das müsst ihr jetzt nicht mehr so in der Art. 


Ihr habt uns also gewissermaßen den Weg zum Spießertum geebnet?
Naja, ja, vor allem für die Frauen eurer Generation ist sehr viel passiert, ihr könnt euch auf andere Dinge fokussieren als auf Rebellion. Frauen sind heute unglaublich selbstbewusst, offen und wie man ja sieht machen sie wesentlich höhere Abschlüsse und sind besser in der Schule. Und sie lassen sich auch nicht mehr so von Männern behandeln wie wir uns damals haben behandeln lassen. 

Du bist jetzt 70 – flirtest du heute immer noch?
Na, ich hab’s aufgegeben. Das Geschäft hab ich geschlossen. Wenn Männer auf mich zukommen, dann bemerke ich es wohl nicht. Aber mir geht das alles auch wirklich nicht mehr ab. Ich hab so viele liebe, junge Freunde, die mir helfen, jung zu bleiben im Kopf. Das macht mich sehr glücklich. Der Austausch ist sehr fruchtbar, ich will ja nicht stehenbleiben in meinem Alter. Nur wenn mir mein 16-jähriger Enkel YouTube-Clips zeigt, steig ich komplett aus. 

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