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Was bringen Schockbilder auf Zigarettenpackungen wirklich?

Schockfotos sollen die Deutschen vom Rauchen abhalten. Aber wird Rauchen dadurch nicht wieder cool werden?

Foto: imago | Schöning

In immer mehr Ländern finden sich auf Zigarettenpackungen Schockbilder. Auch in Deutschland wurde gerade von der CSU ein entsprechender Gesetzesentwurf eingebracht. Sollte der deutsche Bundestag im kommenden Jahr zustimmen, werden ab Mai wohl auf zwei Drittel der Zigaretten- und Tabakverpackungen Bilder von krebsbefallenen Lungen, faulen Zähnen und offenen Füßen zu sehen sein.

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass Menschen weniger oder gar nicht mehr rauchen. Etwa 110.000 Todesfälle pro Jahr seien laut einer Kabinettvorlage auf das Rauchen zurückzuführen. Weltweit sterben 6 Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen von Tabakkonsum. Viele Raucher dürften das wissen. Und dennoch rauchen sie.

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Als ich noch zur Schule ging, glaubte einer unserer Lehrer, dass es eine gute Idee sei, uns bei „Be Smart Don't Start" anzumelden—einem EU-Wettbewerb, der junge Schüler motivieren soll, mit dem Rauchen gar nicht erst anzufangen. Bevor wir an dem Wettbewerb teilgenommen haben, haben vielleicht drei oder vier meiner Mitschüler geraucht. Am Ende des Wettbewerbs waren es mehr als zehn—trotz Bildern, Videos und Expertenvorträgen. Aber warum?

Zum größten Teil lässt sich das wahrscheinlich auf jugendliche Rebellion zurückführen. Als Jugendlicher mag man es eben nicht, wenn einem etwas verboten wird. Oder jemand versucht, einem Dinge madig zu reden. Man kann Autorität nicht leiden. Weil man glaubt, selbst zu wissen, was gut und was schlecht für einen ist. Und als Erwachsener? Da will man nicht wie als Jugendlicher behandelt werden.

Wenn die Politik aber unbedingt solche Fotos auf die Verpackungen drucken will, sollte sie konsequenterweise nicht auch besonders zucker- oder fetthaltige Produkte mit ähnlichen Bildchen versehen? Schließlich sind beispielsweise in Deutschland „ernährungsmitbedingte Krankheiten für 68 Prozent der Todesfälle" verantwortlich—also für etwa 550.000 Tote jährlich. Auch in Österreich sieht es nicht besser aus. Sicher, Zucker und Fett können Bestandteil einer ausgewogenen und gesunden Ernährung sein. Rauchen natürlich nicht. Zur Realität vieler Menschen gehört die Tschick trotzdem.

Motherboard: E-Zigaretten laut allen bisherigen Studien weniger schädlich als Tabakrauchen

Eine andere Frage lautet: Was würden die sogenannten „Schockbilder" eigentlich bringen? Einer Studie der Fachzeitschrift Tobacco Control zufolge haben die Warnbilder auf den Zigarettenschachteln in Großbritannien keine Wirkung auf Raucher gezeigt. Zudem fanden die Forscher heraus, dass die Bilder nur bei Leuten wirkten, die sowieso nicht rauchten oder nur mit Zigaretten „experimentierten".

Es gibt jedoch auch Studien, die belegen, dass Menschen tatsächlich seltener zum Glimmstengel greifen. In Australien hat die Einführung von Einheitsschachteln mit abschreckenden Bildern und Texten beispielsweise eine positive Wirkung erzielt. Glaubt man der Studie des Medical Journal of Australia hat die Zahl der Anrufer, die bei der Rauchentwöhnunghotline „Quitline" um 78 Prozent zugenommen. Auch hätten aufgrund der Bilder weniger Menschen mit dem Rauchen angefangen.

Aber ich will hier nicht auf Nick Naylor aus Thank You For Smoking machen. Macht euch deshalb doch einfach ein eigenes Bild und lest die ungefähr 21.900 Studien zu diesem Thema.