Die geheime Grow-Box im Kleiderschrank oder die abgelegene Lichtung im Wald: Jeder Kiffer hat schon mal von seiner eigenen kleinen Cannabis-Plantage geträumt. Meist verpufft der Lammbock-Plan aber schnell schon mit dem nächsten Joint. Zudem ist das Unterfangen in Deutschland illegal und die wenigsten Kiffer haben einen grünen Daumen. Eine Universität will künftig bei genau diesem Problem helfen.
Das Niagara College in Ontario im Südosten Kanadas bietet ab kommendem Jahr den Studiengang “Kommerzielle Cannabis-Produktion” an. Darin lernen die Studenten alles, was ein guter Gras-Gärtner so können muss: von der richtigen Beleuchtung über Schädlingsbekämpfung bis hin zur Sortenauswahl.
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Die Bewerber auf die 25 Plätze müssen über 19 Jahre alt sein und Englischkenntnisse nachweisen können, heißt es in den Zulassungsvoraussetzungen. Zudem müssen sie sich mindestens einmal einer Polizeikontrolle unterziehen, die die Bewerber auf Vorstrafen scannt. Da es ein weiterführender Studiengang ist, können sich aber nur Interessenten bewerben, die schon ein Diplom in den Bereichen Gartenbau, Gewächshaustechnik, Agrarwissenschaften, Pflanzenwissenschaften, Biologie oder einer anderen verwandten Disziplin haben. Bio auf Lehramt dürfte also auch noch drin sein.
Wenn du den einjährigen Kurs am Niagara College absolviert hast, soll dir eine Karriere winken, wie sie deine spießigen Mitschüler mit ihrem BWL-Studium immer angestrebt haben. In der legalen Geschäftswelt versteht sich. “Absolventen dieses hochprofessionellen Studiengangs werden Führer in der wachsenden Cannabis-Industrie”, verspricht die Uni auf ihrer Webseite. Das gilt sicherlich nicht nur für Kanada. In der Schweiz suchen Unternehmen schon jetzt nach Erntehelfern für eine Cannabis-Plantage, vielleicht kann man nach dem Ferienjob und etwas Weiterbildung ja auch dort aufsteigen. Auch in Deutschland wächst der Industriezweig: In den kommenden Jahren soll erstmals medizinisches Marihuana ganz legal angebaut werden.
Kanada ist da schon zwei Schritte weiter. Seit 2001 dürfen Patienten dort medizinisches Marihuana konsumieren. Im April dieses Jahres legte die kanadische Regierung einen Gesetzentwurf zur Legalisierung von Cannabis-Konsum vor, spätestens im Juli 2018 soll das neue Gesetz in Kraft treten. Das neue Gesetz soll Erwachsenen erlauben, bis zu 30 Gramm getrocknetes Cannabis mit sich zu führen. Nun fürchtet sich das Land vor Engpässen und rüstet in der Cannabis-Industrie kräftig auf. Mittlerweile gibt es 58 lizenzierte Produzenten im Land – wo die Uni-Absolventen des Niagara Colleges künftig arbeiten könnten.
Zwar brüstet sich das Niagara College damit, dass es das erste weiterführende Programm zur “kommerziellen Cannabis-Produktion” im Land anbietet, aber das Prinzip “Gras-Studiengang” ist nicht ganz neu. Vor zwei Jahren bot die Kwantlen Polytechnic University (KPU) der Metropolregion Vancouver schon einen 14-wöchigen Online-Kurs zum professionellen Management von Marihuana an – damals aber lediglich für medizinische Zwecke. “Es gibt sehr große Wissenslücken in der Branche, also gibt es auch einen Ausbildungsbedarf”, sagte Jim Pelton, ausführender Direktor für Erwachsenenbildung und Fachstudien an der KPU, damals zu VICE. Es würde uns nicht wundern, wenn auf Kanadas Flagge bald ein Cannabis- statt des Ahornblattes prangt.