Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP Niederlande erschienen
In den letzten 20 Jahren hat sich der Amerikaner Zak Khutoretsky, besser bekannt als DVS1, zu einem der begnadetetsten Techno DJs der Welt gemausert. 2009 nahm ihn Ben Klock bei seinem Label Klockworks unter Vertrag, und seitdem sind Khutoretskys Sets noch vielseitiger, noch eleganter geworden. Heute ist er Resident im Berghain und tourt durch die ganze Welt. Vielleicht hattest du bereits das große Glück, ihn mit seiner “Wall of Sound” im Schlepptau zu sehen—einer gewaltigen Lautsprecherinstallation, die selbst Jeff Mills gerne bespielen würde. Aber wie hat eigentlich alles angefangen? Wir haben Khutoretsky nach seinem allerersten Clubbesuch gefragt und das hat er uns geantwortet:
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DVS1: Meine ersten Cluberfahrungen habe ich in Minneapolis gemacht—im legendären First Ave Club (auch bekannt durch Prince und als Drehort von Purple Rain). Es gab dort diese Veranstaltung S.N.D.P. (Sunday Night Dance Party), die sich über den ganzen, gigantischen Laden erstreckte. Alle, die über 21 waren, tranken oben an der Bar, die Minderjährigen waren unten auf der Tanzfläche. Ich war damals 15 oder 16; es muss also zwischen 1991 und 92 gewesen sein. Ich schlich mich dafür aus dem Haus und fuhr mit Bus und Taxi in die Innenstadt. Das machte ich so oft, wie ich meiner Mutter glaubhaft vermitteln konnte, dass ich extra früh ins Bett gehe, um ausgeruht für die Schule am Montag zu sein!
Rückblickend gestalteten [die Clubs] ihre Abende ziemlich schlau. Sie ließen die DJs jeweils fünf bis zehn Tracks aus verschiedenen Genres spielen. Du konntest also in einer Nacht richtigen House, Techno, HipHop, Grunge, Punk, Soul und Disco in kleinen Dosen hören. Sie hatten auch Bildschirme, auf denen alte Aufnahmen gezeigt wurden. Wie ich später erkennen sollte, hatte es einfach das Feeling eines richtigen Clubs. Da wir damals noch quasi Kinder waren, fanden wir nur langsam heraus, was unsere Aufmerksamkeit und unseren Geschmack auf sich zog. Durch den Genre-Mix konntest du die Veränderung auf der Tanzfläche buchstäblich miterleben, wenn deine Lieblingsmusik gespielt wurde. Wir warteten geduldig oder spielten Videospiele in der kleinen Spielhalle an der Seite, bis wir endlich an der Reihe waren, auf die Tanzfläche zu gehen! Die DJ-Kanzel befand sich weit oben auf einem Balkon, also schauten die Menschen einfach in irgendeine Richtung. Manche tanzten auf der Tanzfläche, andere auf Podesten an der Seite. Die Leute tanzten einfach überall!
Mit dem Clubabend war es aber nicht vorbei. Für viele von uns war das erst der Anfang. Sobald die Party vorbei war, warteten die ganzen örtlichen Veranstalter vor der Tür, um für ihre eigenen Veranstaltungen Werbung zu machen. Wenn du gemerkt hattest, dass du House und/oder Techno magst, hast du dir von den Promotern die Flyer für die Raves am nächsten Wochenende geben lassen. Langsam lernte man Leute kennen, die ähnlich tickten wie man selbst—es entwickelten sich Partyfreundschaften fürs Leben. Dort habe ich den Zugang zu meinen ersten Partys gefunden und erste Erfahrungen mit dem gesammelt, was ich heute mache.
Kurz nach meiner Einführung in die Minneapolis Rave-Szene wurde ich auf ein Internat in Connecticut an der Ostküste geschickt. Zum Glück lebte mein Vater in Manhattan. Das war nur zwei Zugstunden entfernt. Ich schlich mich also immer, wenn ich konnte, in die Stadt. Natürlich log ich, wohin ich ging. Ich war ja viel zu jung, um in die meisten Clubs zu kommen. Aber in NYC findest du alles, also besorgte ich mir mit 17 einen gefälschten Ausweis, lernte ein paar Party-Kids kennen und besuchte illegale Raves und inzwischen nicht mehr existente Clubs wie Tunnel, Limelight und Palladium.
In den Ferien bin ich dann nach Minneapolis zurück und habe dort meine Ostküstenerfahrungen mit meinen Party-Freunden geteilt. Langsam aber sicher bekam ich auch selbst Ideen für meine ersten Partys. Rückblickend merke ich, was für ein Glück ich hatte, die Musik durch einen derartig legendären Club wie First Ave kennengelernt zu haben—obendrein ein Club, den es nach 46 Jahren immer noch gibt!