Popkultur

Ein echter Italiener probiert eine Chicago Deep Dish Pizza

Chicago style deep dish pizza - auf der linken Seite isst der Autor eine Deep Dish Pizza und Pommes. Er trägt einen blauen Pullover und eine blaue Cap. Links sieht man eine Gabel und Messer, die ein Stück der Pizza schneiden

Ich bin der klassische Klischee-Italiener und ein großer Fan von italienischer Pizza. Aber auch die unterscheidet sich bei uns von Region zu Region. Am bekanntesten sind die neapolitanische (klein, mit dicker Kruste und einem weichen Teig) und die römische (groß und knusprig mit dünner Kruste). Es gibt auch prominente Pizzameister wie Enzo Coccia mit seiner neapolitanischen Pizza, oder Gabriel Bonci und Jacopo Mercuro für die römische. Ernsthaft, wie wollen Leute aus Amerika da mithalten? Ich meine, die sind für Domino’s verantwortlich!

Aber es ist mein Motto, immer neue Sachen auszuprobieren – zumindest, was Essen angeht. Also bin ich zu Hamerica’s in Mailand gegangen, einem Kettenrestaurant für amerikanische Küche in Italien, um die sogenannte Chicago Deep Dish Pizza zu probieren. Mir ist klar, dass meine Freunde aus Neapel nach diesem Artikel vielleicht nie wieder mit mir reden werden, aber einer muss es ja machen, oder?

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Die Chicago Deep Dish Pizza erhält ihren Namen durch die Pfanne, in der sie zubereitet wird. Ihr Hauptmerkmal ist tatsächlich ihre Höhe, sie ist so hoch wie ein Kuchen. Berühmt-berüchtigt ist auch die umgekehrte Anordnung des Belags: Mozzarella kommt nach unten, Gemüse und Fleisch in die Mitte, und Tomatensoße und zerdrückte Tomaten obendrauf. Der Käse ist unten, damit er im Ofen nicht anbrennt, denn die Backzeit ist viel länger als bei einer dünnen Pizza (etwa 20 Minuten).

Wenn ich so darüber nachdenke, lässt sich das nur wegen der Zutaten als Pizza definieren. Tatsächlich handelt es sich eher um einen salzigen, in der Pfanne gebackenen Kuchen mit einer goldenen Kruste, die wie ein buttriger Mürbeteig aussieht.

Hamericas pizza deep dish Chicaho style
Das Hamericas-Special mit Pommes | Foto: Gianvito Fanelli

Wie bei vielen Rezepten wird auch bei der Chicagoer Pizza darüber gestritten, wer sie erfunden hat. Die moderne Pizza begann bereits im 16. Jahrhundert in Neapel Gestalt anzunehmen. Vier Jahrhunderte später war Chicago ein Einwanderungs-Hotspot für Menschen aus Europa, unter anderem Italien. 1943 eröffneten dort zwei neapolitanische Immigranten, Ike Sewell und Ric Riccardo, die Pizzeria Uno. Sie begannen, Pizzen aus einer tiefen Pfanne mit knuspriger Kruste und umgekehrten Zutaten zu servieren. Mittlerweile ist das Restaurant zu einer internationalen Kette mit dem Namen Uno Pizzeria & Grill geworden, mit 100 Restaurants in den USA, Katar, Indien und Saudi-Arabien.

Sewell und Riccardo behaupten, die Schöpfer der Deep Dish Pizza zu sein, aber Adolpho “Rudy” Malnati, ein ehemaliger Angestellter der Pizzeria Uno aus einer der berühmtesten Pizzafamilien Chicagos, erzählt eine andere Version der Geschichte. Malnati behauptet, er habe das Rezept zusammen mit Riccardo erfunden und Probierstücke an die Menschen auf den Straßen Chicagos verteilt. Ihm zufolge kam Sewell erst später ins Spiel.

Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass Sewell und Riccardo Pizza gebacken oder überhaupt in der Küche gearbeitet hätten, was Malnatis Version unterstützt. Aber laut einer anderen Quelle konnte man in Chicago sowieso bereits viel früher kuchenartige Pizzen essen, zum Beispiel 1926 bei Rosati’s Pizza.

Wie auch immer, es ist fast unmöglich zu sagen, wer sie erfunden hat. Der springende Punkt ist, irgendjemand hat es getan, und jetzt müssen wir alle damit leben.

Milano Hamericas pizza deep dish
Der Autor und sein Snack: Die Chicago Deep Dish Pizza | Foto: Gianvito Fanelli

Ich betrat also die Hamerica’s-Filiale und bestellte die Spezialität. Laut dem Personal wurde die erst nach viermonatigen Versuchen und 25 verschiedenen Rezepten perfektioniert. Ich muss zugeben: Ich war skeptisch. Ich hatte erwartet, frustriert oder sogar angewidert nach Hause zu gehen. Aber als die Pizza noch dampfend ankam, war ich überrascht.

Die Pizza war etwa zehn Zentimeter hoch und 15 Zentimeter breit – viel kleiner als die, die ich im Internet gesehen hatte. Von oben nach unten enthielt sie Peperoni-Salami und Tomatensoße, Wurst, und dann Mozzarella. Die Zutaten ähnelten denen von beliebten amerikanischen Pizzen, und ergänzt wurde das Ganze von schön dicken Pommes.

Deep Dish Pizza Chicago Hamericas
Foto: Gianvito Fanelli

Die Pizza war nicht riesig, sie hatte genau die richtige Größe. Und dafür, dass ich in einem Kettenrestaurant war, das auf Burger, Pommes und andere US-Gerichte spezialisiert ist, war der Geschmack erst mal nicht schlecht: Der Teig war an den richtigen Stellen knusprig, die Mitte war saftig und käsig, die Wurst weich und die Tomaten süß, mit einem leichten Nachgeschmack von Oregano. Die Peperoni-Salami hat mich nicht wirklich überzeugt, sie war mir nicht scharf genug.

Ob du italienisch bist oder nicht, ich würde dir empfehlen, die Pizza zu probieren. Wenn du puristisch bist und dich der Gedanke an amerikanische Pizza anwidert, dann denk daran, dass Pizza auch von Italo-Amerikanern berühmt gemacht wurde, nicht nur von Italienern. Und aus dieser glücklichen Mischung ist immerhin auch die Carbonara hervorgegangen.

Trotzdem muss ich zugeben, dass ich sie wahrscheinlich nicht noch einmal essen werde, vor allem wegen des Preises von 15,90 Euro. Für die Hälfte des Geldes bekomme ich in Mailand eine geile Margherita, die – tut mir leid – immer noch viel besser schmeckt.

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