Eine Gruppe Taucher wurde nahe der karibischen Insel Dominica von einer riesigen Menge Scheiße umgeben, die ein Pottwal vorher abgedrückt hatte. Eigentlich war der Tauchgang nur eine Routine-Expedition, um die Wale zu fotografieren, aber plötzlich fing einer der Meeressäuger an, einen Monsterschiss in den Ozean zu setzen und sich dabei wie wild im Kreis zu drehen—so wurde laut eines Taucher ein richtiger „Poonado” verursacht. Der Wal zeigte keine Gnade und hörte erst auf, als die Männer und ihre Ausrüstung in einer 30 Meter breiten Kacke-Wolke eingehüllt waren.
Der kanadische Fotograf Keri Wilk bewies, dass er sich zu 100 Prozent seinem Beruf verschrieben hat, und schaffte es, diese Erfahrung in Bildern festzuhalten. Manche Leute nehmen an, dass es sich bei dem wortwörtlichen Shitstorm um eine bis dato relativ unbekannte Abwehrreaktion des Wals handelte, die durch die Nähe der Tauchergruppe ausgelöst wurde. Es könnte sich allerdings auch nur um einen Ozeanriesen mit Durchfall handeln. Siehst du, so wenig wissen wir über Wale und ihren abgefahrenen, magischen Stuhlgang.
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„Der Wal wippte hoch und runter, drehte sich im Kreis und wirbelte seine Ausscheidungen so in alle Himmelsrichtungen. Das Ganze dauerte ein paar Minuten und wir konnten nichts machen, außer dabei zuzusehen”, erzählte Wilk dem Telegraph über den Zwischenfall.
Er fuhr fort:
Nachdem sich der Wal noch mehr Fäkalien entledigt und sie energisch im Wasser verteilt hatte, bekam man den Eindruck, in Schoko-Milch zu schwimmen. Ich konnte überhaupt nichts mehr erkennen. Die Scheiße war überall: in meinen Augen, in meinem Mund und in meinem Taucheranzug. Ich war von oben bis unten voll damit.
Nachdem wir wieder aus der Wolke draußen waren, wusch sich alles aber ganz schnell wieder ab und hinterließ auch keinen Gestank. Wieder an Land habe ich mich zur Sicherheit trotzdem noch mal extra lange geduscht. Ich habe vorher noch nie von so etwas gehört und kenne auch niemanden, der so etwas schon mal erlebt hätte. Es kann gut sein, dass ich der Erste war, der das Ganze fotografisch festgehalten hat.
Das muss jetzt allerdings nicht zwangsläufig heißen, dass der „Poonado” etwas Neuartiges ist oder das Ganze nur ein Glückstreffer war. Pottwale können bis zu 18 Meter lang und bis zu 50 Tonnen schwer werden und sind in Herden von 15 bis 20 Tieren in den Weltmeeren unterwegs (Männchen neigen jedoch dazu, alleine zu reisen)—viel mehr ist nicht über Pottwale bekannt. Wir wissen nicht mal, wie viele es überhaupt gibt (Schätzungen liegen bei 100.000).
„In vielerlei Hinsicht sind Pottwale immer noch ein richtiges Mysterium”, erzählte uns Christopher Kemp, Autor eines Buches über Ambra, letztes Jahr. „Da sie sich für so lange Zeit weit unter der Wasseroberfläche aufhalten, wissen wir nicht viel über ihr Leben. Wir wissen nicht, wie sie sich paaren, wohin sie reisen, wie sie dorthin kommen oder wann sie aufbrechen. Uns ist nicht bekannt, wie sie untereinander kommunizieren. Wir haben keine Ahnung, wie sie sich so viel Tintenfisch einverleiben können und ob sie eine bestimmte Jagdtechnik anwenden.”
Wir wissen jedoch eines: Pottwale haben einen Ehrfurcht gebietenden Stuhlgang, vor dem sogar Gott erzittern würde. Dazu ist ebenfalls bekannt, dass diese Tiere das weltweit größte Gehirn besitzen (der Pottwal-Kopf macht bis zu 40 Prozent des Körpers aus, auch wenn darin viel von dieser geheimnisvollen, wachsartigen Substanz namens Walrat zu finden ist). Sie können über einen Kilometer tief tauchen und fast zwei Stunden lang die Luft anhalten. Sie kämpfen mit riesigen Tintenfischen—die Cephalopoden machen allerdings auch vier Fünftel des Pottwal-Ernährungsplans aus. Die Meeressäuger haben ungefähr die gleiche Lebenserwartung wie wir und selbst nach ihrem Tod dienen ihre nährstoffreichen Kadaver auf dem Meeresgrund noch ewig als einzigartige Lebensräume.
Nach allem, was wir über die braunen Bomben wissen, die Pottwale abfeuern, können wir mit Sicherheit sagen, dass sie mindestens genauso außergewöhnlich sind wie die Tiere, aus denen sie stammen. In den vergangenen Jahren haben Biologen herausgefunden, dass Walkot womöglich als gigantisches Umwelt-Ausgleichssystem fungiert. Die Scheißhaufen sind voller Eisen und anderer lebenswichtiger Mineralien (die Konzentration ist dabei bis zu 10.000.000 mal so hoch wie im normalen Meerwasser) und werden so zur Grundlage für einen rasanten Anstieg des Plankton-Vorkommens. Diese Viecher wiederum entziehen der Luft durch Fotosynthese jährlich Hunderttausende Tonnen Kohlenstoff und fördern als Nahrungsquelle eine Zunahme der Fisch-Population. Das alles bedeutet, dass ein Fehlen der natürlichen Umweltregulierungskraft von Walkacke—verursacht durch übermäßigen Walfang—zu den Hauptgründen für das Aussterben vieler Meeresbewohner werden könnte.
Im Verdauungstrakt eines Wals entsteht auch Ambra, ein fettige Substanz, die nur dazu da ist, um unverdauliche Teile wie Tintenfischschnäbel zu überziehen und so durchrutschen zu lassen. Ambra wird nur von einigen Walen ausgeschissen und lässt andere an Verstopfung sterben. Bei der Parfümherstellung wird die Substanz inzwischen zwar immer weniger eingesetzt, aber die Seltenheit macht Ambra zu etwas sehr Wertvollem: Ein Pfund davon bringt auf dem Markt mehrere Tausend Euro ein.
Obwohl wir noch nicht viele Wale dabei beobachten konnten, wie sie ihre Fäkalien als Verteidigungsmechanismus einsetzen (die Funktion als aquakultureller Regulator oder als Lagerstätte für Luxusgüter ist da schon besser dokumentiert), wäre das Ganze trotzdem kein wirklich außergewöhnliches Phänomen—es gibt nämlich noch einige andere Lebewesen, die ihre eigenen Abfallprodukte als Abwehrmechanismus einsetzen. Komodowarane oder Blattkäfer gehören zum Beispiel zu den vielen Tieren, die ihren eigenen Kot dazu nutzen, um Fressfeinde abzuschrecken.
Falls es sich bei dem „Poonado” wirklich um einen neu entdeckten Abwehrmechanismus handelt, dann haben die Taucher wirklich eine tolle Entdeckung gemacht. Falls nicht, dann war ihre Expedition halt einfach ziemlich beschissen. Man kann leider nur schwer sagen, was denn jetzt wirklich zutreffend ist. Aber selbst wenn es sich um den zweiten Fall handeln sollte, dann haben wir durch den ganzen Zwischenfall doch ein paar wunderschöne Bilder zu sehen bekommen und die Tauchergruppe hat den produktiven und faszinierenden Kackekönig der Welt in Aktion erlebt. Dafür nimmt man doch gerne eine kurze braune Dusche in Kauf.