Eine Liebeserklärung an das Wiener Stadionbad und seine Besucher

Es gibt so viele Gründe, das Wiener Stadionbad zu lieben, dass wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Wir wissen nur eines: Das altehrwürdige Bad, das im Jahr 1931 eröffnet, im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und dann wieder aufgebaut wurde, hat eine ordentliche Liebeserklärung verdient. Und wenn wir neben hassen irgendwas gut können, dann lieben.

Da wären zuerst einmal die Pommes – wie ihr wahrscheinlich wisst, das wichtigste Qualitätsmerkmal eines jeden Schwimmbads. Die Stadionbad-Pommes schmecken wie frittierte Sonnenstrahlen des Glücks, die euch für kurze Zeit vergessen lassen, dass ihr das Essen in der selben Sekunde sofort wieder ausschwitzt.

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Noch besser als die Pommes sind die gelangweilten Lautsprecherdurchsagen der Verwaltung. Eines scheißheißen Tages, als ich im Stadionbad vor mich hin vegetiert bin, ertönte plötzlich das Rauschen aus den Lautsprechern, das andeutete, dass gerade jemand dabei war, tief Atem zu holen, um ein verlorenes Kind auszurufen. Schließlich ertönte die beste Durchsage, die ich in meinem kurzen Leben mit anhören durfte: “Die kleine Rihanna sucht ihre Mutter. Bitte melden Sie sich bei der Verwaltung.” Ausgesprochen wurde der Name natürlich so österreichisch, wie nur möglich war.

Das allerbeste am Stadionbad sind aber weder die Pommes, noch die Durchsagen, sondern die Menschen, die dort ihre Zeit verbringen. Im Stadionbad ist jedem sowas von scheißegal, wie du aussiehst, welchen Bikini du trägst oder welche Figur du hast.

Im Gegensatz zu anderen Wiener Bädern sitzen hier keine Menschen am Beckenrand und beäugen jeden – egal, ob Mann oder Frau –, der sich über die Leiter ins Becken quält (we’re looking at you, Schönbrunner Bad und Neuwaldegger Bad!). Nachdem das Stadionbad das mindestens fünfte in Wien war, das ich ausprobiert hatte, war vor allem dieser Umstand der ausschlaggebende Punkt, der meine immerwährende Liebe entfacht hat: Hier darfst du sein, wie du eben sein willst, wenn es draußen 40 Grad hat und du den Fehler gemacht hast, ein hellgraues Shirt anzuziehen.

Im Stadionbad koexistiert ein friedlicher, ameisengleicher Riesenhaufen aus Familien (ja, die Sorte Familien, die Zelte auf der Liegewiese aufbauen), Hipstern und alten Menschen (natürlich inklusive kleinem Häuschen, das sie für die ganze Saison gemietet haben). Sie alle essen genüsslich triefende Langos, kleben im überfüllten Wellenbad aneinander und sehen sich gegenseitig beim Springen zu. Mit ziemlicher Sicherheit ist das Stadionbad einer der schönsten Orte, an denen man den Sommer in Wien verbringen kann.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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