Einfach alles an Kay Ones Auftritt beim ZDF Fernsehgarten ist richtig

Der ZDF Fernsehgarten ist eine Institution des deutschen Fernsehens. Seit 1986 wird über die Sommermonate jeden Sonntag live vom Mainzer Lerchenberg in Altersheime im deutschsprachigen Raum gesendet, anspruchsvollste Unterhaltung zwischen Sport, Musik, Party und Politik. Längst hat sich der Fernsehgarten zum eigentlichen Flaggschiff des Zweiten Deutschen Fernsehens gemausert, Lanz und Wetten, dass… kommen da kaum noch mit.

Aber wir alle wissen, dass dauerhafter Erfolg nur auf einem Weg erreicht werden kann: Innovation. Das Zielpublikum des Fernsehgartens stirbt reihenweise weg, ganz einfach aus Altersgründen, es müssen neue Zuschauer erschlossen werden. Also denkt sich da das Redaktions-Team: „Machen wir doch mal was Abgefahrenes. Was hört die Jugend heutzutage? Richtig, Rapmusik.“

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Schon im Sommer durfte Kay One seinen ersten Auftritt beim Fernsehgarten feiern und weil der nette junge Mann so gut bei der Zielgruppe ankam, lud ihn das ZDF am vergangenen Sonntag gleich ein zweites Mal ein—in die Winterausgabe des ZDF Fernsehgarten on Tour.

Der mit Soul-Legende Emory zusammen performte Song „Keep Calm“ wurde wie nicht anders zu erwarten auf Anhieb zu einer Sternstunde der Geschichte des ZDF. Hier sind ein paar Gründe, warum einfach alles an Kay Ones Kooperation mit dem Fernsehgarten richtig ist.

Der Gig eingebettet in Auftritten anderer musikalischer Größen

Kay One und Emory sind nur ein Programmpunkt zwischen den Schürzenjägern, Marianne Rosenberg, Nick Howard, Miriam Bryant, Maite Kelly, Mickie Krause und Loona, Johnny Logan und Jürgen Drews. Ihr merkt, Kay One spielt Champions League.

Die Anmoderation von Andrea „Kiwi“ Kiewel, dem Hackl-Schorsch und einem Lawinen-Retter-Experten inklusive Hund

Kiwi: „Rappen, ernsthaft?“
Lawinen-Onkel: „Find i guad!“
Kiwi: „Schorschi?“
Hackl-Schorsch: „Sowieso!“
Kiwi: „Auch!?!1!“
Hackl-Schorsch: „Samma dabeeei!“ (grinst in die Kamera)
Lawinen-Onkel: (grinst verliebt Richtung Schorschi)

Der erste Kamera-Schwenk auf die beiden Rapper

Ganz großes ZDF-Kino—klassischer Kameraschwenk von links nach rechts über das Schneeparadies der Gnadenalm „auf halber Höhe zwischen Unter- und Obertauern inmitten der Salzburger Bergwelt“ (Zitat: ZDF Pressetext). Dann Zoom auf Kay One und „seinen Kumpel Em-mohr-riiie“ (Zitat Andrea Kiwi Kiewel), die vermutlich per Hubschrauber im Tiefschnee abgesetzt wurden, um im Umkreis von 50 Metern nirgendwo Fuß-Spuren zu hinterlassen. Das ZDF hat keine Kosten gescheut.

Der Bach

Die beiden stehen auf einer einsamen Landzunge, auf beiden Seiten umgeben von einem sanft rauschenden Gebirgsbach, der in der Sonne glitzert. Habt ihr jemals etwas Schöneres gesehen?

Der Norweger-Pulli

Kay One friert nicht. Kay One braucht keine Jacke. Kay One braucht nur einen Norweger-Pulli, aber darin ist ihm so warm, dass er den Reißverschluss so weit aufreißt, wie eben möglich. Darunter trägt Kay One nur seine blank rasierte Männerbrust.

Der Song

Leute, das ist richtig groß. Merkt ihr selbst, ne!? Englischsprachiger Refrain („Sorry, I’m not you, never tell me to keep calm… eeeeh, eeeh, eehhh-eeeeeeeh“), deutschsprachige Verse („Mach deine Schule fertig … Berufsinformationszentrum, sie ging so schnell um, meine Zeit“), fetter Vierviertelstampfbeat, zerhackte Frauenchor-Samples („Live fast and die young, oung, oung, oung, ah, ah, ah, aha …“)

Die nicht angeschlossenen Mikros

Mal im Ernst, niemand erwartet von einem Gig im Tiefschnee, dass er live ist. Aber wenn es keine Monitorboxen gibt, und keine In-Ear-Kopfhörer, warum gebt ihr den Jungs überhaupt Mikrofone?

Die Bilder von Freestyle-Skifahrern im Tiefschnee

„Live fast and die young“, unterlegt mit Bildern von Skifahrern im Tiefschnee. Da kommt die Assoziationskette mal so richtig in Schwung.

Die Schneeballschlacht

Ach wie süß die beiden, wie zwei junge Hunde tollen sie im Schnee, bewerfen sich, lachen, toben, reißen sich die Norweger-Pullis vom Leib und knutschen, während sie sich im Schnee wälzen.