“Die guten Schwimmer durchqueren manchmal die komplette Breite des Flusses, ruhen sich im seichten Gewässer vor der nordkoreanischen Stadt Sinŭiju-shi aus und schwimmen dann wieder zurück”, sagt der Fotograf Elijah Hurwitz. “Mit den Grenzposten ihres Nachbarlandes hatten sie wohl noch nie Probleme. Solange sie im Wasser bleiben, lässt man sie in Ruhe.”
Dieses absurde Bild bot sich Hurwitz, als er vergangenen Dezember in der chinesischen Großstadt Dandong unterwegs war: Im über 800 Kilometer langen Yalu-Fluss, der genau an der Grenze zwischen China und Nordkorea verläuft, schwammen mehrere Menschen durch das eiskalte Wasser. Wie sich herausstellte, gehören diese Menschen zur Yalu-Schwimmer-Vereinigung und sie ziehen teilweise schon seit seit mehr als 20 Jahren ihre Bahnen durch das Gewässer.
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Als dem Fotografen der Schwimmclub zum ersten Mal auffiel, lag die Außentemperatur bei knapp -20 Grad Celsius. Während die Kälte seinen Kamerabatterien schwer zu schaffen machte, schienen die Schwimmer davon unbeeindruckt: Sie stürzten sich weiter ins halb gefrorene Wasser – viele von ihnen sogar ohne Wetsuits.
“Ihr freudiges Strahlen und ihre Lebenslust waren ein krasser Kontrast zur kargen Landschaft Nordkoreas und zur drohenden Gefahr eines Atomkriegs“, sagt Hurwitz.
Obwohl viele Chinesen aus dem Grenzgebiet in diesen angespannten Zeiten zunächst zögerten und nicht mit einem Fremden über Nordkorea reden wollten, wurden sie mit dem Fotografen nach und nach doch noch warm. “Natürlich haben auch die Einwohner von Dandong Angst”, erklärt der. “Weil sie direkte Nachbarn sind, haben die Leute hier letztes Jahr sogar das Erdbeben gespürt, das ein unterirdischer Atombombentest verursacht haben soll. Der Alltag dort geht jedoch unbeirrt weiter und die Schwimmer ziehen weiter ihre Bahnen.”