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Ford hat ein Auto entworfen, das dich bestraft, wenn du es nicht abbezahlst

Autos von Ford

“Systeme und Methoden zur Fahrzeugrückholung”. So lautet der nüchterne und reichlich dröge klingende Titel eines aktuellen Patentantrags des Autoherstellers Ford. Aber der hat es in sich. Darin legt das Ingenieursteam im Detail dar, wie ein mit dem Internet verbundenes Fahrzeug – insbesondere ein selbstfahrendes – seine Besitzerin für ausgebliebene Ratenzahlungen piesacken kann. 

Die vorgeschlagenen Features lesen sich streckenweise wie ein zu düster geratener Pitch für einen Pixar-Film. Auch wenn das Patent wahrscheinlich nie so umgesetzt wird, zeigt der Antrag doch, was heute – oder in naher Zukunft – schon möglich wäre.

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Das zugrundeliegende Konzept des Patentantrags ist erstmal nur die Beschreibung der Vernetzung zwischen dem Fahrzeug, einem zentralisierten Netzwerk und verschiedenen Institutionen wie Polizeibehörden, einer Rückholagentur, medizinischen Einrichtungen und Kreditinstituten. Ja gut, das Auto kann Internet, so weit so unspektakulär. Aber dank dieser Vernetzung und des ausgeklügelten Bordcomputers kann das Auto das Leben seiner Besitzerin oder seines Besitzers auf vielfältige Art und Weise zur Hölle machen.

Zum Beispiel könnte das Kreditinstitut über das Infotainmentsystem oder die Smartphone-App penetrant an rückständige Zahlungen erinnern. Reicht das nicht, könnten die Gläubiger damit anfangen, einzelne Features abzuschalten wie das Radio, das GPS, die Smartphone-Integration oder andere Funktionen, “die bei den Insassen des Fahrzeugs gewisse Unannehmlichkeiten auslösen würden”, heißt es in dem Antrag.

Technische Illustration der Vernetzung zwischen Auto, Behörden, App und Netzwerk
Eine Illustration aus dem Patentantrag

Sollten die Raten trotzdem nicht beglichen werden, kann das Fahrzeug die Sache problemlos weiter eskalieren. Plötzlich funktionieren Klimaanlage oder die automatische Zentralverriegelung nicht mehr. Extra spicy: An einem Tag wird ein Feature abgeschaltet, am nächsten ein anderes. 

Aber das ist noch lange nicht alles. Als nächstes könnte das Auto “ein Audio-Element im Fahrzeug”, aktivieren. Das kann alles Mögliche sein: das Radio oder dieses nervige Piepsignal, wenn man sich nicht angeschnallt hat – Hauptsache es ist “unangenehm”. Abschalten ließe es sich nur, indem man die Bank kontaktiert und die ausstehenden Zahlungen klärt. 

Ignoriert man auch das, gibt das Fahrzeug einem noch eine letzte Warnung, bevor es einen aussperrt. Das kann anfangs noch auf die Wochenenden beschränkt sein. Wenn auch nicht aus Erbarmen. Die Gläubiger wollen natürlich nicht, dass man seinen Job verliert. Ohne Gehalt lassen sich die ausstehenden Raten schließlich schlecht tilgen.

Eine weitere Möglichkeit ist laut Patent die Aktivierung des sogenannten Geofencings – also die Benutzung des Fahrzeugs auf bestimmte Strecken zu beschränken. Dann kann man vielleicht noch zum Supermarkt fahren oder die Kinder zur Schule zu bringen, aber nicht ins Kino fahren. Ein bisschen Erbarmen haben die Entwicklerinnen und Entwickler bei Ford dann aber doch. Zum Krankenhaus darf man noch, solange man über die Außenkameras des Autos beweisen kann, dass es sich um einen medizinischen Notfall handelt. 

Hat sich das Fahrzeug erstmal komplett verriegelt und lässt einen nicht mehr rein, hilft es aktiv bei seiner eigenen Rückführung. Mithilfe der eingebauten Kameras könnte es seinen genauen Standort bestimmen und sogar eine Wegbeschreibung für das Rückholunternehmen bereitstellen. Handelt es sich um ein selbstfahrendes Modell, könnte es sogar an einen Ort fahren, von dem es sich besonders leicht einsammeln lässt – eine öffentliche Garage zum Beispiel, einen Parkplatz oder eine öffentlichen Straße. Ist das Auto komplett autonom, fährt es sich einfach direkt zur Rückholagentur. Blockiert man dem Fahrzeug den Weg, ruft es die Bullen. 

Richtig bizarr und ein bisschen cute ist folgendes Feature: Laut Patent soll das Auto seinen eigenen Marktwert einschätzen und selbst entscheiden, ob eine Rückführung überhaupt sinnvoll ist. “Wenn der Marktwert des Fahrzeugs unter einen zuvor gesetzten Schwellenbetrag fällt”, heißt es in dem Antrag, könne sich das Auto selbst vom Grundstück des Eigentümers zum nächsten Schrottplatz fahren.

Auf die Frage, ob Ford konkrete Pläne für dieses Patent habe, antwortet Unternehmenssprecher Wes Sherwood: “Ford hat 2022 über 1.300 Patente gewilligt bekommen. Wir reichen regelmäßig Patente für neue Erfindungen ein, aber diese sind nicht notwendigerweise ein Hinweis auf neue Geschäfts- oder Produktpläne.”

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