Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Michal Pudelka.
Während meiner Unizeit studierte ich eine Zeit lang in Prag. Nachdem die erste Aufregung über Rauchen in Gebäuden und minderjähriges Kampftrinken in der tschechischen Hauptstadt abgeklungen war, wurde ich rastlos. Eine Freundin erzählte mir von einem Fotografen namens Michal Pudelka, der in der benachbarten Slowakei arbeitete, und sagte, der junge Künstler suche nach Unterstützung für sein inzwischen eingestelltes Zine, Anonym. Zu diesem Zeitpunkt klang alles besser, als mir meine Leber zu ruinieren, und so packte ich die Gelegenheit beim Schopf und schrieb ein wenig für das Kunst- und Kulturmagazin. Während die Interviews und Storys großartig waren, waren es Pudelkas Fotos, die Anonym einzigartig machten.
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Seine Ästhetik fühlte sich an wie Eintauchen in ein von Guy Bourdin entworfenes Spiegelkabinett auf einem trostlosen Rummelplatz der Ostblock-Ära. Obwohl seine Fotos jede Menge Farbe und Humor haben, sind sie von einer Düsternis durchsetzt, mit Themen der Verstümmelung, des Verfalls und des alptraumhaften Surrealismus.
Ein paar Jahre sind seitdem vergangen, und wenig überraschend schießt Pudelka inzwischen Cover für durchgestylte Modemagazine wie AnOther, hat einen Vertrag mit der mächtigen Agentin Katy Barker und wurde als Fotograf der neuen Frühlingskampagne des ikonischen Valentino ausgewählt. Auch wenn er nun in London ansässig ist und mit Assistenz und Crew arbeitet, Pudelkas kreativer Kompass und faszinierende Ästhetik sind beständig. Ich habe mich mit dem 24-Jährigen in Verbindung gesetzt, um mit ihm über die rasante Entwicklung seiner Karriere zu sprechen.
VICE: Ich kenne dich jetzt seit ein paar Jahren, aber ich habe nie viel über deinen Hintergrund erfahren. Wie wurde dein Interesse an Fotografie geweckt—was für eine Kultur gab es in deiner Heimatstadt Bratislava in der Slowakei?
Michal Pudelka: Es ist nicht so einfach für einen schwulen Kerl in einem postkommunistischen Land aufzuwachsen, wo der Zugang zu Informationen plötzlich offen ist, aber die Köpfe der Menschen noch verschlossen sind. So weit ich zurückdenken kann, wurde ich dafür verurteilt, dass ich anders bin, und so zog ich mich in meine eigene Welt der Kreativität und Inspiration zurück. Eine meiner größten Inspirationen ist immer noch die kommunistische Architektur und Kunst—die Farbkombinationen, die Materialien, die Texturen. Ich arbeitete ständig an Zeichnungen und Gemälden, wollte viele Jahre Modedesigner werden. Dann, als ich endlich bei Parsons in Paris landete, verliebte ich mich während meiner Grundausbildung ins Fotografieren. Ich fing mit Selbstporträts an und da machte es nur Sinn, Mode mit reinzubringen, denn ich hatte schon immer eine Leidenschaft für die Kunst der Bekleidung.
Wie hat deine Karriere diesen Sprung gemacht vom Herausgeben von Anonym zu all diesen hochkarätigen Modekampagnen?
Mein großer Durchbruch war es definitiv, meine Agentin, Katy Barker, kennenzulernen. Sie [half] Fotografen wie Terry Richardson and Craig McDean. Ich wusste also schon, als ich den Vertrag unterschrieb, dass ich in Haute Couture arbeiten würde. Sie ist eine Gladiatorin und wenn sie etwas will, dann verfolgt sie es, komme was da wolle. Tatsächlich war der erste Satz, den sie jemals zu mir sagte, dass ich perfekt dafür wäre, mit Valentino zu arbeiten, und hier sind wir nun.
Wie würdest du deine Fotos jemandem beschreiben, der sie noch nie gesehen hat? Was sind die großen Themen, die deine Arbeit durchziehen?
Ich würde sie beschreiben als ein surreales Mischmasch aus meinen persönlichen Gefühlen und Zufällen des Alltags, die mich interessieren. Ich liebe es, mit Farbe und Farbkombinationen zu spielen.
Deine Fotos sind lustig und ironisch, aber manchmal fühlt es sich an, als sei darunter eine Düsternis. Versuchst du bewusst, in den düsteren Kulissen Humor zu finden?
Ich liebe es, in ungewöhnlichen Situationen den Humor zu suchen. Ich denke, so funktioniert das Leben—das Unerwartete erwarten. Viele Leute sind verwirrt und meinen, meine Arbeit sei sehr fröhlich wegen all der Farbe, aber das ist nur eine Tarnung. Ich nutze meine Arbeit meist, um das Negative aus mir herauszufiltern, damit ich damit abschließen kann. Die Tatsache, dass das manchmal in einem rosa Kleid präsentiert wird, ist natürlich die Ironie daran. Ich war schon immer sehr interessiert an Verstümmelungen und verschiedenen Geisteszuständen. Es ist immer noch etwas, das mich fasziniert. Außerdem ist meine Mutter Ärztin. In meiner Kindheit und Jugend verbrachte ich viel Zeit in Krankenhäusern. Viele Menschen mögen Krankenhäuser nicht, aber ich fühle mich dort sogar zu Hause.
Kannst du mir von deinem Interesse an Körperdoubles und Wiederholung erzählen, sowohl was Farben als auch Menschen angeht? Eines der Dinge, die ich an deiner Arbeit am meisten mag, ist die Tatsache, dass sie mich daran erinnert, in ein Spiegelkabinett zu blicken und eine Million Versionen eines Körpers zu sehen, aber alle sind ein wenig verzerrt.
Mein Interesse an Doubles und Wiederholung begann mit einer Faszination für das Sozialverhalten von Gruppen. Ich bemerkte, dass verschiedene Gruppen von Menschen dazu tendieren, sehr ähnlich auszusehen, die gleiche Kleidung zu tragen, die gleichen Wörter zu verwenden. Für mich ist das ein wenig, als würden wir unsere eigene Identität verlieren, nur um Teil einer Gruppe zu sein.
Was ist mit deinem Fokus auf Frauen—gibt es einen Grund, warum du für gewöhnlich eher Frauen als Männer fotografierst?
Ich finde, allgemein sind Frauen schönere Wesen als Männer. Außerdem, wenn ich weibliche Models fotografiere, gibt es mir größeren Spielraum, um meine Visionen zu verwirklichen, ohne schwul rüberzukommen—was meist passiert, wenn man mit männlichen Models etwas kreativer ist.
Wann hast du deine besten Foto-Ideen—auf langen Spaziergängen, unter der Dusche, wenn du träumst?
Es kommt ganz darauf an, manchmal bin ich in der Stimmung, etwas zu kreieren, also setze ich mich hin und zeichne Ideen. Manchmal fällt mir plötzlich etwas ein, während ich Desperate Housewives oder Die Simpsons ansehe. Oft träume ich auch, dass ich ein Shooting mache, dass ich im echten Leben gar nicht gemacht habe. Also notiere ich mir dann alles, wenn ich aufstehe.
Editorial Anonym 12
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