Fotos aus Dortmunds “No-go-Area”

Angstraum, No-go-Area, polizeifreie Zone: Mit diesen Themen hat Armin Laschet (CDU) in NRW Wahlkampf gemacht – und die Wahl gewonnen. Eine dieser angeblich gefährlichen Problembezirke: die Dortmunder Nordstadt.

60.000 Menschen leben hier, 140 Nationen. “Viele sind davon erstmal abgeschreckt, reden über die Nordstadt, ohne sie wirklich zu kennen”, sagt der Fotograf Adriano Vannini (23). Er lebt seit eineinhalb Jahren in dem Stadtteil. Weil in Brasilien, seiner Heimat, Unis oft monatelang bestreikt werden, ist er zum Fotografie-Studium nach Deutschland gekommen – und in der Nordstadt gelandet. Die ersten Wochen hat er hier gelebt, ohne das schlechte Image des Viertels zu kennen. Gehört hat er davon dann erst von einer Dame vom Unisekretariat. Sie sagte: “Geh’ mal nicht in die Nordstadt, da ist es gefährlich! Die ziehen dich ab.” Danach wollte er seinen Stadtteil erst recht besser kennenlernen. “Ich wollte meine Umgebung mit der Kamera erforschen”, sagt er. Mit dem Ergebnis: Bis heute weiß er nicht, wer ‘die’ sind. Und abgezogen wurde er auch noch nicht.

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Seine Bilder zeigen die Nordstadt unverstellt: Leute, die den ganzen Tag aus dem Fenster glotzen, Dauerbaustellen und Graffiti-Wände. Ein anderes Bild zeigt ein Nordstadt-Original, ein alter Mann mit Adler-Mütze, “den jeder hier kennt”, wie Adriano sagt. Mit seinen Bilder wollt er Momente sammeln, Eindrücke festhalten. Auch deshalb in Schwarz-Weiß: “Farben sollen nicht vom Moment ablenken.”

“Klar kommt der schlechte Ruf auch daher, dass es hier echte Probleme gibt, Drogenhandel und Prostitution zum Beispiel”, meint Adriano. Aber er hat eine Botschaft, die er mit seinen Bildern transportieren will: “Die Nordstadt ist ein Eintopf”, sagt er: “Sieht erstmal wie eine komische Mischung aus, wenn man dann aber probiert, merkt man: Schmeckt besser als gedacht.”

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