Seit 32 Jahren liefert uns das Hubble-Weltraumteleskop von der Erdumlaufbahn wunderschöne Bilder aus dem tiefsten Weltall: funkelnde Galaxien, wabernde Nebel und die farbenfrohen Hinterlassenschaften explodierter Sterne. Sie zieren unzählige Desktophintergründe, lassen Star Trek-Folgen realistischer aussehen und dekorieren als Poster die WGs von Physikstudierenden. Aber Hubble kann noch viel mehr.
Seit seinem Start hat das Teleskop über eine Million Beobachtungen gemacht, welche wiederum Grundlage für über 15.500 wissenschaftliche Arbeiten waren. Hubble hat unfassbare 13 Milliarden Jahre in die Vergangenheit geblickt und maßgeblich dabei geholfen, die Ausdehnung des Universums zu bestimmen. Aber nach fünf Reparaturmissionen und dem Ausfall einiger Instrumente soll 2026 langsam Schluss sein. Hubbles Nachfolger, das James-Webb-Teleskop, macht sich gerade in seiner Zielumlaufbahn betriebsfertig – 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Diesen Sommer sollen die ersten Bilder die Erde erreichen.
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Ein guter Anlass, um mal die Menschen nach ihren Lieblings-Hubble-Aufnahmen zu fragen, die schon Tausende davon gesehen haben. Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der europäischen Weltraumorganisation ESA haben für uns ihren persönlichen Favoriten aus 32 Jahren Hubble ausgewählt und uns gesagt, was diese Aufnahme für sie so besonders macht.
Bethany Downer – ESA/Hubble-Chefin der Wissenschaftskommunikation
Als Kind habe ich alte Hubble-Kalender auseinandergeschnitten und die Wände meines Zimmers mit wunderschönen Bildern des Kosmos verkleidet. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich jetzt dabei mithelfen kann, diese beeindruckenden Bilder der Öffentlichkeit zu zeigen. Auch wenn es schwer ist, ein einziges Hubble-Bild auszuwählen, habe ich mich für dieses entschieden, weil es einen versteckten Schatz enthält. NGC 2525 befindet sich fast 70 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Achterdeck des Schiffs. Im Zentrum der Galaxie befindet sich ein supermassereiches Schwarzes Loch. Am äußeren Ende des linken Spiralarms sieht man einen hellen funkelnden Punkt: eine verblassende Supernova, die Hubble hier fantastisch festgehalten hat. Die Aufnahmen von NGC 2525 sind als Teil von einer von Hubbles wichtigsten Aufgaben entstanden, die Ausdehnungsrate des Universums zu bestimmen. Diese half dabei, grundlegende Fragen zur Beschaffenheit unseres Universums zu beantworten.
Mahdi Zamani – ESA/Hubble Bildbearbeitung und Metadaten
Als jemand, der gleichermaßen in der Kunstwelt wie der Wissenschaftskommunikation arbeitet, finde ich spannend, welche astronomischen Bilder von besonders vielen Künstlerinnen und Künstlern als Inspiration für ihre Werke genutzt werden. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass viele von ihnen von Hubbles Aufnahme von den sogenannten Säulen der Schöpfung inspiriert sind – ganz egal, ob sie ihre Werke auf den Straßen von San Pedro de Atacama präsentieren oder in renommierten Pariser Kunstgalerien. Das erinnert mich regelmäßig daran, dass die Natur die vielleicht größte Inspirationsquelle ist. Und dazu gehört auch ein Teil der Natur, der häufig vergessen wird: der Nachthimmel.
Calum Spring-Turner – ESA/Hubble-Wissenschaftsautor
Mir gefällt dieses Foto so sehr, weil es zeigt, warum sich das Teleskop seit über drei Jahrzehnten an der Spitze der Astronomie hält: Es ist in der niedrigen Erdumlaufbahn erreichbar. Wie man sieht, können Astronauten an Bord eines NASA-Space-Shuttle Hubble in der Erdumlaufbahn reparieren und alte Instrumente mit neueren und verbesserten Versionen austauschen. Einige Instrumente wie die Wide Field Camera 3 sind schon in der dritten Generation.
Eleanor Spring – ESA/Hubble-Wissenschaftsautorin
Ich liebe diese Kompositbilder vom Uranus, die aus verschiedenen Aufnahmen zusammengesetzt sind. Erstens, weil sei ein Uranus-Polarlicht zeigen, das sich bewegt, während der Planet sich dreht. Und zweitens, weil sie zwei wenig bekannte Fakten zum Uranus zeigen: dass er seitlich rotiert und dass er ein eigenes Ringsystem hat. Da ich Exoplaneten erforsche, finde ich an den Planeten unseres Sonnensystems so faszinierend, dass wir sie in einem solchen Detailreichtum betrachten können. Wir können Wettermuster und Phänomene wie eine Polarlicht in Echtzeit verfolgen. Wenn man bedenkt, wie lang astronomischen Zeitmaßstäbe in der Regel sind, ist das unfassbar aufregend.
John Debes – ESA-AURA-Astronom
Das hier ist eins meiner Lieblingsresultate von Hubble, weil es eine detaillierte und fast vollständige Karte eines Planetensystems im Laufe der Zeit zeigt. Und es verändert sich! Diese Bilder zeigen Wellen aus Staub, die aus dem inneren Teil des Planetensystems in seine Ausläufer gedrückt werden – und bislang ist absolut rätselhaft, warum das passiert. Außerdem wurden diese Bilder von Hubble mit einem Instrument aufgenommen, das schon über 20 Jahre alt ist. Trotzdem liefern sie beinahe genauso viele nützliche Informationen wie der extrem moderne Koronograf von SPHERE im Very Large Telescope in der Atacamawüste.
Owen Higgins – ESA/Hubble-Praktikant beim Outreach Team
Das ist eins der neusten Bilder, an denen wir gearbeitet haben, nachdem ich zum Team gestoßen bin – und es ist wirklich etwas Besonderes für mich. Zum einen hat es viele der Eigenschaften, die astronomische Bilder so einzigartig machen: helle Sterne, zarte Nebel, haufenweise Licht, Schatten und Farbe. Aber außerdem ist es die neueste Aufnahme von diesem Gasjet und dank Hubbles unglaublicher Detailfülle und Jahrzehnten harter Arbeit kann ich mir ältere Bilder dieses Jets anschauen und sehen, wie er sich bewegt und verändert hat. So was ist unglaublich selten.
Travis Fischer – ESA-AURA-Astronom
Diese Kompositbilder zeigen Breitbandfilteraufnahmen von mehreren Galaxien mit inzwischen inaktiven Quasaren – extrem hellen und verdichteten Bereichen, die ein supermassereiches Schwarzes Loch im Zentrum einer Galaxie umgeben – und Schmalbandfilteraufnahmen von Gasfilamenten, die von den Quasaren ionisiert wurden und in grellem Grün leuchten – sogenannten Voorwerps. Ich zeige diese Bilder gerne meinen Studierenden, da sie am besten zeigen, wie sich diese von Quasaren geschaffene Strukturen aus ionisiertem Gas im dreidimensionalen Raum verteilen. Die Quasare lassen dann nicht nur ihre eigene Umgebung erleuchten, sondern auch die Köpfe meiner Studierenden. Es ist immer wieder unglaublich zu sehen, zu was Quasare alles fähig sind und welchen Einfluss diese extrem verdichteten Objekte auf ihre Umgebung haben können.
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