Warum es eine blöde Idee ist, FPÖler wegen ihres Aussehens auszulachen

Im Internet-Schulhof Twitter, auf dem sich die intellektuelle Meinungselite tummelt, haben die coolen Kids ein besonders lustiges Spielzeug zum Herumschubsen gefunden.

Es sind—Trommelwirbel—schirche Menschen. Zumindest in den Augen derer, die jetzt mit dem sozialmedialen Finger auf sie zeigen. Aber halt, nicht irgendwelche Schirchen. Es sind FPÖler. Konkret geht es um das Bild dreier Damen, die ein „Zu schön für eine Burka”-Schild tragen und das derzeit die Gemüter erregt.

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Das Abarbeiten an der angeblich so ästhetisch abstoßenden Wählerschaft ist dabei nicht neu. Im September brachte die profil-Journalistin Christa Zöchling eine Reportage, in der sie sich intensiv mit dieser Gruppe auseinandersetzte. Hier eine Leseprobe der Stelle, die zu einer Beschwerde der FPÖ beim Presserat führte:

„Es ist zum Heulen: die Menschen, die ihm zukreischen und wie sie aussehen. Es sind die hässlichsten Menschen Wiens, ungestalte unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirts, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe. Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sind ein schönerer Menschenschlag. Und jünger.”

Die hässlichsten Menschen Wiens also. Damals war die Empörung groß (hier ist dazu alles gesagt worden). Heute kriegt sich die halbe Twitteria wieder gar nicht mehr ein vor lauter Aufregung—aber nicht, weil sie die Diskriminierung von FPÖ-Wählern anprangert, sondern weil sie an ihr teilnimmt. Auch in anderen sozialen Medien teilen die Leute das Bild von den ach so grindigen Grazien des Strache und wollen damit irgendwas in Bezug auf Selbstentlarvung und Satire beweisen, ohne dass irgendwer so ganz genau auf den Punkt bringen könnte, was das denn wäre.

Abseits solcher „Analysen” haben dann alle große Angst vor der FPÖ und versuchen krampfhaft so zu tun, als würden sie verstehen wollen, wie diese Leute nur drauf sein können und wie um alles in der Welt diese Ausgestoßenen bloß bei den Freiheitlichen Zuflucht finden wollen.

Warum stürzt man sich bei allem, was man politisch kritisieren könnte, denn gerade auf sowas? Gut, man kann natürlich versuchen, diese plumpe Herabwürdigung als Abwehrmechanismus zu erklären—vor einem schirchen Holzkopf braucht man sich schließlich nicht zu fürchten.

Andererseits könnte man aber auch die gewagte Behauptung aufstellen, dass es völlig gleichgültig ist, wie die Leute ausschauen, die eine rechtspopulistische Partei zur stärksten Kraft im Land machen. Und dass gebildete erwachsene Menschen mit einem Informationsauftrag zwischen politische Kategorien differenzieren können und wissen müssten: Aussehen ist keine davon.

Beim Publikum bleibt jedenfalls hängen: hässliche strunzdumme Trainingshosen-Nazis. Und die sind der neuesten Gallup-Umfrage zufolge immerhin schon bei 34 Prozent.

Eventuell ist es nicht die klügste aller Taktiken, ein Drittel der Bevölkerung entweder billig herabzuwürdigen oder als diabolische Übermacht zu inszenieren.

Mir scheint, es gibt nur zwei Kategorien, mit denen FP-Wähler beschrieben werden: 1) Man bezeichnet sie als dumm und abstoßend und lacht sich darüber schlapp. Keine Zähne! Rechtschreibfehler! Ist das nicht zum Schreien?
2) Man fürchtet sich zu Tode über diese bedrohlich schnell wachsende Wählerschaft.

Eventuell ist es nicht die klügste aller Taktiken, ein Drittel der Bevölkerung entweder billig herabzuwürdigen oder als diabolische Übermacht zu inszenieren. Das gilt für Politiker und Parteien genauso wie für Privatpersonen und Medien. Denn wer 34 Prozent verarscht und ausstößt (egal, wie sehr sie das angeblich verdient haben, weil ihre Partei vermeintlich dieselben Mechanismen bei anderen anwendet), darf sich nicht wundern, wenn dieselben Leute das Vertrauen in die Politik verlieren oder „Lügenpresse” skandieren. Genau dieses Lustigmachen ist es, das die Leute zu den „Anti-Mainstream”-Medien treibt.

Als Lösungsvorschlag drängt sich eine so radikale Idee auf, dass ich kaum wage, sie auszuschreiben: Man könnte mit FPÖ-Wähler umgehen wie mit jeder anderen Wählergruppe auch. Nur so als Idee.

Sara auf Twitter: @SaraHas_san