Ob du ein nerdige Sammlerin bist, oder ob du dich einfach auf der Suche nach dem neuen Call of Duty in den falschen Laden verirrt hast: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass du schon mal in einem Games Workshop, dem Zuhause des Tabletop-Fantasy-Kriegsspiels Warhammer, warst. Dabei ist dir vielleicht aufgefallen, dass sich das Geschlechterverhältnis deutlich Richtung “männlich” neigt.
Aber auch Mädchen und Frauen interessieren sich für Warhammer. Denn um Miniaturen zu bemalen und dann gegen andere Figuren in Schlachten zu schicken, braucht man nur die Hände, nicht die Geschlechtsteile. Wir haben uns mit weiblichen Fans des ikonischen Fantasy-Games unterhalten und uns ihre schönsten Werke zeigen lassen.
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Emily
“Der wichtigste Aspekt des Hobbys ist für mich, dass ich gerne die Figuren baue, bemale und damit zum Leben erwecke. Das entspannt mich total. Für diese Hell-Pit Abomination hab ich eineinhalb Tage gebraucht. Ich liebe es, die Reaktionen zu beobachten, wenn Leute diese komplett bemalten Kreaturen sehen. Das motiviert mich, immer weiter zu machen.
Aber manche Miniaturen sind auch problematisch. Die ganze Kultur in diesem Hobby ist sehr männlich dominiert, und ich glaube, Männer tun sich manchmal schwer, bei der weiblichen Ästhetik eine Grenze zu ziehen. Ich verstehe natürlich, dass Warhammer aus den 80ern stammt, und damals war der Look, den alle wollten ‘Frau mit großen Brüsten, winziger Taille und kaum Rüstung, dafür mit einer riesigen Gatling’. Aber 2019 ist das anders. Wenn sie ihre Figuren nur ein bisschen anpassen würden, wären sie ansprechender. Ob die Firma mehr Frauen einstellt, oder einfach nur Umfragen mit Frauen durchführt – ich denke, davon würden sie langfristig profitieren.”
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Jasmine
“Das hier ist mein Cave Drake. Ich liebe diese Figur, weil sie supercool aussieht und ich mich bei den Farben austoben kann. Das Spiel an sich hat mir in schweren Phasen meines Lebens viel geholfen. Ich finde es auch super, wie viel Kontakt die Spieldesigner mit den Fans haben. Das hat Warhammer zu dem großartigen Spiel gemacht, das es heute ist. Dass ich letztes Jahr die Team World Championship gewonnen habe, war ein großes Highlight für mich.
Ich werde nicht anders behandelt als die Männer. Wir spielen dasselbe Spiel und haben alle die gleichen Chancen auf einen Sieg. Auch abseits vom Spieltisch sind alle fair, ich habe da keine Probleme. Trotzdem wäre es schön, wenn mehr Mädels das Spiel spielen würden.”
Georgie
“Ich habe das Fantasy-Genre schon immer geliebt, ob bei Büchern oder Spielen. Mit Warhammer habe ich vor etwa einem halben Jahr angefangen, jetzt spiele ich direkt im Laden oder über meinen Instagram-Account. Mir haben sowohl Männer als auch Frauen schon gute Tipps gegeben. Es kann schwierig sein, als Frau einem männlich dominierten Hobby nachzugehen, aber persönlich habe ich da noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Inzwischen interessieren sich immer mehr Mädchen und Frauen für Warhammer und unterstützen sich gegenseitig, das ist großartig. Alle in der Community haben mir das Gefühl gegeben, dass ich willkommen bin.
Der Nighthaunt Lord Executioner ist die Miniatur, die mir beim Bemalen am meisten Spaß gemacht hat. Warhammer ist ein tolles kreatives Ventil und einfach mal was total anderes. Es ist definitiv eine Herausforderung zu lernen, wie man was derart Kleines bemalt.”
Nova
“Der Ultramarine ist die neueste Figur, die ich fertiggestellt habe. Ich bin so stolz auf ihn. Ich hatte lange keine Space Marines bemalt, aber die Gussformen für Primaris Space Marines sind fantastisch. Bei dem hier wollte ich austesten, wie viele Details ich auf einer Figur unterkriege, also habe ich eine Woche darauf verwendet.
Ich liebe den Konkurrenz-Aspekt. Bei den Turnieren der fünften Edition, um 2008, hatte ich eine sehr konkurrenzfähige Liste von Space Marines von der Legion Blood Angels – damit habe ich 63 Siege und 6 Niederlagen gehabt. Trotzdem nehmen Männer manchmal an, ich wüsste nicht so viel über das Hobby oder wäre nicht der Typ für Wettkampf. Meist klappt ihnen dann die Kinnlade runter, wenn ich in der dritten Runde alle ihre Figuren wegräume.
Manchmal wollen Männer mich mit ihrer Meinung übertönen. Oft gehen sie davon aus, dass das gar kein richtiges Hobby für mich ist, obwohl ich ja direkt vor ihnen stehe und enthusiastisch mitmische. Gewisse Typen gehen davon aus, dass ich entweder nichts weiß oder nichts kann. Da muss man dann trotzig sein und sich sagen: ‘Denen beweise ich das Gegenteil.’ Dann geht die Person das nächste Mal hoffentlich nicht mehr mit dem Vorurteil ran, Frauen hätten keine Ahnung.”
Kristen
“Ich bin wirklich stolz auf die Farben, die ich für diese Elben ausgesucht habe. Ich liebe die Ästhetik der Waffen und Rüstungen, die die Elben in Peter Jacksons Filmen tragen, und hier habe ich sie wirklich gut eingefangen. Als Teenager stand ich total auf Herr der Ringe und war sehr kreativ. Dann landete ich eines Tages in einem Games Workshop, weil ich dachte, da gibt’s Videospiele. Dort standen diese coolen Miniaturen rum, das wollte ich sofort ausprobieren.
Mir fällt immer wieder auf, wie wenig einladend solche Geschäfte sind. Ich habe mich dort wie ein Alien gefühlt – alles kommt zum Stillstand, wenn du reinkommst, die ganzen männlichen Kunden und Angestellten gaffen dich an. Eine seltsame Stimmung und keine schöne Erfahrung. Für viele Leute ist so ein Laden ja der erste Schritt ins Hobby, und wenn das Ambiente dort angenehmer wäre, gäbe es vielleicht ein größeres Publikum.
Bei manchen Hobbys reagieren Männer sehr negativ auf Frauen und alles, was wir erreichen. Aber in den Mittelerde-Communitys im Netz sind die Leute sehr gut zu mir gewesen. Ich glaube, wir Herr der Ringe-Fans sind einfach nette Menschen!
Andere haben sicher schon negative Erfahrungen in dem Hobby gemacht. Aber es ist interessant zu sehen, wie weibliche Warhammer-Fans mit Figuren umgehen, die Frauen darstellen sollen – manchmal mehr schlecht als recht. Und mit Hobby-Kollegen, die sich oft schwertun, auch nur mit ihnen zu reden.
Die Miniaturen und Denkweisen bei Warhammer kommen nach und nach im 21. Jahrhundert an. Damit wird das Game inklusiver und repräsentativer für alle, die es spielen. Inzwischen gibt es von Warhammer die ‘Sisters of Battle’-Figuren – eine rein weibliche Einheit von kämpfenden Space-Nonnen. Und vielleicht ist das auch nur der Anfang!”
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