Pflanzen an den lebensfeindlichsten Orten überhaupt: Büros

Ich bin am Stadtrand nahe der Natur aufgewachsen, war bei den Pfadfindern und interessierte mich als Kind für alle möglichen Tiere und Pflanzen. Meine Mutter hat Pharmazie und Botanik studiert und brachte mir früh viele Pflanzennamen bei. Außerdem führte sie mich in die Kunst des Blumenpressens ein. Ich interessierte mich aber mehr für fleischfressende Pflanzen. In den 80er Jahren lebte ich in einem katholischen Jungeninternat im Schwarzwald. Ich war ziemlich einsam, hatte aber ein paar eigene Grünlilien in unserem Viererzimmer. Einmal goss ich die Pflanzen und dachte: „Ihr seid meine einzigen Freunde.” Offenbar können auch elfjährige Jungs schon Drama-Queens sein.

In den 90er Jahren las ich in Berlin ein populärwissenschaftliches Buch, das sich mit dem Gefühlsleben von Pflanzen beschäftigte. Seitdem nehme ich Pflanzen einfach als Lebewesen war und nicht als Gegenstände. In Österreich sind Tiere und Pflanzen juristisch Sachen. Wenn ich also die Pflanze meines Freundes schlecht behandle, ist das keine Pflanzenquälerei, sondern Sachbeschädigung.

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Während meines Studiums assistierte ich einem Werbefotografen. Wir arbeiteten für verschiedene mittelständische Unternehmen. In den meisten Betrieben gab es Pflanzen, und oft wurden sie nicht gut gepflegt. In der Regel taten sie mir leid. Und so begann ich, die Pflanzen zu porträtieren—zu beobachten, wie sie sich mit den Umständen arrangieren, in denen sie leben müssen. Betriebs-Pflanzen können nicht kündigen. Sie müssen funktionieren und gut aussehen. Wenn es ihnen schlecht geht, werden sie in der Regel nicht besser versorgt, sondern getötet und entsorgt.

Mir geht es bei diesem Projekt darum zu sensibilisieren. Durch die Bildtitel vermenschliche ich die Pflanzen auf humoristische Weise. Viele Betrachter lachen beim Betrachten meiner Arbeiten und nach einer Woche bekomme ich dann E-Mails, in denen steht: „Lieber Frederik Busch, es ist verrückt, aber ich nehme Pflanzen jetzt ganz anders wahr.” Und mehr kann ich mir nicht wünschen. In den letzten Jahren wurde im Kunstkontext viel davon gesprochen, „die Wahrnehmungsgewohnheiten hinterfragen zu müssen”. Wenn ich es nun mit einem Bild und einem Satz schaffe, die Wahrnehmungsgewohnheiten zu ändern, dann gibt mir das Freude und Hoffnung.

Inzwischen gibt es auch eine Businessplants-Facebook-Gruppe, in der sich jeder an dem Projekt beteiligen kann.

Falls ihr heute Abend in Hamburg seid, solltet ihr unter allen Umständen Frederiks Businessplants-Ausstellung bei Karl Anders besuchen.

Albert macht seit einem Jahr Krafttraining

Dagmar mag kein Fernsehen

Eva profitiert von ihrer Erfahrung

Georg geht gerne spazieren

Fred sucht seinen Fön

Helga mag Techno

René hat ein Geheimnis

Robert ist schon ganz aufgeregt

Ute leidet unter Tagträumen

Heidi mag kein Gelb

Für Barbara ist eine gepflegte Frisur sehr wichtig

Ingrid gibt nicht auf

Rudolph und Dennis sind wieder zusammen

Heinz teilt sein Glück gerne mit anderen

Mandy, Sabine und Kevin wurden zur Kur geschickt

Anna kann schon lesen

Beate macht das beste daraus

Mandy ist politisch aktiv

Agatha hat Angst

Siegfried schämt sich

Sabine geht unheimlich gerne Tanzen