Auf den ersten Blick könnte man meinen, es sei ein Wassersaurier, der hier mit weit aufgerissenem Maul nach einem Pinguin schnappt. Aber bei dem archaisch anmutenden Seeungeheuer handelt es sich um einen Seeleopard, der in der Antarktis einen Eselspinguin jagt. Den eindrucksvollen Moment hat der amerikanische Tierfotograf Amos Nachoum festgehalten und damit 2021 den ersten Preis bei den World Nature Photography Awards gewonnen.
“Stundenlang habe ich auf einer abgelegenen Insel vor der Antarktischen Halbinsel darauf gewartet, dass die Ebbe eintritt”, schreibt Nachoum in einer Pressemitteilung. “Pünktlich kurz vor Eintreten der Ebbe kam der Seeleopard in die Lagune. Er hielt seinen Kopf ins Wasser und sah dabei aus wie ein Stein. Die jungen Eselspinguine trauen sich nur ins Wasser, wenn es flach ist, und als sie nah genug an die Robbe herankamen, drehte sie ihren Kopf in Lichtgeschwindigkeit und erwischte einen der Pinguine bei den Füßen und zog ihn ins tiefe Wasser.”
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Nachoum schwamm neben der Robbe ins offene Meer und beobachtete sie. “Zu meiner Überraschung ließ sie den Pinguin zweimal frei. Jedes Mal jagte sie den Pinguin danach wieder, als würde sie es wie ein Spiel genießen.”
Fotografinnen und Fotografen aus über 20 Ländern und sechs Kontinenten hatten an dem Fotowettbewerb teilgenommen. Der US-Amerikaner Nachoum gewann mit seinem Foto den Hauptpreis von 1.000 US-Dollar.
Die World Nature Photography Awards umfassen 14 Kategorien und sollen laut Mitbegründer Adrian Dinsdale Menschen dazu bewegen, alles zu tun, um unseren fragilen Planeten zu schützen.
In der Kategorie Tierporträts gewann der in Fidschi lebende Fotograf Tom Vierus mit seinem intimen Porträt von kuschelnden Javaneraffen auf Bali, Indonesien.
“Diese Tiere zeigen ein sehr ähnliches Verhalten wie wir Menschen, dazu gehört auch, die gegenseitige Nähe zu genießen”, schreibt er über sein Foto.
In der Kategorie Vögel hielt der indische Fotograf Ashok Behera den Augenblick fest, in dem ein Geier das Auge eines toten Gnus herauszieht. Im Hintergrund beobachtet ein Fuchs aufmerksam das Geschehen und wartet wohl darauf, auch mal an die Reihe zu kommen.
Für ihr Siegerfoto in der Kategorie Menschen und Natur war die schweizerische Fotografin Sabrina Inderbitzi auf dem zugefrorenen Baikalsee in Russland in eine Eishöhle gekrochen.
“Zuerst gefiel mir nicht, dass das Auto und die Menschen in der Mitte meines Bildes waren, aber auf den zweiten Blick war es einfach perfekt”, schrieb sie zu ihrem Foto.
In der Kategorie Pflanzen und Pilze gewann der Inder Gautam Kamat mit seinem Foto eines verlassenen Hauses im indischen Goa, das die Natur wieder in Beschlag genommen hatte.
Eines der eindringlichsten Fotos im Wettbewerb reichte der belgische Fotograf Alan Schroeder in der Kategorie Naturfotojournalismus ein. Es zeigt einen Baby-Orang-Utan mit dem Namen Brenda, der für eine Operation vorbereitet wird. Das junge Affenweibchen wurde zuvor aus einem Dorf an der Nordwestküste Sumatras gerettet.
“Ein Beruhigungsmittel wird verabreicht, der Arm rasiert, die Temperatur gemessen, während andere aus Mitleid mit dem Baby seinen Kopf oder Hand halten”, schrieb Schroeder über sein Foto.
Thomas Vijain, Gesamtsieger des Vorjahres, gewann dieses Mal den ersten Preis in der Kategorie Tiere in ihrem Habitat.
“Ausgewachsene Orang-Utan-Männchen haben große Wangenwülste und einen Kehlsack, mit dem sie laute, langgezogene Laute machen können”, schrieb Vijain zu seinem Bild. “Sobald sie erwachsen sind, verbringen sie die meiste Zeit alleine, etwa 90 Prozent davon. Ich hatte das Glück, dass dieser ausgewachsene, ältere Orang-Utan sich für mich in die denkbar beste Pose geworfen hat.”
Hier sind noch mehr Gewinner und eindrucksvolle Zweit- und Drittplatzierte der World Nature Photography Awards.
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