In Sachen Gehörlosen-Comedy läuft nicht viel, seit die Schwarzen sie in den 90ern gegen die Wand gefahren haben. Es gibt diese eine Folge von Seinfeld, in der Rob Schneider so tut, als wäre er taub, aber das war’s auch schon. Und ich glaube nicht, dass Gehörlose das gelten lassen. Andrew Fisher versucht, das lange Schweigen der Gehörlosen-Comedy zu beenden, indem er Witze in der amerikanischen Gebärdensprache erzählt, die dann ein Dolmetscher laut wiedergibt. Das Ganze führt dazu, dass das Gelächter des gehörlosen und des hörenden Publikums seltsam versetzt kommt, was mindestens genauso lustig ist wie die Witze (die selbst schon verdammt lustig sind). Hier ist er.
VICE: Glaubst du, dass das Publikum anders auf deine Witze reagiert, weil du gehörlos bist?
Andrew Fisher: Taub zu sein verschafft einem einen Vorteil, weil einem die Aufmerksamkeit sicher ist. Aber taub zu sein wird auch sehr, sehr schnell zum alten Hut. Man muss es so schnell wie möglich thematisieren, bevor man sich allgemeingültigen und zeitlosen Themen zuwendet. Für mich war es also der Kompromiss, die universellen Themen in der Gehörlosigkeit zu finden, in denen sich jeder wiederfindet.
Was zum Beispiel?
Ich erzähle über demütigende sexuelle Erfahrungen während der Pubertät. Das ist universell, aber auch sehr speziell. Jeder masturbiert, aber ich rede auch darüber, wie mir klar wurde, dass man dabei Geräusche macht. Oder wie mein Spracherwerb etwas anders als der anderer war—als Kind wusste ich nicht, dass es einen Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache gab. Ich dachte, die Leute würden die Bezeichnungen der Satzzeichen laut aussprechen. Wenn ich ein Pärchen auf der Straße streiten sah, dachte ich, einer würde zum anderen sagen: „Verpiss dich. Ausrufezeichen.“
Thematisierst du auch Diskriminierungen aufgrund deiner Gehörlosigkeit?
Ich habe einen Witz, der tatsächlich so passiert ist. Ich war im Wartebereich, als ein Comedian auf mich zukam und meinte: „Ähm, mir ist aufgefallen, dass ein paar deiner Freunde im Publikum sitzen. Welche Anrede, denkst du, wäre ihnen lieber: ‚körperlich beeinträchtigt‘ oder ‚behindert‘?“ Und ich sagte: „Tut mir leid, aber von diesen beiden ziehe ich ,zurückgeblieben‘ vor.“
Gibt es so etwas wie einen „Gehörlosenwitz“? Also einen, den nur Gehörlose verstehen?
Es gibt Witze in Gebärdensprache, die mit der symbolischen Bedeutung von Handstellungen spielen. Das Zeichen für „heiraten“ sieht zum Beispiel so aus, als würde man einmal in die Hände klatschen. Es gibt also einen Gehörlosenwitz über King Kong, der die blonde Sexbombe in seiner Hand fragt, ob sie ihn „heiraten“ würde. Bei dem Zeichen für „heiraten“ zerquetscht er natürlich aus Versehen seine Verlobte.
Foto von Diane Cohen