Sex

Große Sex-Studie zeigt, was ganz durchschnittliche Menschen im Bett mögen

Sex-Studien beschränken sich häufig auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe – die BDSM-Szene, Studierende oder Sextherapie-Patienten, zum Beispiel. Obwohl die USA ein sehr forschungsfreudiges Land sind und den Sexologie-Pionier Alfred Kinsey hervorgebracht haben, hat es dort noch nie eine repräsentative, landesweite Studie zum Thema Sex gegeben. Bis jetzt: Vor wenigen Tagen ist die erste Studie dieser Art in der Fachzeitschrift PLOS One erschienen. Ein Forscherteam von der Indiana University Bloomington – zu dem ich gehöre – hat in Zusammenarbeit mit PlsPlsMe, einer App für sexuelle Intimität, 2.000 Menschen in den USA zwischen 18 und 94 befragt (diese Teilnehmerzahl macht die Studie höchstwahrscheinlich repräsentativ für das Land). Und das haben wir dabei herausgefunden:

Jede neunte Person in einer festen Beziehung lebt ohne Sex

78 Prozent aller Amerikaner in Beziehungen bezeichnen sich als monogam und sagen, sie seien im letzten Jahr sexuell aktiv gewesen. Aber 12 Prozent sagten auch, sie seien monogam und lebten ohne Sex – sie haben also einen Partner oder eine Partnerin, mit dem oder der sie Monogamie vereinbart haben, gehen mit diesem Partner aber auch seit mindestens einem Jahr nicht ins Bett. Zumindest haben sie dort keinen Sex. Wenige Befragte – nur etwa zwei Prozent – befanden sich in einer offenen Beziehung; dieses Beziehungsmodell ist allerdings unter homosexuellen und bisexuellen Menschen verbreiteter.

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In manchen Schlafzimmern wird es eng

Dreier waren im echten Leben noch nie so verbreitet, wie die ganzen Ratgeber zum Thema in Männer- und Frauenzeitschriften suggerieren. Richtig selten sind sie aber auch nicht: 18 Prozent der Männer und 10 Prozent der Frauen gaben an, in ihrem Leben mindestens einen Dreier gehabt zu haben. Viel weniger (etwa zwei Prozent beider Geschlechter) hatten im vergangenen Jahr einen Dreier. Gruppensex (also mit mindestens vier Personen) hatten 9 Prozent der Männer und 6 Prozent der Frauen schon einmal.

Es gibt mehr unterschiedliche Spielarten als früher

Vaginale Penetration, Oralsex und Masturbation sind zwar die Hauptgerichte auf der Karte, doch in amerikanischen Schlafzimmern passiert noch mehr. Etwa ein Drittel gab an, schon einmal Spanking probiert zu haben. Etwa jeder sechste Mann und jede siebte Frau hat sich schon einmal beim Sex spielerisch peitschen lassen. Fast ein Viertel aller Befragten hat schon einmal ein Rollenspiel gespielt, ein Fünftel war an Fesselspielen beteiligt und mehr als 40 Prozent der Amerikaner hatten schon einmal an einem öffentlichen Ort Sex. Dabei lagen diese Abenteuer häufig Monate oder Jahre zurück, doch die Befragten gaben an, weiterhin daran interessiert zu sein. In anderen Worten: Wenn du auf etwas stehst und es schon lange nicht mehr gemacht hast, sprich doch einfach mal deinen Partner oder deine Partnerin darauf an! Vielleicht hat er oder sie ja auch Bock darauf.

Männer sind überraschend liebevoll

Sowohl Männer als auch Frauen hatten am meisten Lust auf romantische, liebevolle sexuelle Handlungen. Dazu gehörten zärtliche Aussagen (81 Prozent), häufigeres Küssen (86 Prozent), sanfter Sex (87 Prozent), häufiges Kuscheln (88 Prozent) und Massagen vor dem Sex (79 Prozent). Diese Ergebnisse decken sich mit dem, was Sextherapeuten seit Jahrzehnten beschreiben: Entspannung, Nähe und eine innige Verbindung machen Sex oft besser.

Männer und Frauen mögen aber trotzdem unterschiedliche Dinge

Etwa 20 verschiedene sexuelle Verhaltensweisen haben beide Geschlechter als etwa gleich gut bewertet (darunter Sex im Hotel, Rollenspiele, spielerische Bisse, Spanking, Fesseln, Dirty Talk). Doch es gab mehr als 25 sexuelle Handlungen, die Männer als interessanter einstuften, während es nur fünf Handlungen gab, an denen Frauen interessierter waren als Männer. Dabei fällt vor allem auf, dass Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit auf Analspiele stehen, ob nun Analsex, den Einsatz von Analtoys oder anales Fingern.

Männer standen auch häufiger darauf, Medien zum Teil des Sex zu machen – sie mögen also sexuelles Videomaterial, Telefonsex und auch Sexting lieber als Frauen. Außerdem standen die befragten Männer auch mehr darauf zuzusehen (etwa dem Partner oder der Partnerin beim Ausziehen oder Masturbieren). Dreier, Gruppensex und Sexpartys haben ebenfalls eher männliche Fans. Frauen standen mehr auf Paarmassage, den Einsatz eines Vibrators oder Dildos, sexy Unterwäsche und Schmerzen als Bestandteil des Sex.

Wir wissen, dass Menschen viele verschiedene Arten von Sex mögen. Die Studie zeigt, wie sehr das auch innerhalb eines Landes auf die Bevölkerung zutrifft. Einige Forscher haben schon darauf verwiesen, dass die sexuelle “Norm” beim Menschen eben genau diese Vielfalt ist. Menschen probieren gern neue Dinge aus, ob allein oder mit Partner. Paare können sich durch Sex näherkommen. Und wem die Sex-Ideen oder Gesprächsthemen ausgehen, der kann sich ja von unserer Studie inspirieren lassen.

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