Popkultur

Diese Podcasts brauchen wir wirklich (nicht) noch

Bushido und Arafat Abou-Chaker

Deutschland ist Podcastland. Es gibt Nachrichtenpodcasts, Interviewpodcasts, Finanzpodcasts, Comedypodcasts, Rappodcasts, Sexpodcasts, Reisepodcasts, Psychologiepodcasts, Einschlafpodcasts und unzählige Podcasts, in denen sich zwei oder mehr Menschen einfach über das unterhalten, was ihnen gerade einfällt. Laut Statista hören fast ein Viertel aller Menschen hierzulande regelmäßig Audioformate. Gefühlt gibt es genauso viele Produzenten und Moderatorinnen, zuletzt stiegen mit Palina Rojinski und der Rapperin Nura zwei neue Superstars ins Podcast-Game ein.

Gibt es da überhaupt noch Platz für weitere Formate? Oder ist der Markt übersättigt? Hat Podcast-Urgestein und Fan des erhobenen Zeigefingers Jan Böhmermann Recht, wenn er seinen Zuhörerinnen und Zuhörern im Abspann der aktuellen Folge seines Podcasts Fest & Flauschig rät: “Hören Sie auf mit Netflix-Serien, machen Sie keine Podcasts, dann kann nichts schief gehen, dann kommen sie nicht von der Bahn ab”?

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Ich glaube nicht. Ich bin überzeugt, dass wir noch viel mehr Podcasts brauchen. Egal, ob als Karriere-Wiederbelebungsmaßnahme, Möglichkeit zur Versöhnung, oder Plattform für Eigenwerbung – diese Menschen sollten jetzt damit anfangen:

Bushido (40) und Arafat Abou-Chaker (43)

Welches Szenario wäre für ein schlichtendes Gespräch zwischen dem Rapper und seinem ehemaligen Geschäftspartner, ‘Rücken’ und Generalbevollmächtigten Arafat Abou-Chaker besser geeignet als ein Podcast? In einer Kleinmachnower Shisha-Bar könnten die beiden nach dem Zerwürfnis vor einem Jahr ihren Konflikt besprechen und sich anschließend versöhnen. Als Stargast könnte sich Capital Bra einklinken und sein neuestes Feature mit Dieter Bohlen droppen. Bild-Reporter, Rapfans aller Altersklassen und Papageienzüchter wären als Abonnentinnen und Abonnenten garantiert. Wenn Bushido und Arafat sich dann wieder vertragen haben, könnte der Podcast als Gesprächsformat à la Fest & Flauschig weiterlaufen. Nur Bushidos Frau Anna-Maria dürfte das nicht gefallen.


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Susanne Klatten (56) und Friede Springer (76)

“Der Milliardärinnen-Talk.” Es gibt in Deutschland viele Podcasts mit Finanztipps, aber die Leute, die diese Sendungen moderieren sind meistens nicht mal Millionäre, sondern warten noch auf die fette Kohle aus ihren Bitcoin-Spekulationen. Ein Format zu diesem Thema von zwei der reichsten Deutschen wäre wesentlich glaubwürdiger. Auch in Sachen Alter würden die beiden eine Nische füllen: Nur wenige deutsche Podcast-Hosts sind über 50, geschweige denn über 70. Dabei altert mit der deutschen Gesellschaft auch die Podcast-Klientel. Für eine Sendung von zwei Milliardärinnen im besten Alter würden sicher auch einige Seniorinnen und Senioren den Plattenspieler gegen ein Spotify-Abo eintauschen. Stargast in der ersten Folge: Angela Merkel, die sich Tipps für ihre Post-Politik-Karriere in der freien Wirtschaft holen könnte. Und da Klatten und Springer finanziell nicht auf Werbepartner angewiesen wären, könnten sie in ihrem Podcast besprechen, was immer sie wollen. Also, alles außer BMW und die Bild-Zeitung natürlich.

Felix Baumgartner (49) und Joey Kelly (46)

Unter dem Titel “Podcast der Superlative” könnten die beiden Extremsportler ihre nächsten Mega-Events aushecken. Springt Baumgartner demnächst mit dem Wingsuit von der ISS ab und segelt gen Mars? Und welche absurd lange Strecke wird Kelly als nächstes zu Fuß und ohne Hilfsmittel zurücklegen? Läuft er in Holzschuhen durch die Sahara und ernährt sich dabei nur von Sandfischen? Außerdem könnten die beiden auch in der Podcast-Welt neue Bestmarken setzen, indem sie einfach mal 24 Stunden am Stück aus der Sauna senden. Oder vom Wildwasser-Rafting. Kelly müsste dann allerdings aufpassen, dass Baumgartner sich nicht in rechtes Fahrwasser begibt.

Gülcan Kamps (36)

Ein Podcast der ehemaligen Viva-Moderatorin bräuchte keine feste Themenvorgabe. Gülcan könnte einfach das aktuelle Weltgeschehen kommentieren. Ob das nun Sinn ergibt oder nicht, spielt keine Rolle. Kinder des Musikfernsehens der Nullerjahre würden auf jeden Fall reinhören. Im Gegensatz zu den meisten deutschsprachigen Podcasts, die, wenn überhaupt, gerade mal wöchentlich erscheinen, könnte Gülcan einfach den Viva Live!-Rhythmus wieder aufnehmen und täglich neue Sendungen veröffentlichen statt nur einmal pro Woche oder Monat. Oder sie könnte besser noch ständig auf Sendung sein. Gülcan Raw. Der deutsche Podcast-Hunger scheint ohnehin unstillbar. Bei guter Zeiteinteilung müsste sie dafür nicht einmal ihren neuen Job als Immobilienmaklerin auf Mallorca aufgeben.

Dirk Nowitzki (40)

In seiner wohl letzten Saison in der NBA steht der Deutsche im Schnitt weniger als eine Viertelstunde pro Spiel auf dem Parkett. Zwischen Freiwürfen und dem Applaus der Gegner bliebe viel Zeit, um über das Leben als einzige deutsche Basketballlegende in den USA zu berichten. Wie war das, damals (vor 17 Jahren) noch gegen Michael Jordan zu spielen? Was muss man tun, um Spitznamen wie “The 7-Foot Schnitzel”, “The Dunking Deutschman”, oder “Dirk Diggler” zu bekommen? In seinem Podcast könnte Nowitzki auch erzählen, wie er es als einer der wenigen deutschen Sportler von Weltrang geschafft hat, bodenständig zu bleiben und den Boulevardmedien kaum Futter zu liefern. Bisher ist zumindest kein Fall bekannt, in dem Nowitzki sich wie ein anderer prominenter deutscher Ex-Sportler einen Diplomatenstatus herbeidichtete, um einem Gerichtsverfahren zu entgehen.

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