Erstmal die News: Fünf Sterne Deluxe spielen am 28. August ein Konzert.
Ja, ihr habt richtig gelesen, Fünf Sterne Deluxe, die vier fünf Sterne aus Hamburch Ciddy, die Rap-Crew um Das Bo und Tobi Tobsen, steht demnächst wieder live auf der Bühne. In Originalbesetzung. Alle vier. Das ist heftich. Oder wahlweise: derbe.
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Jedenfalls ist es Grund genug für einen Fünf-Sterne-sozialisierten Oldschooler wie mich, im Fünfeck zu springen. Die Jüngeren unter euch fragen sich natürlich Fünf Sterne De-WAS!? Wer zum Teufel soll das sein, und warum bringt das jemanden zum Springen?
Das kann man fast zehn Jahre nach der offiziellen und mehr als zehn Jahre nach der eigentlichen Trennung durchaus berechtigt fragen. Als der Tobi & das Bo sich 1997 mit dem Designer (!) Marcnesium und dem DJ Coolmann zusammentaten, waren die meisten Haftbefehl- und Kollegah-Jünger noch im Kindergarten.
Ich war niedliche 13 Jahre alt und hatte in den Jahren davor jede Menge Fettes Brot von meiner älteren Schwester abbekommen, was mich durchaus geprägt haben muss, denn auf der Suche nach einer eigenen musikalischen Identität kam ich nicht weit: Eimsbush, Mongo Clikke und eben Der Tobi & das Bo mit dem Fettes Brot-Gründungsmitglied Tobias Schmidt aka Tobi Tobsen. Kurz darauf taten sich letztere wie gesagt zu Fünf Sterne Deluxe zusammen, 1998 erschien dann Sillium—bis heute eines der besten deutschsprachigen Alben ever und ein Standardwerk des deutschen Rap.
Noch ist nicht so richtig klar, ob es über dieses eine Konzert hinaus noch Fünf-Sterne-Action geben wird, aber man munkelt, es ist mehr möglich. Vielleicht ja sogar neues Material!? Hier sind in aller angebrachten Objektivität fünf Gründe, warum das geil wäre.
Fünf Sterne haben die abgefahrensten Ideen
Einen auf dicke Eier machen, darüber rappen, wie geil man mit Pistolen wedeln und Frauen bumsen kann und ein bisschen mit dem Bizeps prollen, kann im Grunde jeder. Aber so einen durchgedrehten Scheiß rauszuballern, überalbern und dabei solche Skills zu beweisen, dass jeder das Ding eben doch ernst nehmen muss, das erfordert Mut. Oder wie Das Bo es anno 1997 sagen würde: Ich flash euch den Kopf auf.
Zugegeben, die Jungs balancieren immer auf der Grenze zum übertrieben Albernen und das ist auch der Vorwurf, den sie sich von „echten Rap-Fans“ am häufigsten anhören mussten und müssen. Allerdings ist das ein ziemlich oberflächlicher Blick auf die Texte von Fünf Sterne. Statt harmlosen Pop-Rap zu machen, wie Fanta 4 und Fettes Brot, oder von Anfang an nur albernen Scheiß, den man kaum als Rap bezeichnen kann, haben Fünf Sterne neben Humor durchgehend Styles und Skills bewiesen. Ihre Texte sind nicht nur lustig, sondern so überraschend und kreativ, dass man immer wieder darüber staunen muss.
Mit Sillium hat die Band einen völlig kranken Drogentrip unheimlich kreativ vertont, der Nachfolger Neo.Now war ein astreines (und vielleicht das erste deutsche Rap-) Konzeptalben, beide waren ihrer Zeit voraus. Auf Sillium konnte der Viva-Hit „Willst du mit mir gehen“ das noch einigermaßen auffangen, was dann ja auch zum kommerziellen Erfolg des Albums führte. Über Neo.Now sagte die Band in einem Interview, dass es eigentlich Wieder drei Jahre zu früh hätte heißen sollen. Wohl eher zehn Jahre.
Fünf Sterne haben die fettesten Beats
Es ist ein sehr leidiges Thema, mit Rap-Fans über Beats zu diskutieren. Und ich sehe schon jetzt den #Aufschrei, der durchs Netz gehen wird, wenn ich hier schreibe, dass Fünf Sterne Deluxe die fettesten Beats haben. Aber mal ehrlich, der Beat von „Dein Herz schlägt schneller“ mit der verschleppten Snare, dem Wobbelbass und drei unterschiedlichen Bridges ist schon ziemlich ausgefeilt. Ähnliches gilt für den von fiesestem Eier-vibrierenlassenden-Bass-getragenen Track „5 Sterne Deluxe“. Man bedenke: das Ding ist aus dem Jahr 1997.
Kein Wunder, dass der Produzent Tobi irgendwann mehr wollte und seine Fähigkeiten auf andere Felder ausweitete. Inzwischen ist er als ein Teil von Moonbootica noch erfolgreicher als damals mit Fünf Sterne.
Fünf Sterne haben einen Feature-Track mit Biz Markie
Ja, ja, ja, DJ Tomekk hat einen Track mit GZA gemacht. Und der Song war fett. Andererseits hat kurz darauf Xavier Naidoo einen Track mit RZA gemacht und somit deutschsprachige Kollabos mit Wu-Tang im Nachhinein für immer zerstört. Damit ist der Featuretrack von Fünf Sterne und Biz Markie wieder ganz oben auf der Liste der besten amerikanischen Rapper auf deutschen HipHop-Songs. Tomekks „Return of HipHop“ mit KRS One bleibt natürlich auch immer ganz oben dabei. Dann sind da natürlich auch noch die Massiven Töne, auf deren Album Überfall gleich mehrere Amis rappen. Aber all das kam eben auch ein paar Jahre nach Sillium. Will sagen: Fünf Sterne Deluxe waren mal wieder zuerst da. Und Biz Markie ist eine Legende des 80er HipHops in den USA, der im Grunde schon immer das exakt Gleiche gemacht hat, wie Tobi & Bo. Nur eben auf Englisch.
Fünf Sterne waren bereits im Nirvana
… war aber gar nicht so doll, weil da war es proppenvoll. Aber zumindest gab‘s Buddha-Brote, Buddha-Milch, Buddha-Kuchen.
Und überhaupt, deine Mudda
Die vier fünf Leude gerieten nach 150.000 verkauften Einheiten von Sillium in einen gewissen Zugzwang. Gleichzeitig machte sich ein neuer Trend breit: Musik runterladen. Geil. Damals war das zwar auch schon illegal, aber die Leude schissen noch mehr darauf als sie es heute tun. Es wurde geladen, was das Modem hergab, was zu viel ungeduldigem Rumgerutsche vor dem heimischen Röhrenbildschirm führte und als ich meinen Vater irgendwann dazu überreden konnte, endlich auf ISDN (!) upzugraden, mähte ich aus schierer Dankbarkeit den kompletten Sommer freiwillig unseren Rasen.
Mit meinem elterlichen Grün hatten Fünf Sterne Deluxe herzlich wenig zu tun, aber in der restlichen Gemengelage kamen offenbar immer mehr Menschen auf sie zu, um endlich wieder ein neues Erfolgsalbum der vier zu bekommen. Und was machen sie? Sie schreiben einen Track namens „Jaja, deine Mudda“, in dem sie ziemlich offen über all diejenigen abkotzen, die irgendwas von ihnen wollen. Zusätzlich haben sie damit noch einen Spruch im deutschen Wortschatz so sehr etabliert, dass inzwischen Pizza-Lieferanten damit werben. Das könnte man der Band natürlich auch vorwerfen, aber wisst ihr was sie dazu sagen würden? Ja, ihr wisst es: Deine Mudda …
PS: Die Leude woll’n, dass was passiert. Also, lasst was passieren!
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Ayke hat, bevor er diesen Artikel geschrieben hat, ‘ne Mische gezischt, ein Bier aufgetischt, noch ‘ne Mische gezischt, und dann war er frisch. Folgt ihm bei Twitter: @tamidemusic
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