Heulsuse der Woche

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Lilly Becker

Nicht Lilly Becker, dafür aber ihr Mann. Foto: Bit Boy | Flickr | CC BY 2.0

Der Vorfall: Boris Beckers außereheliche Tochter läuft bei der Berliner Fashion Week mit.

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Die angemessene Reaktion: Als Stiefmutter die Freude des stolzen Vaters teilen, oder sich sein Missfallen zumindest nicht anmerken lassen.

Die tatsächliche Reaktion: Öffentlich über das Mädchen lästern.

Es ist wahrscheinlich nicht gerade einfach mit Boris Becker verheiratet zu sein. Der ist nämlich nicht nur Deutschlands Lieblings-Ex-Tennisspieler, sondern auch ein ausgesprochener Frauenheld. Vier Kinder von drei verschiedenen Frauen—da kann man als aktuelle Ehefrau schon mal eifersüchtig werden. Lilly, selbst ehemaliges Model und seit 2009 mit Becker verheiratet, schoss jetzt scharf gegen Anna, das mittlerweile 14-jährige Resultat der berühmt-berüchtigten „Besenkammer”-Affäre. Die lief bei der vergangenen Berliner Fashion Week das erste Mal über den Laufsteg, ihr Vater teilte seinen Stolz darüber auf Instagram mit der ganzen Welt.

Jetzt könnte man sich natürlich einfach darüber freuen, dass Anna ihren Traum vom Laufsteg-Model verwirklicht hat. Stattdessen lästerte die Stiefmutter allerdings öffentlich über das Mädchen und verkündete gegenüber RTL: „Sie ist nur über den Laufsteg gelaufen, weil sie die Tochter von Boris ist.” Zwar ruderte die 38-Jährige direkt danach wieder ein gutes Stück zurück und gab zu, dass die 14-Jährige „schön” aussah und einen sehr speziellen Look hatte. So richtig glücklich scheint Lilly mit der engen Bindung zwischen Vater und Tochter allerdings nicht zu sein.

Heususe #2: Deutsche Rapfans

Foto: Paul Padshewscky | Flickr | CC BY-ND 2.0

Der Vorfall: Noel Gallagher macht sich in einem Interview über deutschen Rap lustig.

Die angemessene Reaktion: Es ignorieren, weil Gallagher zugibt, bisher noch nicht mal gewusst zu haben, dass deutscher Rap überhaupt existiert.

Die tatsächliche Reaktion: Einen Shitstorm lostreten.

Es scheint eine Eigenart der deutschen Rapszene zu sein, auf jegliche Art von Kritik—und sei sie noch so substanzlos und eine offensichtliche Provokation—mit kollektivem Hass zu reagieren. Als Noel Gallagher, seines Zeichens britischer Rockstar, in einem Interview mit der Spex überaus gallig auf das Thema deutscher Rap reagierte, hätte ihn also definitiv jemand vor dem Shitstorm warnen müssen, der ihn erwartet.

„Wollen sie ernsthaft behaupten, es gäbe so etwas wie deutschen Rap?”, fragte er seinen Interviewer und fügte noch hinzu: „Das ist mit Abstand das Absurdeste, was ich in den letzten Jahren gehört habe: Rap mit deutschen Texten. Heilige Scheiße!” Jetzt könnte man dieses Statement natürlich als das sehen, was es ist—eine unbedachte Aussage eines Mannes, der sich mit der Materie Deutschrap bisher null auseinandergesetzt hat und der dementsprechend auch keine wirkliche Kritik abgeben kann. Ganz abgesehen davon, dass der 47-Jährige im Allgemeinen dafür bekannt ist, ein ziemliches Arschloch zu sein, das gerne provoziert.

Stattdessen regnete es aber tonnenweise Kommentare auf Noels Facebook-Wall, in denen er unter anderem als „ignorant”, „hässlich” und „Lauch” bezeichnet wird. Was sich insbesondere die Rapfans, die deutsche Textzeilen posten, von ihrer Aktion versprechen, ist dabei nicht ganz klar. Auch nach dem hundertsten Post mit einer repräsentativen Auswahl deutscher Raptextzeilen wird sich Gallagher wahrscheinlich nicht offen als Kool Savas-Fan outen. Des Weiteren bleibt abzuwarten, ob Fler bereits versucht hat, mit dem Oasis-Sänger zu telefonieren.

Letzte Woche: Stolze Deutsche sehen sich am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung als wahre Opfer des Nationalsozialismus und ein Rentner verklagt Dolly Buster wegen des Wortes „geil”.

Der Gewinner: Die Auschwitz-Gedenktag-Gegner!