Das Nachtleben ist vielleicht nicht unbedingt auf Drogen angewiesen, aber die beiden verstehen sich ganz gut.* Vielleicht könntest du sogar sagen, dass sich jede halbwegs interessante Musikrevolution auf irgendeine Droge zurückführen lässt. Wenn du aufmerksam hinhörst, bemerkst du die süßlichen Marihuanawolken im Klangbild des Jazz der 20er und 40er Jahre; den Einfluss von LSD auf die Rockmusik der 60er; den rasenden Ecstasy-Puls und die schmeichelnden Flächen des 90er Raves.
Der Produzent Arthur Baker (New Order, Afrika Bambaataa) meinte mal zu mir, dass die Mitten und Höhen bei vielen 80er Synthpop-Songs so hochgedreht sind, weil das der Sound ist, den Menschen auf Koks gerne hören. Oder wie VICE-Autor Clive Martin es einmal schön ausgedrückt hat: “Kraftwerk mag die Synths gebracht haben und Jesse Saunders den Beat, doch das Gefühl stammt von Sasha Shulgin.” Und falls du selbst mal mit einer Pappe auf der Zunge unter einer Discokugel standest*, dann weißt du: Sobald du einmal von der Freiheit gekostet hast, bist du angefixt.
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Trotz jahrzehntelanger Panikmache und Strafverfolgung bleiben Drogen für manche Menschen eine der größten Musen und Inspirationsquellen überhaupt. Die richtigen Substanzen können jedoch nicht nur ein Freifahrtschein zum hemmungslosen Hedonismus oder chemischer Hirnmasturbation sein, sondern – wie gute Partys – auch eine Form des radikalen politischen Widerstands. Sie verkabeln dein neuronales Netz neu und ermöglichen dir neue Wege des Denkens. Sie öffnen dir die Augen und lassen dich über ökonomische, geschlechtliche und ethnische Grenzen hinwegschauen. Sie können ein Notausstieg aus dem bemitleidenswerten Fleischsack von Körper sein, den du dein Eigen nennst.
“Scheiß auf genug Schlaf, nur damit du dich jeden Tag für irgendeine Firma abackern kannst”, flüstert dir deine innere Drogenstimme zu. “Bleib noch etwas und lass dein selbstbesessenes Ego sich auf der Tanzfläche ausleben.”
Drogen und Partys gehörten bis vor Kurzem noch zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Warum ich mich aber entschloss, einen Monat lang komplett auf alles zu verzichten, während ich weiterhin ausging, und was ich dabei über mich selbst erfuhr, liest du jetzt bei THUMP.
*Drogenkonsum kann schwere körperliche und psychische Schäden verursachen. THUMP will dich nicht zum Konsum animieren, wohl aber dazu, dass du dich, solltest du Drogen nehmen, möglichst gut darüber informierst. Alle unsere Artikel zum Thema “Safer Use” findest du hier.