Ich habe eigentlich keine Entschuldigung dafür, dass ich den ganzen Hype um den Fidget Spinner verpasst habe. Ich habe die Schlagzeilen gesehen, die Nachrichtenbeiträge auf dem tonlosen Fernseher im Fitnessstudio verfolgt, die Scherze auf Twitter mitbekommen – aber ich hatte einfach nicht die Energie, um in meinem Kopf Platz für einen neuen Megatrend zu machen.
Als ich dann allerdings von meiner Redakteurin gefragt wurde, ob ich das neue Must-Have trendiger Teenies nicht mal als Sexspielzeug ausprobieren wollte – “wenn das denn überhaupt möglich ist” –, habe ich sofort zugesagt. Schließlich habe ich keine Großeltern mehr, die davon erfahren könnten, und meine Eltern haben sich mittlerweile auch damit abgefunden, womit ich mein Geld verdiene.
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Bevor meine Vagina Bekanntschaft mit einem Fidget Spinner machen konnte, musste ich erst einmal herausfinden, was das eigentlich ist. Wie mir gesagt wurde, könne man die Teile im Moment gerade überall kaufen. Also habe ich sämtliche Ein-Euro-Shops, Kioske und Supermärkte in meiner Nachbarschaft abgeklappert. Ich war sogar im Schreibwarenladen! Nach langer und anstrengender Suche (der Großteil der Leute hatten absolut keine Ahnung, was ich von ihnen wollte), bin ich dann allerdings doch noch fündig geworden: Ein Kiosk hatte doch tatsächlich drei neonfarbene Fidget Spinner im Angebot. Der Mann an der Kasse lächelte vielsagend, als er mir den Kreisel überreichte. Fast so, als wüsste er, was ich damit vorhabe.
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Zu Hause angekommen, suche ich auf Youtube nach “Wie man einen Fidget Spinner benutzt” und finde schließlich eine unkomplizierte, aber nichtsdestotrotz fünf Minuten lange Anleitung. Nach nur 30 Sekunden bin ich hin und weg von dem Mann vor der Kamera, obwohl man eigentlich nur seine Hände sehen kann. Er hat unglaublich bewegliche Finger und seine Stimme ist so beruhigend. Man kann die Leidenschaft, mit der er anderen Menschen beibringt, das Beste aus ihrem neuen Spielzeug zu holen, regelrecht spüren. Konnte ich mich jemals für etwas so aufrichtig begeistern? “Berührt die Spitze – ungefähr so – und versucht dann, ihn zu drehen. Ihr braucht nicht viel Druck oder Kraft. Macht einfach so und …” Ich glaube, ich werde ohnmächtig.
Als ich es endlich raushabe, wie man diesen dreiarmigen Plastikkreisel auf den Fingern dreht, beginnt die eigentliche Arbeit: Ich muss mir überlegen, welche Rolle der Kreisel bei meinem nächsten Orgasmus spielen wird. Wenn sich der Kreisel erstmal dreht, dann dreht er sich ziemlich lange. Aber ist das lange genug, um etwas Aufregendes damit zu machen? Angetörnt bin ich schon dank dem Kerl aus dem Youtube-Tutorial, also reinige ich mein improvisiertes Sexspielzeug, zünde ein paar Kerzen an, trage ein wenig Gleitgel auf und lege “Conceited (There’s Something About Remy)” von Remy Ma auf.
Ich drehe den Kreisel und führe ihn langsam in Richtung Vagina. Leider bleibt er schon bei der kleinsten Berührung mit den Fingern oder den Schamlippen stehen. Die vermeintlich anregenden Eigenschaften des Kreisels sind also in dem Moment dahin, wenn die Arme des Kreisels mit meinem Körper in Berührung kommen. Im Grunde halte ich also nur ein Stück Plastik an meine Vagina und frage mich, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe, mich in der Schule anzustrengen.
Würde der Fidget Spinner einen geeigneten Penisring abgeben? Die Antwort wird euch nicht überraschen.
Ich versuche noch einmal ganz vorsichtig, den Kreisel an meine Vagina zu führen – mit mäßigem Erfolg: Er dreht sich gerade mal zwei Sekunden lang weiter, bevor er wieder stehen bleibt. Diese zwei Sekunden haben sich aber eigentlich ganz nett angefühlt. Natürlich würde es nichts bringen, die Mitte des Kreisels an mich zu pressen, weil sich dieser Teil des Fidget Spinners ja gar nicht bewegt. Außerdem müsste ich meine Beine in einem nahezu unmöglichen Winkel auseinander pressen, damit die Arme des Kreisels nirgendwo anstoßen. Eindeutig zu anstrengend. Wenn der Kreisel batteriebetrieben wäre und sich weiter drehen würde, ohne ihn ständig anschubsen zu müssen, dann würde sich das sicher sensationell anfühlen. Tja. Mich hat bei der Konzeption dieser Dinger ja niemand gefragt. Ich gebe schon nach kurzer Zeit auf und steige auf einen herkömmlichen Vibrator um.
Die ein oder andere unter euch wird sich jetzt wahrscheinlich fragen: Gibt es nicht zumindest irgendetwas Erotisches, was man mit diesen Plastik-Kreiseln anstellen kann? Würde der Fidget Spinner beispielsweise einen geeigneten Penisring abgeben? Die Antwort wird euch nicht überraschen: Nein – obwohl ich mir vorstellen könnte, dass ein Mikropenis oder ein normal kleiner Penis durchaus in eine der kreisrunden Öffnungen gepresst werden könnte, wenn man das unbedingt möchte. Vielleicht könnte man sogar drei kleine Penisse in die drei kreisrunden Öffnungen stecken, falls die Besitzer der Penisse flexibel sind. Drehen würde sich der Fidget Spinner dann aber natürlich trotzdem nicht mehr.
Schließlich kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht nicht das richtige Modell gekauft habe. Während ich auf Instagram herumstöbere, stoße ich unter anderem auf einen Post von der Beauty-Influencerin Claire Carusillo, deren Freund einen Fidget Spinner auf ihrer Wange rotieren lässt. Ginge das nicht theoretisch auch auf einem erigierten Penis? Das käme bestimmt auf jeder Party gut an!
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In einem anderen Laden habe ich später noch einen robusteren Fidget Spinner gefunden. Das Ergebnis war allerdings dasselbe: Der Kreisel blieb zwei Sekunden, nachdem er Kontakt zu meiner Vagina hatte, stehen. Das war dann auch der Punkt, an dem ich ernsthaft in Frage stellte, welche falschen Entscheidungen ich in meinem Leben getroffen haben muss, um in dieser Situation gelandet zu sein. Einige meiner Freunde haben vor Kurzem ihr Staatsexamen in Medizin bestanden.
Vor nicht allzu langer Zeit war auf Reddit ein Foto von einem Mann in Umlauf, der dazu schrieb: “Ich habe den Fidget Spinner meiner Frau gefunden.” Das Foto zeigte ihn mit dem dreiarmigen Trojan-Vibrator seiner Frau, der zugegebenermaßen eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fidget Spinner hat. Mein Fazit lautet allerdings: Mit einem dreiarmigen Vibrator seid ihr besser beraten, Ladies.