Zum ersten Mal in meinem jungen Erwachsenenleben komme ich endlich dahin, die Übungen und die Ergebnisse meiner regelmäßigen Fitnessstudio-Besuche schätzen zu lernen. Während sich mein Dadbod langsam in einen etwas strafferen Dadbod verwandelt, gibt es aber ein Muskelsystem an meinem Körper, das ich nicht regelmäßig an seine Grenzen bringe: meinen Penis.
Als man mich auf Private Gym aufmerksam gemacht hat, ein Fitnessprogramm, das von sich behauptet, „das weltbeste Training für das Muskelsystem deines Beckens”, und „so gut wie Viagra”, zu sein, war meine Neugier geweckt. Es sind quasi Kegel-Übungen für Kerle—und es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Kegel-Übungen für Frauen zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen: Sie helfen bei Stuhl- und Harninkontinenz, beugen einem Prolaps vor und erhöhen die Sensibilität der Vagina während des Geschlechtsverkehrs. Mediziner scheinen sich auch einig darüber zu sein, dass ähnliche Übungen für Männer ebenfalls gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, allerdings scheinen sich nicht allzu viele Männer an diese Empfehlung zu halten—wahrscheinlich weil Männer blöd sind.
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Eigentlich war ich der Meinung, dass bei mir in Bezug auf Sex und Wasserlassen alles in bester Ordnung ist, aber ich musste dann doch kurz innehalten und mir die Fragen stellen, die Private Gym an mich richtete: Ist meine Prostata wirklich so gesund, wie sie sein könnte? Habe ich die perfekte Kontrolle über meine Blase? Sind meine Ejakulationen eigentlich „kraftvoll” genug? Ich schickte die Bestellung ab.
Das, was ich dann wenig später in meinem Briefkasten fand, war nicht gerade der ausgeklügelte Heimtrainer mit unzähligen Riemen und Kabeln, den ich mir vorgestellt hatte. Das Paket enthielt ein Buch, eine DVD, ein Täschchen (für den Fall, dass ich mein Schwanz-Workout auch im Urlaub machen will) und eine Klemmmanschette aus Gummi für meine Eichel mit einem 70-Gramm-Gewicht an der Unterseite. Es gab auch ein weiteres 70-Gramm-Gewicht, das man mit einem Magnet an dem anderen Gewicht befestigen kann.
Ich schlug also den 150-seitigen Wälzer Male Pelvic Fitness auf und fing an, die Worte von Dr. Andrew Siegel zu verinnerlichen—seines Zeichens Arzt, Urologe und umtriebiger Gesundheitsbuch-Autor. Zu seinen anderen Werken gehören Finding Your Own Fountain of Youth: The Essential Guide for Maximizing Health, Wellness, Fitness & Longevity und Promiscuous Eating: Understanding And Ending Our Self-Destructive Relationship With Food. Der Text verband dann auch die hirnerweichende Ödnis medizinischer Fachliteratur mit den ekelhaft anbiedernden „Yeah, Bro! Rann an den Speck!!!”-Vibes eines schmierigen Pickup-Artists.
Aber hey, ich hatte mir hier ja keinen neuen Lesestoff bestellt, ich wollte Eisen stemmen—mit meinem Penis! Hochmotiviert, endlich loszulegen, schaute ich mir die DVD an, die mich durch den Trainingsplan führte—vom Basis- bis hin zum Widerstandstrainig.
Jeden zweiten Tag spannte und entspannte ich meine Beckenbodenmuskulatur für zehn Minuten am Stück, um eine Basisstärke aufzubauen—ohne Erektion versteht sich. Obwohl Private Gym behauptete, dass ich eine ganze Reihe verschiedener Übungen durchführen würde, unterschieden sie sich lediglich darin, ob ich die Muskeln jetzt für eine oder für drei Sekunden anspannte und ob ich sie einfach nur anspannte oder so richtig fest anspannte. Ich machte diese Übungen während ich im Stau stand, während ich mir einen Film anschaute und während ich in Cafés saß, die von sorglosen Familien besucht wurden, die keine Ahnung hatten, wie fest ich gerade meine Beckenbodenmuskulatur anspannte.
Selbst nach einer Woche war von einem Muskelkater, der mir von nicht-Penis-Workouts so sehr vertraut war, nichts zu spüren. Funktionierte das hier überhaupt? Hatte ich gerade 100 US-Dollar für ein Schwanz-Training hingeblättert, das überhaupt keinen Nutzen hatte? Ich war verunsichert, aber ich machte weiter und nach ein paar Wochen Basistraining war ich bereit für die Gewichte.
Frauen haben die Möglichkeit, ihre Trainingsgeräte für die Beckenbodenmuskulatur in der Form von Vaginalkugeln oder ähnlichem diskret bei sich tragen und trainieren zu können. Bei meinem Workout ging das allerdings nicht. Für die Übung musste ich untenrum nackig sein und brauchte einen Ständer—ein wenig Motivationsmaterial für zwischendurch war dementsprechend willkommen. Ich lebe zwar allein, aber allein der Gedanke (so unwahrscheinlich er auch sein mag), dass mir die Polizei oder irgendein Räuber plötzlich die Wohnungstür eintritt und mich bei meinem Training erwischt, reichte aus, um das entwürdigende Schauspiel ins Badezimmer zu verlegen.
Und wieder hieß es: anspannen, entspannen. Natürlich erschlaffte mein gutes Stück nach ein paar „Wiederholungen”, woraufhin ich mich dann wieder freudlos auf einen Härtegrad rubbeln durfte, der es meinem Penis erlaubte, das Gewicht zu halten. Mein Schwanz hatte anscheinend mitbekommen, dass der ganze Aufriss hier nicht mal im Entferntesten mit Lust zu tun hatte, und verweigerte bockig jede Zusammenarbeit. ‚Nur noch ein paar Minuten’, versuchte ich ihn zu ermuntern. ‚Ich werde uns beide belohnen, wenn wir das bis zum Ende durchhalten. Versprochen!’ Irgendwie ging es dann, aber es war die mit abstand langweiligste und zweckgebundenste Wichssesssion, die man sich vorstellen kann. Und ich konnte noch nicht mal sagen, ob meine Orgasmen durch das Training wirklich kraftvoller geworden waren.
Nach einem Monat harten Trainings war die Zeit für eine Beurteilung gekommen. Ich fragte eine Sexpartnerin, ob sie irgendwelche Veränderungen in meiner Performance seit dem Trainingsbeginn feststellen konnte.
„Also, du hattest schon einen ordentlichen Ständer das letzte Mal, aber ich glaube, wir hatten an dem Abend auch nichts getrunken. Es ist etwas schwer, das mit den Malen davor zu vergleichen”, sagte sie. „Sorryyyy. Ich hätte mehr darauf achten sollen, ob sich irgendwas verändert hat.”
Ich hatte mir jetzt nicht gerade vorgestellt, dass meinem Pimmel ein amtlicher Bizeps mitsamt Tribaltattoo wachsen würde, aber dann zu hören, dass es anscheinend keinen feststellbaren Unterschied in meiner Leistungsfähigkeit gab, war doch ziemlich entmutigend. Andererseits, vielleicht ist es einfach eine Frage der Perspektive. Vielleicht hatte sich mein Schwanz auch vorher schon auf dem Fitnesslevel eines Pumping Iron-Schwarzeneggers bewegt. Das muss es gewesen sein.
Fürs Erste habe ich Private Gym einen Ehrenplatz in meinem Kleiderschrank zugeteilt. Neben den P90X DVDs und einer Klimmzugstange für den Türrahmen scheint es sich ganz wohl zu fühlen. Derweil werde ich mich aber weiterhin ins Fitnessstudio zwingen—immerhin sind die Resultate dort recht schnell sichtbar. Und wer weiß? Vielleicht werde ich in der Rush Hour auch weiterhin meinen Damm anspannen und entspannen. Der Verkehr hier in L.A. wird in absehbarer Zukunft nämlich nicht besser werden.