In vielen Kulturen gilt die Vollrasur für Frauen aktuell als Schönheitsideal. Wem Rasur oder Waxing nicht genügt, kann sich die ungeliebten Härchen heute mithilfe von Laser-Technologien auch gleich für immer entfernen lassen. Doch was wenn der Busch doch mal wieder in Mode kommt?
Diese Frage stellte sich auch Koen Fraijman. Der 23-jährige Industriedesigner experimentierte mit Lasertechnologie und fand einen Weg, den aktuellen Trend umzudrehen – zumindest auf der Leinwand. Für seine Reihe Permanent Repilation setzt der Niederländer mit Hilfe der Laser nachträglich realistisch wirkende Härchen auf seine Vagina-Gemälde und bringt damit den Busch dahin zurück, wo er hingehört.
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Broadly: Du hast Industriedesign studiert. Wie bist du auf die Idee gekommen, dich mit weiblicher Intimbehaarung zu befassen?
Koen Fraijman: Um diese Frage richtig zu beantworten, muss ich ein bisschen ausholen. Meine Eltern haben mich von klein auf regelmäßig ins Museum mitgenommen, wodurch ich früh ein Interesse an Kunst entwickelt habe. Nach meinem Studium habe ich beschlossen, dass es Zeit ist, Kunst eine wichtigere Rolle in meinem Leben zu geben.
Aufgrund meines Industriedesign-Studiums habe ich gelernt, mit anderen Werkzeugen zu arbeiten, als das die Meisten tun. Vor kurzem habe ich dann angefangen, mit Laser Cuttern zu arbeiten. Diese Maschinen verbrennen Material, anstatt etwas hinzuzufügen. Ich habe eine Methode entwickelt, mit diesen Maschinen zu malen – Laser-Malerei quasi. Für mich war das eine spannende Sache, die ich gerne teilen wollte. Die Meisten denken bei Lasern immer noch an Sci-Fi-Filme oder Haarentfernung. Deswegen kam mir der Gedanke, sie für das komplette Gegenteil einzusetzen: mithilfe von Lasern etwas zu kreieren anstatt es zu zerstören oder zu entfernen.
Haarentfernung durch Laser ist überall am Körper möglich, ich hätte also jeden Körperteil auswählen können. Ich habe mich entschieden, mit der Vagina zu arbeiten, um Bezug auf das berühmte Ölgemälde “Der Ursprung der Welt” von Gustave Courbet zu verweisen. Das ist eines der wenigen bekannten Kunstwerke, die Körperbehaarung zeigen. Außerdem fand ich die Vagina visuell interessanter als zum Beispiel ein Bein. Ich schließe jetzt aber nicht komplett aus, auch mit anderen Körperteilen zu arbeiten.
Würdest du deine Kunst als politisch bezeichnen? Welche Botschaft versuchst du zu vermitteln?
Für mich geht es darum, die Möglichkeiten neuer Technologien in der Kunst aufzuzeigen. Trotzdem glaube ich, dass Kunstwerke wie meine interessante Diskussionen über Körperbehaarung und Vaginas in der Kunst entfachen können.
Schönheitsideale verändern sich ständig. Hast du das Gefühl, dass der Trend der Rasur langsam wieder zurückgeht?
Ich bin mir nicht sicher, ob das der Fall ist. Aber ich glaube, dass die Wertschätzung von weiblicher Behaarung langsam zurückkommt. Ich denke, dass einige Menschen in zehn, zwanzig Jahren bereuen werden, ihre Haare permanent entfernt zu haben. Durch meine Arbeit will ich auch zeigen, dass diese Prozeduren rückgängig gemacht werden können, wenn wir mit unserer Technologie in einer kreativen Art und Weise umgehen. Das Gleiche gilt im Übrigen für Tattoos, die früher permanent waren und jetzt entfernt werden können.
Was ist deine persönliche Meinung zu Körperbehaarung?
Grundsätzlich glaube ich, dass jeder mit seiner Körperbehaarung machen sollte, was er möchte. Wir Menschen sind ein Produkt der Natur, oder eine Schöpfung Gottes – je nachdem, was du persönlich glaubst. Die Werkzeuge, die wir benutzen, um unsere Körperbehaarung zu verändern, sind unsere Produkte. Also glaube ich, dass es vollkommen bei dir liegt, was du mit deiner Körperbehaarung machst. Trotzdem muss ich zugeben, dass meine persönlichen Vorlieben durch die Medien geprägt sind und deshalb dem entsprechen, was gerade im Trend ist.
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Wie waren bisher die Reaktionen auf das Projekt?
Ich hatte großartige Reaktionen von Freunden. Da war sogar ein Mädchen aus einem Waxing-Saloon, das eins meiner Kunstwerke kaufen wollte. Ein anderer Freund hat mir im Spaß geschrieben: “Was für ein wunderschönes Gemälde eines Pfirsichs. Liebe Grüße von Oma”. Allgemein fanden es die meisten originell und cool.
Online hat sich daraus eine interessante Diskussion entwickelt – sowohl über Körperbehaarung, als auch über Vaginas in der Kunst. Megumi Igarashi wurde da zum Beispiel angebracht, die Künstlerin, die in Japan für ihre kontroverse Vaginakunst festgenommen wurde. Anscheinend ist Kunst, die Penisse darstellt (von Zeichnungen auf Toiletten-Wänden bis zu riesigen Obelisken), nach wie vor akzeptierter.