In der Andenküche darf natürliches Viagra nicht fehlen

In den peruanischen Hochebenen, die zwischen den Anden eingeklemmt sind, bauen Farmer schon seit Jahrhunderten die Nutzpflanze Maca an. Die rettichähnliche Pflanze ist auch als peruanischer Ginseng (oder lepidium meyenii, wenn wir es genau nehmen) bekannt und hat anscheinend einiges zu bieten.

„Maca ist eines der wahren Superfoods dieser Welt”, sagt Martin Morales, Chefkoch und Gründer der peruanischen Restaurants Andina und Ceviche im Osten von London, der gerne sein Wissen über uralte Superfoods mit mir teilt.

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„Ich bin gerade auf einer Zutaten-Forschungsreise im Amazonas”, erklärt er. „Und ich esse natürlich Maca, in meinem Quinoa und meinem Amarant-Granola mit ein bisschen Yacon.”

Das Wurzelgemüse wird meistens zu Pulver gemahlen und für Teige und in Suppen verwendet oder es wird daraus Chicha, ein bierartiges südamerikanisches Getränk, gebraut. Bevor die Wurzel das Land verlässt, muss sie aufgrund rechtlicher Vorschriften zuerst gemahlen werden.

In seiner rohen Form kann das Pulver für den Verdauungstrakt ziemlich unangenehm sein und Magenverstimmungen und -krämpfe verursachen. Durch Kochen oder Rösten werden die Nebenwirkungen jedoch neutralisiert. Deshalb ist auch der Großteil des Pulvers, das man hierzulande in den Regalen findet, geliert, um es verträglicher zu machen.

„Es hat einen sehr hohen Nährwertgehalt und sorgt für hormonelle Balance”, erklärt Morales. „Es stärkt das Immunsystem, ist gut für die Ausdauer, spendet Energie und verbessert sogar die Sexualfunktion.”

Falls die aphrodisierenden Eigenschaften von Maca dein Interesse geweckt haben, solltest du deine Ohren jetzt spitzen. Morales verrät nicht, ob die Pflanze seine Libido verbessert hat, aber Studien haben ergeben, dass sein Ruf als natürliches Viagra gerechtfertigt sein könnte. Bei der Aufarbeitung von Fachliteratur kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die regelmäßige Einnahme bei Tieren die Spermienanzahl erhöht, bei Menschen waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. Studien, unter anderem eine von Wissenschaftlern der Universität Busan in Südkorea, belegen, dass die Pflanze bei manchen Menschen die sexuelle Erregung erhöht, bei anderen hingegen weniger.

Macas Ruf als natürliches Viagra könnte gerechtfertigt sein. Einige Studienanalysen kamen zu dem Schluss, dass die regelmäßige Einnahme bei Tieren die Spermienanzahl erhöht, bei Menschen waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich.

Auch online scheinen sich die Leute einig zu sein. Ein User schrieb auf Reddit, dass Maca ihn „merklich geiler” macht und er davon „spontane Erektionen” bekam. Ein weiterer schrieb, die Pflanze gebe ihm „den besten Orgasmus, den ich je hatte”. Obwohl Reddit manchmal eine Höhle der Idiotie ist, unterstützen diese Erfahrungen dennoch die wissenschaftlichen Ergebnisse.

Berichten zufolge soll Maca auch die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern. Mitglieder von 30 Bananas a Day, einem Forum, das eine Ernährungsweise mit viel Obst vertritt, halten das Pulver jedoch für ein „gefährliches Aufputschmittel” und wir sollten unseren Nährwertbedarf lieber mit Bananen decken. Das hält aber die Leute trotzdem nicht davon ab, es löffelweise in ihre Mandelmilch zu kippen oder es unter ihren glutenfreien Keksteig zu mischen.

Für Morales ist das Geschmacksprofil nicht der Hauptgrund, weshalb er mit Maca kocht. Die Wurzel ist eine der wichtigsten Zutaten der Andenküche und deshalb darf es nicht fehlen, wenn er seinen Gästen ein authentisch peruanisches Erlebnis bieten möchte.

„Man kann das Pulver in alle möglichen Getränke mischen, egal ob pikant oder süß. Im Ceviche haben wir einen Quinoa-Maca-Burger auf der Karte und die Kunden mögen ihn, weil er der perfekte ‚al desko’-Snack ist. Er verleiht dir am Mittag einen gesunden, aber kräftigen Energiekick”, sagt er. „Und im Andina enthalten viele Smoothies, Granola und Porridge das Pulver.”

REZEPT: Peruanisches Ceviche

Wenn dir davon jetzt schon das Wasser im Mund zusammenläuft, solltest du vielleicht einen Moment lang deine Speicheldrüsen zügeln. Ende letzten Jahres wurde berichtet, dass die Maca-Industrie gefährdet sei. Da die Nachfrage nach dem Pulver als Nahrungsergänzungsmittel so stark anstieg, stieg auch der Preis 2014 um das Zehnfache an. Bedenken sind aufgekommen, dass Länder wie China anfangen, Maca selbst anzubauen. Dadurch könnten peruanische Bauern vom Markt verdrängt und die Lebensmittelindustrie mit synthetischen Alternativen überschwemmt werden.

Vorläufig können wir aber dieses peruanische Superfood weiterhin genießen.