Kunst, hat Pablo Picasso einmal gesagt, ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt. Wie sie dieses Ziel erreicht, bleibt dem Künstler überlassen: Der Künstler oder die Künstlerin kann ein Pissoir in ein Museum hängen; Flüchtlinge auf den Mars schicken; sich im Namen der Kunst in den Arm schießen lassen.
Oder er kann aus Würsten und Karotten Bombenattrappen bauen und sie in der Göttinger Innenstadt verteilen. So passiert letzten Donnerstag, als ein Zeuge früh morgens einen Mann bemerkte, der mit einem Pappkarton voller Bombenattrappen unterwegs war. Wie auf den Fotos zu sehen, bestanden die Attrappen aus Würsten oder Karotten, zu Bündeln geschnürt und mit liebevoll gebastelten Zeit- oder Fernzündern und bunten Kabeln ausgestattet.
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Als der Zeuge den etwa 20-Jährigen ansprach, erklärte der, “künstlerisch darauf aufmerksam machen zu wollen, dass in Deutschland die Gefahr eines Terroranschlags bestehe”. Danach setzte der vom Zeugen später als “ungepflegt” beschriebene Unbekannte zielstrebig seinen Weg in die Göttinger Innenstadt fort. “Das ist natürlich ein absolut unangemessenes Verhalten”, erklärte eine Polizei-Sprecherin gegenüber dem Göttinger Tageblatt.
Der Zeuge alarmierte die Polizei, die in der Dunkelheit aber weder den Künstler noch die Attrappen finden konnte. Im Laufe des Tages meldeten Passanten dann aber insgesamt sieben Attrappen aus der ganzen Innenstadt – vier mit Möhren, drei mit Würsten. Einfach nur “geschmacklos”, findet die Polizei.
Die Attrappen sind jetzt bei der Polizei in Gewahrsam, im Moment ermittelt auch das Staatsschutzkommissariat. Allerdings werden die Ermittlungen wohl bald eingestellt, da die Attrappen sofort als unecht zu erkennen gewesen seien und deshalb keine strafrechtliche Relevanz haben.
Kunst, findet die Sprecherin allerdings, sei das auch nicht. “Das ist nicht witzig”, ließ sie die Lokalzeitung wissen.