Ist dieses Bier das neue Gatorade?

Es ist Samstag Nachmittag, ich lümmle auf der Couch, im Fernsehen läuft Fußball und das Bier läuft mal wieder ausgezeichnet. Klarer Fall, die Welt könnte nicht besser sein. Das liegt aber auch daran, dass ich diesmal viel seltener aufs Klo rennen muss. Meine Blase scheint heute über Superkräfte zu verfügen. Oder liegt es an meinem Bier?

Ich bin vor Kurzem auf ein Craft Beer aus Valencia gestoßen. Er Boquerón heißt es und wird aus echtem Mittelmeerwasser hergestellt. Was seinen Mineralstoffgehalt betrifft, kann ihm kaum ein anderes Bier (und sogar viele Sportgetränke) das Wasser reichen. Und das Tolle: Noch während des Trinkens wirkt es rehydrierend und führt dem Körper zudem reichlich Elektrolyte zu, was vor allem nach dem Sport (und damit ist diesmal nicht Bundesliga-vom-Sofa-aus-Schauen gemeint) wichtig ist. Auch geschmacklich sorgt es für Freudensprünge: Es ist super erfrischend und hat dabei ein angenehmes Hopfenaroma. Kurzum: Dieses Bier rückt dem Heiligen Gral der Braukunst gefährlich nah auf die Pelle: ein leckeres Bier mit (fast) Null-Katergefahr.

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Dass ich mit meinem Urteil nicht alleine dastehe, beweist die Tatsache, dass Er Boquerón vom International Taste & Quality Institute (iTQi) mit zwei goldenen Sternen für seinen „außergewöhnlichen Geschmack” ausgezeichnet wurde. Auch sein Alkoholgehalt von 4,8 Prozent ist ideal. Denn spätestens nach dem Zweiten oder Dritten spürst du, wie eine angenehme Wärme deinen Rücken hochkriecht, ohne dass du befürchten musst, es könnte dich wie ein belgisches Craft Beer umhauen.

Doch all denen unter uns, die es in nächster Zeit leider nicht nach Valencia schaffen, sei (glücklicherweise) gesagt: Er Boquerón ist bei Weitem nicht das einzige Bier, das der Gesundheit nicht abträglich ist. Wissenschaftler der Universität von Granada wollen nämlich herausgefunden haben, dass einige Biere dem Wasserverlust im Körper besser entgegenwirken können als Mineralwasser oder Gatorade. Auf der ganzen Welt beschäftigen sich Wissenschaftler mit diesem Thema (obwohl die meisten Forschungsarbeiten aus Ländern mit einem traditionell hohen Bierkonsum kommen … komisch). So hat eine tschechische Studie aus dem Jahr 2013 ergeben, dass zwischen Biertrinken und Bauchumfang keinerlei Verbindung besteht. Und Forscher an der australischen Griffith University arbeiten schon seit einiger Zeit an Bieren, die einerseits keinen Katzenjammer hervorrufen und anderseits, aufgrund ihrer isotonischen und rehydrierenden Wirkung, auch für Sportbegeisterte interessant sein könnten. In ihren Untersuchungen wurde deutlich, dass sich Biere, die reich an Elektrolyten sind, besonders regenerierend auf unseren Wasserhaushalt auswirken.

Übrigens: In Bier lassen sich auch antioxidantisch wirkende Phenole nachweisen. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2009 hat gezeigt, dass Läufer, denen vor dem München-Marathon drei Wochen lang alkoholfreies Bier—das reich an Flavonoiden ist—verabreicht wurde, in weitaus weniger Fällen an Infektionen der oberen Atemwege erkrankt sind.

In der Tat wird nach immer mehr Sport-Events alkoholfreies Bier angeboten. Hoffentlich bleibt das nicht so. Als ich neulich bei einem abenteuerlichen Hindernislauf in Südirland war, wurde mir ein Bier angeboten, das ziemlich gut schmeckte. Bis ich auf dem Bieretikett voller Schrecken „alkoholfrei” las. Ich wollte von dem Promotion-Burschen wissen, ob er mich denn ver- oder besser entgiften wolle (dabei waren wir doch in Irland, verdammt). Schließlich wünschen wir uns doch nach einem harten Match oder einer schweißtreibenden Übungseinheit nichts lieber als ein echtes Bier und einen kleinen Schwips.

Zurück zum Er Boquerón und meinem „Gesundheitsexperiment”. Das Erste gönne ich mir kurz nach Mittag in der prallen Sonne, nachdem ich vorher 10 Kilometer joggen gewesen bin. Mein Körper freut sich spürbar über die Elektrolyte im Bier. Ich lasse noch ein paar weitere folgen, mache es mir dafür aber auf der Couch gemütlich. Natürlich läuft im Fernsehen Fußball und damit alles nach Plan. Bis auf die Tatsache, dass mein Kumpel, den ich nicht allzu lange zur Teilnahme an meiner Bier-Feldstudie überreden musste, beschließt, statt Budweiser auf Er Boquerón umzusteigen. Das war’s dann wohl mit meiner Kontrollgruppe. Alles in allem trinke ich sieben Bier und ein großes Glas Wodka-O und schlafe ausgezeichnet. Am nächsten Tag habe ich zwar ein ganz klein bisschen Kopf (das liegt vielleicht aber auch am Wodka), dafür funktioniert mein Geist ausgezeichnet. Und eins ist sicher: Es geht mir tausendmal besser als nach jedem Guinness-Gelage.