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Organisierte Kriminalität

Seehofer verbietet den Rockerclub Osmanen Germania

Offenbar ging es den Rockern doch nicht nur darum, Kids von der Straße zu holen.
Foto: imago | Hartenfelser

Der Innen- und Heimatminister Horst Seehofer (CSU) macht doch noch mehr, als an schrägen Asylplänen herumzuschrauben. Am Dienstagmorgen verkündet das Innenministerium, der Minister habe die Rockergruppe Osmanen Germania BC verboten. Er begründet diesen Schritt damit, dass von dem Verein eine "schwerwiegende Gefährdung für die Allgemeinheit" ausgehe. Jetzt muss sich der Verein auflösen, inklusive aller 16 Chapter, die es in Deutschland gibt. Wirklich überraschend kommt das Verbot wohl für niemanden.

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Schon in den letzten Monaten hatte die Justiz den Druck auf die türkisch-deutsche Rockergruppe immer weiter erhöht. Im Februar wurde der Wuppertaler Chef der Osmanen von Spezialkräften erschossen, als die Polizei seine Wohnung durchsuchte. Seit März läuft in Stuttgart ein Prozess gegen acht mutmaßliche Osmanen-Mitglieder, von denen drei zur höchsten Führungsebene des Vereins gehören sollen. Im selben Monat führte die Polizei Razzien in Wohnungen der Osmanen in drei verschiedenen Bundesländern durch. Schon damals hatte das Bundesinnenministerium den Eindruck, dass "Zweck und Tätigkeit des Vereins den Strafgesetzen zuwiderlaufen". Den Männern, die in Stuttgart vor Gericht stehen, wird unter anderem versuchter Mord, Drogenhandel, Zwangsprostitution, Zuhälterei und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Das – nur der Klarheit halber – läuft tatsächlich den Strafgesetzen zuwider.

Dabei hatten sich Mitglieder der Osmanen in den letzten Jahren alle Mühe gegeben, in der Öffentlichkeit friedlich rüberzukommen. Ihr Hauptargument: Dem Osmanen Germania BC gehe es hauptsächlich darum, Jugendliche von der Straße zu holen. "Wir sind ein Boxclub. Bei uns geht es um Sport, um nichts anderes", hatte der damalige Präsident des Berliner Chapters und World Sergeant erzählt, als VICE 2016 das Berliner Clubhaus besuchte. Auch die Kutten seien bloß ein Erkennungszeichen. "Wir sind keine Rocker, wir haben nichts damit zu tun."

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Das hatten sie dann wohl aber doch. Inzwischen ist die Beweislast gegen den Verein so schwer geworden, dass das Innenministerium ihn verbieten konnte. Bund und Länder würden entschieden alle Erscheinungsformen organisierter Kriminalität bekämpfen, erklärt Seehofer. Darunter fielen auch alle rockerähnlichen Gruppierungen. "Wer den Rechtsstaat ablehnt, kann von uns keine Nachsicht erwarten."

Tatsächlich sind die Osmanen viel mehr als nur eine kriminelle Bikergruppe. Sie vertreten türkisch-nationalistische und rechtsextreme Positionen und stehen in Kontakt zur höchsten Führungsebene von Erdogans Partei, der AKP. Diese Beziehung soll sogar so weit gegangen sein, dass ein Vertrauter des türkischen Präsidenten den Osmanen Waffen bezahlt haben soll. Wenig verwunderlich, dass der Todfeind der Osmanen die kurdische Rockergruppe Bahoz (Sturm) war, mit denen sie sich immer wieder brutale Straßenkämpfe lieferten. Bahoz hat sich nach eigener Aussage im September 2017 in Deutschland und der Schweiz aufgelöst. Das wird jetzt auch den Osmanen passieren. Oder, um genau zu sein, zumindest ihrem Verein. Dass organisierte Kriminalität keinen ordentlichen e.V. benötigt, um zu existieren, ist jedem klar. Es kann also gut sein, dass wir auch in Zukunft noch von den Osmanen hören werden.

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