Popkultur

‘Street Fighter’-Regisseur: Jean-Claude Van Damme hat sich am Set “die Birne weggekokst”

Mitte der 90er Jahre erschien mit Street Fighter – Die entscheidende Schlacht eine Verfilmung der beliebten Street FighterVideospielreihe. Das mag nach einer guten Idee klingen, stellte sich aber als klischeebeladener und zum Fremdschämen animierender Streifen heraus, der nur durch die Kampfszenen und die eigentlich ganz witzigen One-Liner noch etwas Charme bekam. Über zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung des Films hat der Regisseur Steven de Souza jetzt gegenüber dem Guardian erzählt, dass die Dreharbeiten genauso chaotisch gewesen seien wie die Action auf der Leinwand.

So spielten die ungeübten Schauspieler am Set nicht nur mit echten Messern herum, auch der Hauptdarsteller Jean-Claude Van Damme war laut de Souza quasi die ganze Zeit voll auf Kokain. Dass ausgerechnet Van Damme den überamerikanischen Colonel Guile spielte, ergab dabei wenig Sinn, weil der Schauspieler ursprünglich aus Belgien stammt. Er war Mitte der 90er allerdings der unumstrittene Actionstar Nummer eins und deshalb mussten die Produzenten von Street Fighter ihn wohl haben. Leider litt Van Damme damals auch an einer ziemlich schwerwiegenden Kokainsucht und zog täglich zehn Gramm des weißen Pulvers weg. Was die Dreharbeiten zu einem Albtraum gemacht haben soll.

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“Damals konnte ich nicht darüber reden, jetzt aber schon: Jean-Claude hat sich die Birne weggekokst”, sagte de Souza gegenüber dem Guardian. Zwar habe das Filmstudio auch eine Art Aufpasser für ihn engagiert, aber der Typ sei selbst ein schlechter Einfluss gewesen. “Jean-Claude meldete sich so oft krank, dass das Drehbuch schon fast keine Szenen mehr hergab, die ich stattdessen drehen konnte. Ich wollte eben nicht stundenlang nur herumsitzen und auf ihn warten. Zweimal erlaubten ihm die Produzenten auch, zwischendurch nach Hongkong zu fliegen – und beide Male kam er viel zu spät ans Set zurück.”


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De Souza und anderen Mitwirkenden zufolge war Van Dammes Drogenkonsum aber nicht das Einzige, was die Street Fighter-Dreharbeiten so chaotisch machte. Der Film wurde nämlich in Thailand gedreht – zu einer Zeit, in der laut einem Regieassistenten “ein Staatsstreich kurz bevorstand”. Zudem ging ein Großteil des Budgets für die beiden Hauptdarsteller Van Damme und Raúl Juliá drauf (immerhin spielte Juliá die Rolle des Bösewichts General Bison mit Bravour). Deswegen war kein Geld mehr übrig, um alle Darsteller ausreichend auf die Kampfszenen vorzubereiten. Und zu guter Letzt wurde der Film (auch wegen Van Damme) nicht nach festgelegter Reihenfolge gedreht, was dazu führte, dass viele Mitarbeiter am Set keine Ahnung hatten, was eigentlich abging.

Colonel Guile gibt General Bison ordentlich auf die Mütze | Foto: imago | United Archives

“Ich wusste weder etwas über meinen Charakter noch über das Videospiel an sich. Ich hatte keine Ahnung, was ich da eigentlich tat”, sagte der Schauspieler Roshan Seth gegenüber dem Guardian. “Ich sollte einen verrückten Wissenschaftler darstellen und fragte mich nur: ‘In welchem Feld der Wissenschaft bin ich unterwegs und warum bin ich eigentlich so verrückt?’”

Trotz des ganzen Chaos, der politischen Unruhen und eines zugekoksten Jean-Claude Van Damme kam am Ende ein fertiger Film heraus. Ein Film, der zwar vernichtende Kritiken bekam, an den Kinokassen aber trotzdem 105 Millionen Dollar einspielte – und in Sachen Action richtig Gas gibt. Und das ist doch eigentlich das Wichtigste.

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