Jeannée hat wieder zugeschlagen und disst diesmal Armin Wolf: Wir haben seine Kolumne korrigiert

Es ist schon wieder passiert. Jeannée hat den Weg zum Telefonhörer gefunden, sich in einem hellen Moment an die Nummer der Kronen Zeitung erinnert und irgendeinem armen Schwein am anderen Ende der Leitung eine seiner Kolumnen diktiert. Diesmal trifft sein geriatrischer Roundhouse-Kick – gewissermaßen ENDLICH und als späte Adelung – Armin Wolf und die Einladungspolitik der ZIB 2. Grund für den hohen Blutdruck: Im Studio saß kein deklarierter Liederbuch-Sänger und auch kein ehemaliger Paintball-Neonazi, dafür aber drei Menschen, die der gemäßigten Mitte des Spektrums (in Jeannée-Sprech auch “linkslink”) zuzurechnen sind. Namentlich sind das Florian Klenk vom Falter, Michael Nikbakhsh vom Profil und Armin Wolf selbst.

Worum es dabei inhaltlich ging, streift Jeannée nicht mal ansatzweise mit seiner Sudelfeder. Im Studio wurde nämlich die Aufklärung des BVT-Skandals erläutert; nicht etwa über das Für und Wider von Tempo 140, der Rauchverbot-Aufhebung, der Mindestsicherungskürzung für Flüchtlinge oder der Verdrängung junger Geflüchteter von ihren Lehrstellen. Es geht nicht um parteipolitisches Geplänkel und wahlkämpfendes Aneinander-Abarbeiten, sondern um die sachliche Erklärung eines Skandals, wofür man sich als Nachrichtensendung gemeinhin diejenigen einlädt, die am besten Bescheid wissen. Oder, wenn es nach Jeannée geht, wahrscheinlich Herbert Kickl und jemanden vom Wochenblick. Wobei ersterer sogar eingeladen war, aber nicht zugesagt hat, wie Armin Wolf erklärt. Aber wer wird sich schon durch Fakten vom Frotzeln abhalten lassen. Nicht Michael Jeannée, der oberste Leserbriefschreiber des Landes, und ganz bestimmt nicht die Krone, der größte Psycho-Postkasten abseits des Standard-Forums.

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Am liebsten würde ich an dieser Stelle ja andere als die bereits ausgetretenen, abgenudelten Wege gehen. Am liebsten würde ich Jeannée einen offenen Brief schreiben oder ein Facebook-Video kredenzen, in dem ich sinngemäß sagen würde: Nein, Jeannée, Journalismus bedeutet nicht in jedem Fall immer, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Wenn die eine Seite einen Skandal aufdeckt und die andere ihn runterspielen oder vertuschen will, sind das nicht zwei Seiten derselben Medaille. Es ist vielmehr auf der einen Seite eine Medaille und auf der anderen Seite ein mit Gold überzogener Haufen Hundekacke.

Oder um es mit einem mittlerweile einigermaßen berühmten Tweet zu sagen: “Wenn eine Person sagt, dass es regnet, ist es nicht die Aufgabe des Journalismus, jemanden zu finden, der sagt, dass es nicht regnet. Es ist deine Aufgabe, aus dem scheiß Fenster zu schauen und zu berichten, ob es regnet oder nicht.”

Aber wem mache ich was vor. Jeannée hat uns geistig längst verlassen. Und wenn ihm nicht zufällig jemand am anderen Ende der Leitung von meinem Brief erzählen würde, wäre die Chance gleich Null, dass er jemals etwas davon erfährt. Jeder Gedanke daran, worüber sich Jeannée Gedanken macht, ist ein verlorener Gedanke. Tatsächlich würde es mich wundern, wenn der alternde Herr mit den verwirrten Wortkaskaden neben seinen zahllosen terminlichen Verpflichtungen (Besuch beim Kanzlerfest, Sudoku, Lymphdrainagen) überhaupt noch Zeit für Gedanken hätte. Geschweige denn für welche über Journalismus.

Um zu ihm durchzudringen, habe ich erneut – und für mich auch zum letzten Mal – auf ein bewährtes Format zurückgegriffen, das ziemlich sicher die einzige Textform ist, die Jeannée noch versteht: nämlich jene der Jeannée-Kolumne selbst. Das Original könnt ihr auch hier nachlesen, wenn ihr Richard Schmitt, dem ideologisch biegsamen Chefredakteur von Krone.at, unbedingt einen Klick schenken wollt. Bitteschön:

Man ist unter sich – links, linker, linkslink.

Man ist unter Niveau – rechts, rechter, jeannéerechts.

Herr Wolf verteilt die Bälle. Ausgewogen, mit Verve, gerecht. Keiner seiner beiden Gesprächspartner kommt zu kurz, wird benachteiligt.

Michael Jeannée verteilt die Körbe. Wahllos, mit Nerv, selbstgerecht. Keines seiner Hassobjekte kommt zu kurz, wird bevorteiligt.

Da achtet er drauf, der Herr Wolf. Wie ein Haftlmacher. Damit ihm keiner nachsagen kann, er sei womöglich Partei.

Da achtet er drauf, der Jeannée. Wie ein (Boulevard)Blattlmacher. Damit ihm keiner nachsagen kann, er sei womöglich Journalist.

Partei indes ist die ganze Partie. Armin Wolf, Michael Nikbakhsh, Florian Klenk.

Journalist indes ist, wer Feind der Journaille ist. Armin Wolf, Michael Nikbakhsh, Florian Klenk.

Partei ist, wie sie einander verstehen, sich zunicken, recht geben.

Partei ist, wie sie das Thema be- und abhandeln.

Partei ist die offen bekundete peinlich-schamlose Einigkeit des Trios, die durch keine Zwischenrufe gestört wird.

Partei vor allem Wolfs Auswahl der Gäste.

Journalist ist, wer für seine Artikel recherchiert, statt sie jemandem am Telefon zu diktieren oder sich zu rühmen, dass sein größtes Talent darin bestünde, “den Neger zu finden, der ein Telefon hat”.

Journalist ist, wer Themen be- und abhandelt, statt Kurz grundlos als “Polit-Mozart” in den türkisen Himmel zu loben oder vom “Endspielsieg” der Deutschen Fußball-Elf zu delirieren.

Journalist ist, wer die ideologische Verschiebung der Norm nach rechts nicht unkritisch mitmacht und nicht sämtliche differenzierten Haltungen diesseits von Strache und Staberl als “linkslink” abtut.

Journalist ist vor allem, wer in Jeannées Auswahl der Gastopfer fällt.

Linker und linkslink – doppelt hält besser – sind herzlichst willkommen, rechts hat gefälligst draußen zu bleiben.

Rechter und extrem rechts – doppelt hält besser – sind herzlichst willkommen, redaktionelle Kontrolle hat gefälligst draußen zu bleiben.

Wär ja noch schöner, wenn da zum Beispiel ein Christian Ortner dem Florian Klenk übers Maul führe.

Wär ja noch schöner, wenn da zum Beispiel ein Richard Schmitt dem Jeannée ins Gewissen redete (aber keine Sorge).

Deprimierendes Fazit: links, linker, linkslink, ‘ZIB 2’.

Deprimierendes Fazit: rechts, rechter, jeannéerechts, Krone.


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