Politik

Iss mehr Wildschwein, wenn du das Klima retten willst

Süße Wildschweine, die viel Schaden anrichten können

Weihnachten ist die Zeit der Familienstreits. Und im letzten Jahr ist noch ein Thema mehr hinzugekommen, über das sich deine Oma aufregen kann: Fleisch. Oder besser: kein Fleisch. Es ist aber auch frech, dass du, anstatt das Fondue oder den Braten wertzuschätzen, auf einmal vegetarische Weihnachtsmenüs verlangst. Schließlich war das schon immer so und Greta Thunberg soll sich mal nicht so anstellen, sagt Oma und beißt ins saftige Fleisch. Für alle, die zwar das Klima retten, aber den Streit vermeiden wollen, haben wir einen guten Tipp: Besänftige deine Familie zum Fest doch mal mit Wildschweinfleisch – der unbekannte Genuss.

Wildschweinfleisch hat in Deutschland einen ähnlich schlechten Ruf wie Tote Oma (google it!). Wenn du deine Eltern fragen würdest, sähen ihre Antworten vermutlich wie folgt aus: Es ist kompliziert zu kochen, schmeckt komisch und wenn man es schon isst, dann bitte nur zu Weihnachten. Manche Köche sind da anderer Meinung. Der komische Geschmack sei ein Mythos aus Zeiten, als das Fleisch falsch abgehangen wurde und dann schlichtweg angegammelt war. Heute, versprechen Jäger und Köche, sei das anders. Und man kann mit Wildschwein auch etwas anderes kochen als einen Braten, der sich nach Holzvertäfelung, Silberbesteck und schwerhörigen Senioren anfühlt. Aber dazu später mehr.

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Der Grund, warum du mehr Wildschwein essen solltest, ist einfach: Es gibt viel zu viele davon. Sie pflügen Gärten, Felder und Parkanlagen um, behindern das Baumwachstum, röcheln sich bis in die Städte vor, wo sie Stress machen. Natürlich ist daran nicht das Schwein schuld, sondern der Mensch. Wie an fast allem Schlechten in der Welt. Erst haben wir erfolgreich jeden Fressfeind des Wildschweins ausgerottet, wie Wölfe und Bären, und heute schmeißen wir auch noch unseren Müll in die Wälder oder Jäger füttern die Schweine sogar noch bewusst, damit sie in Jagdgebieten bleiben, sich dort vermehren und dann einfacher abzuschießen sind.

Letztes Jahr haben Jäger über 800.000 Wildschweine geschossen, fast 300.000 mehr als im Jahr davor. Und trotzdem fordern Jagdverbände und manche Umweltschützer mehr tote Wildschweine.

So rettest du mit deinem nächsten Wildschweinsteak das Klima

Wenn du im Supermarkt ein Kilo Schweinehack – das von den rosa Tieren – kaufst, dann hast du damit mindestens 3,25 Kilogramm CO2 in der Luft verursacht. Weltweit ist der Fleischkonsum für 20 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Außerdem roden Menschen beim Sojaanbau für die Fütterung der Tiere riesige Flächen im Regenwald. Zur Erinnerung: Nicht die Sojawurst ist schuld am sterbenden Regenwald, sondern das Tierfutter. Deswegen leben immer mehr Menschen vegan, deswegen erntest du böse Blicke, wenn du beim Grillen das Steak auf den Rost wirfst.

Würdest du statt des rosa Fleisches, das mit Antibiotika vollgestopft und ein Klimakiller ist, also auf Wildschwein umsteigen, würdest du automatisch viele Dinge richtig machen. Erstens gibt es viel zu viele Wildschweine, die geschossen werden müssen. Zweitens fressen die Tiere das, was im Wald sowieso anfällt, also Eicheln, Schnecken oder Wurzeln. Kein Zuchtsoja aus dem Regenwald. Drittens gibst du dir nicht jedes Mal eine Portion Antibiotika, wenn du in die Wurst beißt. Und schließlich kannst du dir das Fleisch auch noch aus deiner Region holen und lange Transportwege vermeiden – auch gut fürs Klima.

In Berlin werden geschossene Wildschweine zum Beispiel in den jeweiligen Bezirken verkauft. Andere Städte, wie zum Beispiel München, haben sogar eigene Läden für das Wildfleisch aus der Umgebung. Günstig ist das Wildschweinfleisch übrigens auch, weil es so wenige essen wollen. Du bekommst es schon ab 8 Euro pro Kilo. Du kannst also mit Wildschweinfleisch dein Klimagewissen beruhigen und gleichzeitig günstig dein Fleischliebhaberherz beglücken.


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Aber Achtung bei Wildschweinfleisch aus dem Supermarkt. Weil die Planungssicherheit und Jagd auch vom Jagdglück abhängig ist, kaufen die das Fleisch oft aus fernen Ländern ein, wo die Wildschweine in Gehegen gehalten werden wie ordinäre Hausschweine. Dadurch wird das gute Fleisch wieder zum Klimakiller.

Ein Koch erklärt, wie du das Fleisch zubereiten solltest

Du musst ein paar Dinge beachten, damit das erste große Wildschweinessen mit der WG nicht zum Desaster wird, wie damals, als du deinen veganen Mettigel mit “Es ist gar kein Unterschied zu schmecken” angepriesen hast. Ein Anruf bei Sebastian Ahrens. Ihm gehört das Hirsch & Eber in Berlin, das sich auf Wildfleisch spezialisiert hat. Auf der Webseite, die aussieht wie Burgerbudenwebseiten heutzutage nunmal aussehen, bewirbt Ahrens sein Wildfleisch als nachhaltig, fair und aus der Region. Passt soweit also.

Was kann ich also aus Wildschwein so alles machen, Herr Ahrens?
“Ich verarbeite das Wildschweinfleisch genau wie jedes andere Fleisch auch. Ein Filet ist immer ein Filet und aus Wildschweinhack kann man genauso Burger machen. Es ist wichtig, keine Angst davor zu haben.”

Mehrere Tonnen Wildfleisch verarbeitet Ahrens jedes Jahr. Unter anderem auch bei Festivals, wo dann verschlammte Menschen sich Wildschweinburger reinfahren. Ganz ohne schlechtes Gewissen.

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