Selbst nach 12 Jahren sind Forscher von den Tanzmoves dieses Kakadus fasziniert

Kakadu Snowball beim Tanzen

Snowball fühlt den Beat so richtig, daran besteht kein Zweifel. Zur unvergesslichen Bassline von Another One Bites the Dust wippt der Kakadu seinen gelb gefiederten Kopf hoch und runter und stampft mit den Füßen im Takt, dabei tänzelt er auf der Stuhllehne herum. Für sein hingebungsvolles Headbanging wurde Snowball schon im Jahr 2007 auf YouTube berühmt. Inzwischen wurde das Video mehr als 7,5 Millionen Mal aufgerufen. “Der verdammte Vogel hat besseres Moves drauf als ich”, kommentiert ein Nutzer unter dem Video und bekommt dafür Hunderte Likes.

Zwölf Jahre später ist die Wissenschaft noch immer mit dem Tier befasst. Ein Team um die Psychologin R. Joanne Jao Keehn von der Universität San Diego hat Snowballs beneidenswerte Moves untersucht und insgesamt 14 unterschiedliche Tanzbewegungen ausgemacht. Die Untersuchung liegt schon elf Jahre zurück, aber die Ergebnisse sind erst jetzt im Magazin Current Biology erschienen. Das Paper bringt nicht nur den berühmtesten Kakadu des Internets wieder in die Schlagzeilen – es verrät auch mehr über ein seltsames Verhalten, das wir vor allem von Menschen kennen: Tanzen.

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Nicht einmal Affen könnten tanzen, erklären die Forschenden; Papageien aber schon. Der mögliche Grund: Menschen und Papageien lernen durch Laute, entsprechend sind Geräusche und Bewegungen im Gehirn miteinander verbunden. Zumindest das Gehirn von Snowball scheint durch Musik besonders stimuliert zu werden, denn nach dem Erfolg seiner Performance zu Another One Bites the Dust probierte der Vogel vermehrt neue Moves aus, wie die Forschenden berichten.

“In dieser Phase schien Snowball die Vielfalt seiner Bewegungen wichtiger zu sein als die Genauigkeit zum Beat”, heißt es in dem Paper. Snowball tanzte also einfach mal drauf los. Seine Besitzerin, die US-Amerikanerin Irena Schulz, habe ihn übrigens nie durch Belohnungen zum Tanzen motiviert, so die Forschenden. Offenbar hat er einfach Queen gehört und konnte nicht anders.

Alleine zu tanzen scheint Snowball weniger zu gefallen

Ein Jahr nach dem viralen YouTube-Video besuchen die Forschenden Snowball mit einer Videokamera, um seine Choreografie zu studieren. Irena Schulz ist im Raum und ermuntert ihn mit Zwischenrufen wie “Good Boy!”. Dann bekommt Snowball je drei Mal hintereinander Another One Bites the Dust und Girls Just Wanna Have Fun zu hören. 23 Minuten lang geht der Kakadu zur Musik ab und präsentiert, was die Forschenden später per Video-Analyse als 14 Moves identifizieren.

Girls Just Wanna Have Fun scheint Snowball am meisten zu inspirieren, hier zeigt er die ganze Palette seiner Moves, unter anderem eine Wellenbewegung, die von seinem Kopf hinab in den Körper fließt. Bei Another One Bites the Dust legt Snowball nur zehn Moves hin. Insgesamt ist sein Tanzstil aber eher ruckartig, heißt es in dem Paper, nach einigen Sekunden macht Snowball Pausen. Warum?

Irena Schulz erklärt, dass sich Snowball flüssiger bewege, wenn er zusammen mit einem Menschen tanzt. Hatte sich der Kakadu vielleicht zu beobachtet gefühlt, um wirklich alles zu geben? “Das planen wir in Zukunft zu untersuchen”, heißt es in dem Paper.


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Auch wenn das Paper amüsant ist, ein großer Schritt für die Forschung ist es nicht: Die Forschenden rätseln nämlich immer noch, ob Snowball sich die Moves selbst ausgedacht oder sie von einem Menschen abgeschaut hat. Beides wäre aber “bemerkenswert”, heißt es. Unklar ist auch, warum genau Snowball sich zur Musik bewegt und was das über Papageien im Allgemeinen aussagt.

“Snowball tanzt nicht, um Essen zu bekommen oder um sich zu paaren”, schreiben die Forschenden. “Stattdessen scheint sein Tanz ein Sozialverhalten zu sein, um mit seinen menschlichen Betreuern zu interagieren.” Wer weiß, vielleicht zeigt der seltsame Fall des Kakadus Snowball auch vor allem eines: Zum Tanzen braucht es keinen Grund. Vor allem wenn jemand Another One Bites the Dust auflegt.

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