Screenshot: Youtube
Eine Frau fiel in Ohnmacht, andere berichteten, „in Angst und Schrecken” versetzt worden zu sein. Was die Mitglieder von Englands bekanntestem YouTube-Prank-Kanal Trollstation am 5. Juli 2015 in der Londoner National Portrait Gallery abzogen haben, wurde nun von einem englischen Gericht als Straftat bewertet.
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Mit Strumpfhosen auf dem Kopf waren die fünf Trollstation-Mitglieder laut schreiend mit vermeintlich geklauten Bildern durch die Gemälde-Galerie gelaufen und hatten eine Massenpanik verursacht. Die ganze Aktion dauerte nur dreieinhalb Minuten und sollte laut Angaben der Gruppe die Parodie eines missglückten Kunstraubs darstellen. Die vermeintlich geklauten Gemälde hatten die Prankster allerdings zuvor selbst mitgebracht. Immer wieder ließen sie sich auf den Boden fallen und fingierten andere tollpatschige Aktionen.
Dass es sich bei der Aktion um eine Satire handelte, schien den meisten Museumsbesuchern allerdings nicht sofort klar zu sein und so geriet die Menge zunehmend in Panik. Dass die Prankster parallel auch noch einen ziemlich schrillen Alarm über Lautsprecher abspielten, tat sein übriges. Als sie das Gebäude verlassen hatten und selbst auf der Straße noch flüchtende Menschen sahen, begannen sie den Prank aufzulösen: „It’s a joke, it’s a joke!”, versuchten sie die Leute zu beruhigen. Doch zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät.
Danh van Le, Kameramann und Gründer von Trollstation, der bereits im März wegen eines Bomben-Pranks zu 24 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, bekam nun noch einmal 12 Wochen zusätzlich oben drauf. Van Le hatte genau wie seine vier mitangeklagten Kollegen Endrit Ferizolli, Helder Gomes, Ebenezer Mensah und Daniel Jarvis im letzten Moment seine Schuld bekannt, um die Haftstrafe noch etwas abzumildern. Seine vier Kollegen bekamen Haftstrafen zwischen 16 und 20 Wochen.
Trollstation veröffentlichte gestern folgende Erklärung zu dem Gerichtsurteil:
Jarvis kam außerdem schuldmildernd zugute, dass er unter einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung leidet, Mensah und Gomes wurde ihr soziales Engagement angerechnet. Fünf von neun Trollstation-Mitgliedern sitzen somit vorerst im Knast.
Außerdem erhielten die YouTuber noch eine weitere Strafe, die sie ebenfalls treffen könnte: Allen Mitgliedern von Trollstation ist es bis auf Weiteres verboten, Videos in den Straßen von London zu drehen. Das von der Polizei beschlagnahmte Equipment der Gruppe wird zerstört.
Während Trollstation-Anwältin Rose Commander vor Gericht erklärte, die Prankster würden auf YouTube soziale Experimente veröffentlichen, liest sich die Eigenbeschreibung des Kanals schon anders: „Unsere Inhalte sind bewusst provokativ und kontrovers, mit dem Ziel im Namen der Satire öffentliche Reaktionen zu provozieren. Trollstation ist ein Haufen merkwürdiger Typen, die verrückte Gedankenspiele mit der Öffentlichkeit spielen.”