Besuchende des Porno-Flohmi zeigen uns ihre Einkäufe

Besucherin beim Porno-Flohmarkt zeigt einen Comic

“Liegt irgendwo noch eine Gummisusi rum, die Du gekauft hast, aber dann doch nicht benutzt hast? Du hast sicher noch Plakate von Pornodarstellerinnen, die du nicht mehr als Wixvorlage brauchst? – Jetzt hast Du endlich die Möglichkeit all dieses politisch unkorrekte, Sexgrüselzeugs loszuwerden und Du kriegst dafür noch Geld, wenn Du Glück hast.” So bewarb das Kino Roland den “wahrscheinlich ersten Porno-Flohmarkt der Welt”.

Kino Roland in Zürich Bio Dildos am Porno Flohmi

“Roland”, es gibt wohl keinen unpassenderen Namen für ein Erotikkino. Aber das Kino ist eine Institution in Zürich. Jeder, der hier lebt, kennt die Leuchtreklame, die Umrisse einer nackten Frau im pinken Neonlicht zeigt. Aber die Wenigsten haben das Kino schon einmal von Innen gesehen. Der Porno-Flohmi war so auch für Erotik-Kino-Neulinge eine gute Ausrede, einmal einen Blick ins Kino Roland zu werfen.

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Kino Roland an der Langstrasse von innen

Anstatt Männer mittleren Alters, die Boulevardzeitungen wohl als Sexgrüsel abstempeln würden, sind es mehrheitlich junge Frauen, die an den Ständen rumstöbern. Die rote Farbe an Wänden und Decken sorgt zwar für schummriges Licht, aber Spermaflecken oder benutzte Taschentücher sucht man vergebens. Dafür hat es an den Ständen so ziemlich alles, was mit Sex zu tun hat, von alten Pornoheftchen bis hin zu “Biodildos”, die aber nicht Sexspielzeug sondern Kunstprojekt sind.

Wir waren beim Flohmarkt dabei und wollten wissen, wer sich dort etwas kauft und vor allem was.

Frank Versace, 48

Kino Roland in Zürich an der Langstrasse Porno Flohmi Bücher

VICE: Was hast du dir gekauft?
Frank: Ich habe mir ein Buch von H.R.Giger gekauft. Von ihm war ich schon immer grosser Fan. Mich fasziniert, wie er Geschlechtsteile in seiner Kunst darstellt. Einen Sex-Comic habe ich mir auch gekauft.

Was ist das Spezielle an diesem Comic?
Es ist schwierig, Bücher zu finden, die Bondage zeigen. Zumindest Fotografien von Bondage sind in der Schweiz noch immer weitestgehend verboten. Darum lieber als Zeichnung, da können sie nichts sagen.

H.R. Giger Buch die Geschichte des O am Porno Flohmi

Du hast noch mehr Bücher gekauft.
Ja, ‘Die Geschichte der O’ von Guido Crepax. Für meinen Geschmack übertreibt er es aber etwas mit den Körperzeichnungen. Dafür geht er mir bei den erotischen Darstellung nicht weit genug.

Du wünschst dir explizite Sex-Szenen.
Ja, genau. Als Mann willst du Mösen sehen.

Hast du das aus purem Interesse gekauft oder ist das auch Masturbationsmaterial?
Beides. Aber natürlich sind sexuelle Bücher immer auch Masturbationsmaterial.

Mel, 26

Kino Roland in Zürich Besucher Buch Porno Flohmi

VICE: Was hast du für ein Buch ergattert?
Mel: Ein Stellungsbuch aus den 80ern. Mir gefällt das alte Design sehr gut. Schau dir diese Bilder an! Aber es ist auch witzig. Da gibt es zum Beispiel ein Kapitel mit dem Titel “Stellungen mit Sitzmöglichkeiten”.

Porno Flohmi in Zürich Buch über Sex Stellungen

Wie bist du auf die Veranstaltung gekommen?
Ich arbeite in Edi’s Weinstube, ein verruchtes Plätzchen in der Zürcher Altstadt, das seit Jahren ein Erotik-Wahrzeichen ist. Da ist die Connection zum Porno-Flohmi nahe.

Warst du vorher schon einmal im Kino Roland?
Nein, es ist mein erstes Mal hier! Der Event war die perfekte Gelegenheit, sich das mal anzuschauen.

Porno Flohmi im Kino Roland Bild nackte Frau

Was hast du sonst noch gekauft?
Dieses Ding hier. Ich weiss nicht genau, wie es heisst. Aber das ist eigentlich eine Postkarte, die man aufklappen kann und wenn man durchguckt, ist da eine nackte Frau, die auch total schön ist. Die perfekte Nostalgie!

Noemi, 31, und Joe, 37

Besucher Porno Flohmi im Kino Roland

VICE: Was konntet ihr bisher ergattern?
Noemi: Ich habe mir Unterwäsche und Pins mit Bildern aus 80-er-Jahre Pornos gekauft.

Wo willst du dir die Pins hinmachen?
Noemi: An den Rucksack, ich finde die Pins ästhetisch, aber auch ziemlich witzig. Was sich andere dabei denken ist mir egal, mir muss es ja gefallen.
Joe: Ein bisschen provozieren darf man auch.

Pins aus alten Pornos im Kino Roland in Zürich

Findest du das nicht ein bisschen eklig, wenn die Unterwäsche gebraucht ist?
Nein, die war neu. Gebrauchte gibt es schon auch, aber die wird separat verkauft und ist vakuumverpackt. Gebrauchte Unterwäsche zu verkaufen, rentiert sich immer gut.

Unterwäsche am Porno Flohmi im Kino Roland

Hast du das schon einmal gemacht?
Nicht direkt. Dass sich das aber rentiert weiss ich, weil ich selbst im Sexgewerbe tätig bin, ich betreibe selbst Bordelle.

Chico, 27, und Sanghamitra, 27

Besucher des Porno Flohmi im Kino Roland an der Langstrasse in Zürich

Wie habt ihr von diesem Flohmarkt erfahren?
Chico: Sie hat mich eingeladen!
Sanghamitra: Ich habe die Veranstaltung irgendwo im Netz gesehen. Ich finde alle diese Oldschool-Pornos ästhetisch und oft auch schön gemacht und habe gehofft, hier alte Poster zu finden. Aber die, die hier sind, sind mir etwas zu neu.

Was habt ihr gekauft?
Sanghamitra: Einen Pin mit einem Bild aus einem alten Porno, die find ich auch ganz süss.
Chico: Nichts, aber wenn ihr mich fotografiert, möchte ich auch was mit aufs Foto nehmen.

Plakat Edis Weinstube

Von mir aus. Warum sind es diese Pins?
Sanghamitra: Auch hier mag ich die Ästhetik. Frauen werden irgendwie sinnlicher dargestellt als in heutigen Pornos. Man sieht auch verschiedene Körperfiguren, das gefällt mir.

Loulou, 42

Besucherin am Porno Flohmi im Kino Roland an der Langstrasse

VICE: Was hast du in deiner Einkaufstasche?
Loulou: Dieses Kartenset. Ich habe die prüdesten Karten genommen, man sieht nicht mal Muschis. Aber mir gefällt der Stil. Und ich habe mir noch ein Plakat gekauft. Die Ästhetik der 60er- und 70er- Jahre gefällt mir sehr gut.

Comics mit Herrenwitzen

Wo wirst du das hinmachen?
Vielleicht klebe ich es als Weihnachtsdeko an meine Fensterscheibe.

Und was sind das für Heftchen?
Das sind so Bücher mit Herrenwitzen. Aus denen mache ich vielleicht eine Collage.

Flyer Porno Flohmi für Zürcher Langstrasse

Wie bist du auf den Flohmarkt gekommen?
Ich kenne eine der Betreiberinnen des Kinos schon lange. Früher habe ich Bourlesque getanzt und bin dem Thema gegenüber eh locker eingestellt.

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