Koch, 25, Großbritannien
Mein Penis ist in erigiertem Zustand 7,5 cm lang und gerade mal 2,5 cm, wenn er schlaff ist. Ich habe einen Mikropenis. Ich wurde so geboren.
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Ich war schon immer ein bisschen übergewichtig, was auch nicht unbedingt hilft. Offiziell spricht man aber von einem „Mikropenis”, wenn er mindestens 2,5 Standardabweichungen kürzer, als der durchschnittliche Penis ist oder, wenn er in erigiertem Zustand kürzer als 7 cm ist, im Vergleich zu den normalen knapp 13 cm. Meiner ist 7,5 cm, also gerade an der Grenze. Bei den meisten Leuten wird der Mikropenis schon direkt nach der Geburt festgestellt. Bei mir aber nicht. Ich gebe meinen Eltern nicht die Schuld dafür—die meisten kleinen Jungs haben ein winziges Glied und scheinbar sah meins nicht unbedingt abnormal aus.
Dadurch wurde meine Selbsterfahrung sehr ausgeprägt. Ein bisschen zu sehr. Wenn andere Jungs damit prahlten, dass sie wieder mal einen Blowjob bekommen oder ein Mädchen gefingert hatten, dachte ich mir nur: Ich werde das nie erleben. Es war nicht so, dass ich asexuell gewesen wäre, ganz und gar nicht. Ich hatte sexuelle Fantasien, konnte einen hochkriegen und auch einen Orgasmus haben. Aber wieso sollte irgendein Mädchen sich jemals damit zufrieden geben? Wie könnte ich je ein Mädchen befriedigen? Ich musste eine Beschäftigung finden, um mir diese Besessenheit aus dem Kopf zu schlagen. Ich war immer schon sehr sportlich, aber hatte als pubertierender Teenager Angst vor den Umkleideräumen. Also vermied ich alles, außer dem Sportunterricht und dort entwickelte ich eine Dusch- und Umkleidemethode, mit der ich meine bescheidene Ausstattung gekonnt versteckte. Keiner meiner Freunde hatte je meinen Penis gesehen und das sollte auch so bleiben.
Meine Mutter hatte unzählige Kochbücher von Jamie Oliver und eines Abends nahm ich aus Langeweile eins in die Hand, während eine Ofenkartoffel in der Mikrowelle ihre Runden drehte. Die Art, wie er über Essen schrieb, erinnert mich sehr an die Art, wie meine Freunde redeten—es war keine Zauberei, viel mehr Hausverstand und Enthusiasmus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn im wahren Leben gemocht hätte, aber auf den Seiten des Kochbuchs fühlte es sich an, als würde er mit mir sprechen. Ich fand ein Rezept für Wolfsbarsch mit Vanille und entschied, aus welchem Grund auch immer, dass das mein erster Streifzug in die Welt des Kochens sein sollte. Als wir das nächste Mal in den Supermarkt gingen, gab ich mein ganzes Geld, das ich als Kellner verdient hatte, für Wolfsbarschfilets, Vanilleschoten, Chilis und was eben sonst noch so im Rezept stand aus. Die Zutaten hatte ich auf meine Hand geschrieben.
Als ich von der Schule nach Hause kam, schlug ich das Kochbuch auf der Seite auf, die ich markiert hatte und kochte den Wolfsbarsch für meine Mutter und mich. Zuerst zweifelte sie: „Vanille und Fisch, soll das ein Scherz sein?” Aber es schmeckte ihr. Von diesem Moment an war meine Leidenschaft für das Kochen entfacht. Die Aufmerksamkeit, die es verlangt, wie du mit den Händen arbeitest, wie du etwas so Großartiges mit so wenigen Dingen machen kannst. Ich war 14 und es war ein Erwachen. Eins, das nach Vanille duftete.
Von da an kochte ich ununterbrochen, am Anfang meistens nach Jamie Olivers Rezepten. Tagines, Curries, langsam gegartes Fleisch und so weiter. Ich war verrückt nach Gewürzen. So verrückt, dass ich einmal 20 Minuten in der Küche mit einem Anisstern in meinem Nasenloch stand. Dass ich dabei vergessen hätte, was sich in meiner Unterhose abspielt, wäre lächerlich. Aber es beruhigte den Sturm in meinem Kopf und ließ Gedanken wie, Ich werde deswegen für immer alleine sein. Ich werde mich nie wie ein echter Mann fühlen, egal welchen Job ich mache. Ich werde nie darüber hinweg kommen, ein bisschen verschwinden. Kochen half mir dabei, zu vergessen.
Als ich 16 war, hörte ich mit der Schule auf und ging in die Gastronomieschule. Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Einer meiner ersten Gedanken war, dass keiner bemerken würde, wie mickrig ich ausgestattet war, weil wir alle lockere Kleidung tragen mussten. Das war in meinem Kopf ein riesiges Plus. Als ich das meinem Vater erzählte, lachte er sich kaputt. Aber als junger Mann bedeutet dein Penis einfach alles. Es ist deine Antenne zur Außenwelt.
„Kein normaler Mensch, außer er steht auf dich, wird deinen Sack anstarren. Hör’ auf, daran zu denken.”
Ich versuchte es. Ich fegte durch die Gastronomieschule, lernte jeden Tag neue Techniken und bestand alle meine Prüfungen mit Bravour. Frauen waren immer noch eine fremde Spezies für mich—außer in meinem Kopf natürlich—aber ich wusste jetzt, wer ich bin. Ich hatte eine Identität. Ich war Koch.
Als ich meinen ersten Job in einer richtig guten Küche (ein ziemliches gutes Restaurant in Nordengland, ich sag euch aber nicht, wo) landete, war ich überglücklich— die Sticheleien, das Tempo und der Enthusiasmus waren ansteckend. Mir waren die langen Tage und Nächte egal, weil ich endlich einen Platz außerhalb meiner Gedanken und meiner Besessenheit, als Mann nicht gut genug zu sein, gefunden hatte, an dem ich existieren konnte. Es ist nicht weit hergeholt, wenn ich sage, dass ich mich in dieser testosterongetriebenen Atmosphäre männlicher fühlte, denn je. Wenn die Jungs über Sex und schöne Frauen redeten, redete ich einfach mit. Wenn sie sich gegenseitig herumschubsten, dann schubsten sie auch mich herum. In der Schule verbrachte ich so viel Zeit damit, mich von jeglichen männlichen Prahlereien zurückzuhalten, weil ich Angst davor hatte, dass ich „erwischt” werde. Ich fühlte mich ständig, als hätte ich ein Geheimnis. Mittlerweile hat sich diese Angst aber (großteils) in Luft aufgelöst.
Als ich 20 war, arbeitete ich in einer richtig guten Küche. Mein Chef war ein Idiot—ein Tyrann durch und durch, der wegen jeder Kleinigkeit Teller rumschmiss, wie ein Baby, das seine Rassel trotzig wegwirft—aber die anderen Jungs waren gut drauf und das Essen war erste Klasse. Nach ein paar Monaten konnte ich Karotten tournieren und à la julienne schneiden, dass dir die Tränen kommen würden. Meine Saucen waren wie Samt und ich konnte wenn es um die Zubereitung von Fleisch—besonders Wild, wie Taube—ging, war ich (meiner Meinung nach) der Beste in der Küche.
Fleisch zerlegen machte ich immer schon sehr gerne, aber während meiner Zeit in dieser Küche wurde es zu einer richtigen Leidenschaft. Und ja, wenn ich die Seite eines Schweins mit einem riesigen Hackmesser abschnitt, fühlte ich mich wie ein Mann. Das mag vielleicht furchtbar klingen, aber wenn du dein gesamtes Teenager- und Erwachsenendasein Probleme mit deiner Männlichkeit hattest, dann nimmst du, was du kriegen kannst.
Heute bin ich 25 und arbeite in einem richtig coolen Restaurant, in dem ich wesentlich darauf Einfluss habe, was auf der Karte steht und was nicht. Fast keiner ist älter als 30, was ganz nett ist. Ich liebe Fleisch, große Messer, dumme Scherze und die Atmosphäre in der Küche, die oft einem Spielplatz ähnelt, immer noch sehr. Als Jugendlicher war der Spielplatz ein angsteinflössender Ort, weil ich so in meinen Gedanken gefangen war. Die Küche hat diese Gedanken aber beinahe ersetzt. Ich knüpfte Freundschaften, die ich mir in der Vergangenheit immer selbst verwehrt hatte.
Ich habe keinem—und ich meine wirklich keinem—mit dem ich zusammenarbeite, von meinem Problem erzählt. Aber ich traf ein Mädchen. Ich brauchte so verdammt lange, bis ich mit ihr darüber sprechen konnte. Ich hatte es schließlich niemandem, außer meinen Eltern und meinem Hausarzt, erzählt. Am Ende waren meine Bedürfnisse aber stärker.
Dieses Mädchen war, und ist, so hübsch und sexy und ich wollte so gerne mit ihr intim werden, die Dinge mit ihr machen, die Leute eben machen, die aufeinander stehen. Als ich es ihr sagte, zuckte sie mit den Schultern und sagte: „Es ist ein Mythos, dass Mädchen auf große Schwänze stehen. Das weißt du schon, oder?” Das war das beste, was sie nur sagen können hätte. Nüchtern, witzig und nicht um den heißen Brei herumgeredet, weil ihr nichts besseres einfiel. Das erste gemeinsame Mal war … sagen wir, eher kurz. Wir sind jetzt schon fast ein Jahr zusammen und sie scheint zufrieden zu sein und das ist alles, was ich mir wünschen könnte. Solange sie glücklich ist und ich Koch bin, werde ich mich wie ein richtiger Mann fühlen.