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Kranker Scheiß aus dem Leben eines Gefängniswärters

Die letzten Monate haben wieder einmal sehr nachdrücklich bewiesen, wie beschissen es ist, wenn man im Gefängnis sitzt. Vor allem für Jugendliche. Nachdem der FALTER mehrere Fälle von Missbrauch in der Justizanstalt Josefstadt aufgedeckt hatte, bei dem unter anderem ein 16-jähriger Bub von seinen Mitinsaßen mit einem Besenstiel vergewaltigt wurde, reagierte die österreichsche Justizministerin Beatrix Karl einfach nur zynisch. Im ZIB 2 Interview sprach sie von “Einzelfällen” und legt mit der Aussage “Strafvollzug ist nicht das Paradies” die Vermutung nahe, die Alien-Invasion habe schon begonnen und einzelne Menschen wurden bereits von noch nicht 100% funktionsfähigen Robotern ersetzt.

Aber auch für Gefängniswärter in den notorisch unterbesetzten Haftanstalten ist das Gefängnis ein ziemlich unangenehmer Ort, sofern sie nicht zur Gruppe der sadistischen Bastarde oder zur bestechlichen Sorte gehören. Kürzlich haben wir mit Georg gesprochen, der seit 27 Jahren Strafvollzugsbeamter in einem Hochsicherheitsgefängnis in den USA ist und 12 Jahre davon im Überfallkommando tätig war. „Ja, ich habe krasse Sachen gesehen”, kündigte er an, bevor er einige Details dieses Irrsinns näher beschrieb.

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Illustrationen von Donald Clement

Morphiumfan

Wir müssen routinemäßig Leibesvisitationen durchführen. Jeder Häftling muss einmal pro Monat vollständig durchsucht werden. Das heißt, wenn du schon länger als einen Monat inhaftiert bist, weißt du, dass das bevorsteht. Im Grunde schauen wir alles durch, was die Insassen in ihrer Zelle haben: Laken, Bücher und so weiter. Dann müssen sie sich vornüberbeugen, die Arschbacken spreizen und husten.

Falls sie die Drogen nicht richtig eingesteckt haben, fallen sie dann wahrscheinlich von selbst aus ihrem Arsch heraus. Einmal war da ein Typ, der irgendwie weggetreten und high aussah. Er hustete, und man sah etwas aus seinem Arsch herausstehen. Ich befahl ihm, nochmal zu husten. Daraufhin fiel eine kleine Kugel in der Größe einer mit Schokolade umgebenen Mandel heraus, die in Frischhaltefolie eingewickelt war. Wir sahen erst sie und dann uns an. Dann hob er die Kugel schnell auf und steckte sie sich in den Mund. Ich packte ihn also am Hals und forderte ihn auf, sie wieder auszuspucken, was er aber nicht tat. Wir rangen eine Weile lang miteinander, dann fiel ihm die Kugel aus dem Mund heraus. Er bekam sie jedoch wieder zu fassen und versuchte, sie sich in den Arsch zu stecken. Ich konnte es nicht fassen. Letztlich haben wir sie doch bekommen. Es stellte sich heraus, dass es eine Pille war. Der Typ hat wie verrückt für eine beschissene, kleine Morphiumpille gekämpft!

Methadon kotzen

Die Methode, Drogen zu schlucken und auszukotzen, wurde schon erfunden, als Jesus noch unter uns wandelte. Die Ideen, mit denen die Typen hier ankommen, sind genial. Methadon kotzen sie wieder aus, es ist absolut widerlich. Fast ein Viertel der Inhaftierten ist auf Methadon, die Nachfrage drinnen ist enorm. Heute sind 50 von 200 Insassen in meinem Gefängnis auf Methadon. Sie trinken es (Methadon kommt in flüssiger Form) und kotzen es in irgendeinen Plastikbehälter, zum Beispiel einen leeren Zahnpastabehälter, den sie sich aufgehoben haben, und dann verkaufen sie es drinnen. Ob du es glaubst oder nicht, das passiert ziemlich häufig.

Drogen in Eiern in Ärschen

Es gibt Leute, die sich extra ins Gefängnis einweisen lassen, um mit Drogen zu handeln. Es ist ein äußerst lukratives Geschäft. Letzten Monat fand ich einen Typen mit Straßendrogen im Wert von 15.000 Dollar. Hydromorphon, Marihuana und Kokain—verpackt in den Plastikbehältern von Kindereiern. Die steckte er wiederum in Kondome und schob sie sich in den Arsch. Man kann sich nicht vorstellen, dass die Drogen da alle reinpassten, aber so war es.

Als die Polizisten kamen und sich die Sache ansahen, sagten sie, der Vorrat in seinem Arsch sei im Knast ungefähr 80.000 Dollar wert. Früher hatten wir die Sorge, dass Drogen über die Küche verteilt würden. Heutzutage haben die Gangs sogar eigene Experten, die wissen, wie man Drogen wirklich gut versteckt. Es ist verrückt, absolut verrückt. Der Drogenhandel in Gefängnissen ist im Moment wahnsinnig verbreitet und wird hauptsächlich von Gangs organisiert. Im Gefängnis wird mehr Crack und Marihuana geraucht, als man sich vorstellen kann. Ein komprimiertes Stück Tabak, das so groß ist wie dein Daumen, ist im Gefängnis etwa 100 Dollar wert.

Ein Typ kam vor ein paar Wochen herein und brauchte Hilfe, weil er vierzehn Gramm Kokain gezogen hatte, die er eigentlich reinschmuggeln sollte. Drinnen waren Leute, die darauf warteten. Doch dann schnupfte er in den zwei Tagen, bevor er herkam, alles alleine—er weinte, weil er nun unsere Hilfe brauchte. So etwas passiert ständig. Jetzt sind wir in der Situation, dass wir ihn beschützen müssen.

Er ging letzten Endes in Schutzhaft. Heutzutage besteht das halbe Gefängnis aus Schutzhaft, weil die Insassen sich vor den anderen fürchten. Es geht brutal zu. Ein Drittel der Leute ist vielleicht für wahre Freveltaten hier, sodass sie die Schutzhaft tatsächlich nötig haben. Doch der Rest ist hier, weil sie es sich mit den falschen Leuten verdorben haben, so wie dieser Typ. Aber eigentlich sind die Kerle in der Schutzhaft die schlimmsten, sie sind fürchterliche, gruselige Gestalten. Glaub mir, in den regulären Zellen bist du besser aufgehoben.

Stiftstechereien

Kürzlich wurde das Gefängnispersonal angegriffen, weil wir die Kontrolle verloren haben. Das Gefängnis wird neuerdings von einem Haufen Sozialarbeiter betrieben. Ihnen gefiel die Art und Weise, wie wir es vorher gemacht haben, nicht; unsere Umgangsweise war ihnen zu unmenschlich. Na ja, und jetzt werden wir eben von den Gefangenen fertig gemacht.

Letzte Woche wurde ein Freund von mir von einem Insassen in den Hals gestochen … Er hätte in Sonderhaft sein müssen. Der Typ wartete, bis ein Wächter am ihm vorbeikam und stach ihm mit einem Stift in den Hals. Meinem Freund spritzte Blut richtiggehend aus seinen Adern. Der Insasse war schizophren und wurde als Folge in eine andere Institution verfrachtet.

Real Life Fight Club

Gefangene denken sich kreative Dinge aus, um sich zu beschäftigen. In ihrem sogenannten „Fight Club” besorgen sie sich ihre Unterhaltung dadurch, dass sie Leute zwingen, miteinander zu kämpfen. Wenn du dich weigerst zu kämpfen, wirst du bedroht. Nein sagen bedeutet, dass man dir die Scheiße aus dem Leib prügelt. Die neuen Opfer werden von den Gangs bestimmt. Es kann jeden treffen. Ich habe mehr Leute ins Krankenhaus gebracht, als ich mir in Erinnerung rufen möchte. Auch das passiert ständig.

Einmal hatten wir einen Typen, der so verprügelt wurde, dass er im Krankenhaus starb. Er war im Fight Club brutal zusammengeschlagen worden. Manchmal kriegen wir solche Sachen als allerletzte mit, weil wir nicht an zwei Orten zugleich sein können. Doch unser neues Kamerasystem wird uns nun dabei helfen. Vorher haben wir jede halbe Stunde Kontrollen gemacht. Während du auf der einen Seite bist, kriegst du natürlich nichts davon mit, was auf der anderen passiert. Du kannst einfach nicht überall zugleich sein.

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