Von Pekingenten in winzigen Lokalen auf kleinen Seitenstraßen hin zu Dim Sum in majestätischen Hallen—Peking ist die Heimat einiger der eindrucksvollsten Restaurants der Welt. Eins fehlte der Stadt noch: Ein Erlebnisrestaurant, das einer Inselgruppe im ostchinesischen Meer gewidmet ist, über die sich Japan und China schon lange streiten.
Kürzlich eröffnete ein chinesisches Ehepaar also den Diaoyu Islands Malatang Noodle Shop im Viertel Chaoyang, um aus der Schlammschlacht zwischen China und Japan Profit zu schlagen.
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Kleine chinesische Modell-Kampfjets hängen von der Decke, während die Gäste Nudelsuppe schlürfen. In der Ecke steht ein Maschinengewehr, an der Wand hängen Bilder der Inseln und ein Schild, das verkündet: „Die Diaoyu-Inseln gehören zu China.” Das mag zwar nach einer unfreundlichen Atmosphäre klingen, aber obwohl Zhang eine Militärjacke und Lu einen „kugelsicheren” Camouflage-Anzug trägt, strahlen die beiden unglaublich viel Wärme und Freundlichkeit aus.
Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, wie genau der Nudel-Shop zu einer Lösung des Konflikts beitragen soll, aber es ist definitiv eine wirksame Art, seinen Patriotismus zur Schau zu stellen. „Wir benutzen dieses Restaurant, um der Welt unseren Standpunkt zu kommunizieren.”, sagt Lu.
Bei der patriotischen Darbietung wird noch eine Schippe draufgelegt, als Lu eine Schüssel Hot Pot an ein Seil hängt und einen Knopf drückt. Die Schüssel hängt von einem Transportsystem herunter und an der Unterseite ist ein aufgeklebtes Bild eines Kampfjets zu sehen. Sie gleitet über die Köpfe hinweg und landet auf einem Metalltisch im Kochbereich.
Auf den ersten Blick ist es nicht ganz offensichtlich, aber der Tisch soll eine Nachbildung des Liaoning sein: Ein in der Ukraine hergestellter Flugzeugträger, der das Herzstück der chinesischen Volksbefreiungsarmee darstellt. „Alle Details wurden exakt nach dem Vorbild des richtigen Liaoning gebaut”, sagt Lu über den etwas schmuddeligen Küchenbereich. „Wenn du ihn ins Wasser schmeißt, wird er sogar treiben.”
Zhang erklärt uns die Bedeutung dieses hauseigenen Flugträgers. Das Lokal sei nach den vier Prinzipien gebaut worden, die die Pekinger Regierung fördert: Patriotismus, Innovation, Inklusion und Tugendhaftigkeit.
„Das erste Prinzip, Patriotismus, ist sehr offensichtlich”, sagt sie und zeigt auf eine chinesische Flagge über dem Kochbereich und die Nachbildung eines Maschinengewehrs. „Die Innovation spiegelt sich im Design des Flugträgertischs und im Essenstransportsystem wider”, fügt sie hinzu, während eine weitere Schüssel auf einem Tisch landet.
Der Inklusionsaspekt lässt sich ein bisschen schwieriger verkaufen, weil das Restaurant ja immerhin auf den Konflikt mit Japan aufbaut. „Wir würden japanischen Kunden, die Chinas Herrschaft über die Diaoyu-Inseln anerkennen, einen Rabat gewähren”, sagt Zhang. „Das bedeutet für uns Inklusion.”
Zhang und Lu behaupten beharrlich, dass ihr Restaurant keine anti-japanischen Ansichten vermitteln will und dass Japaner bei ihnen willkommen sind. „Wir hatten einmal eine japanische Journalistin als Gast, die politisch eher rechts gesinnt war”, sagt Lu beispielshalber. „Sie hatte Bedenken, dass sie nicht eintreten darf, ohne ‚Die Inseln gehören China’ laut sagen zu müssen. Aber sie wurde herzlich von uns empfangen und bestellte Gerichte wie die Granate (gebratene Bananen) und die Kanonenkugel (gebratene Süßkartoffeln).”
Wie bei vielen bizarren Erlebnisrestaurants in Asien ist auch bei Diaoyu Islands Malatang Noodle Shop nicht die Qualität des Essens das schlagende Argument. Der Hot Pot und die Nudelgerichte sind ganz in Ordnung und werden frisch zubereitet. Aber es schmeckt auch jedes Essen besser, wenn es dir von einem Kellner in einer kompletten Militäruniform gereicht wird, nachdem es über deinen Kopf hinweg auf eine Flugzeugträger geflogen ist.
Ich hatte erwartet, das Restaurant mit einem widerlich xenophoben Nachgeschmack zu verlassen. Aber Zhang und Lu waren so freundlich und zuvorkommend, dass man sich nicht vorstellen kann, dass sie wirklich einen auf Volksbefreiungsarmee machen würden, würden ihre Gäste mit japanischen Flaggen herumwedeln.
„Wir hoffen, die beiden Länder finden eine friedliche Lösung für das Insel-Problem”, sagt Lu. „Weder die Chinesen noch die Japaner wünschen sich einen Krieg. Das sagte ich zur japanischen Journalistin und sie antwortete: ‚Ja, wir sind Freunde und ich werde zurückkommen.’”
Also: Make Noodles, not War.